Autoindustrie Bei VW in Zwickau droht Stellenabbau

13. September 2023, 11:26 Uhr

Für rund 1,2 Milliarden Euro hat Volkswagen sein Werk in Zwickau für die Herstellung von E-Autos umgebaut. Doch der Absatz der Fahrzeuge läuft nicht so, wie gedacht. Nun könnte es Konsequenzen geben, es droht der Wegfall hunderter Stellen. Konzern, Gewerkschaft und Betriebsrat halten sich noch bedeckt.

Aktuelle Nachrichten finden Sie jederzeit auf mdr.de und in der MDR Aktuell App.

Bei Volkswagen Sachsen droht offenbar ein Stellenabbau. Wie die "Freie Presse" berichtet, sollen die Mitarbeiter noch in dieser Woche auf Betriebsversammlungen darüber informiert werden. Der Grund für die geplanten Kürzungen ist demnach die geringe Nachfrage nach Elektroautos des Herstellers.

Nach Informationen der "Deutschen Presse-Agentur" (dpa) ist im Gespräch, befristete Verträge von Mitarbeitern nicht zu verlängern. Derzeit arbeiten mehr als 2.000 Menschen bei Volkswagen Sachsen mit befristeten Verträgen. Autoexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach geht davon aus, dass mittelfristig von den knapp 11.000 Mitarbeitern etwa 1.100 gehen müssen: "Ich rechne damit, dass es in den nächsten sechs bis acht Monaten Maßnahmen geben wird, um die Kapazität zurückzufahren." Dies habe auch Auswirkungen auf die Personalsituation. Er erwarte, dass aus Kostengründen zehn Prozent der Belegschaft reduziert werden", erkärte der Autoexperte.

Man muss damit rechnen, dass zehn Prozent der Belegschaft reduziert werden.

Stefan Bratzel Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach

Gewerkschaft will sich am Donnerstag äußern

Auf Anfrage von MDR SACHSEN wollte sich Volkswagen zunächst nicht zu einem möglichen Stellenabbau äußern. Auch die Gewerkschaft IG-Metall und der Betriebsrat von VW gaben auf Nachfrage an, erst am Donnerstag zu den Plänen Stellung beziehen zu wollen. Dass auf den Betriebsversammlungen schon Nägel mit Köpfen gemacht werden, was den Umfang des Stellenabbaus anbelangt, ist nach MDR-Informationen nicht zu erwarten, da die Gewerkschaft ein Mitbestimmungsrecht hat. Außerdem können auch befristete Verträge nicht einfach von heute auf morgen gekündigt werden.

Sachsen soll Autoland bleiben

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) äußerte sich am Mittwoch im Gespräch mit MDR SACHSEN besorgt. "Sachsen will Automobilland bleiben. Wir müssen den Beschäftigten in der Branche deutlich machen, dass sie gebraucht werden", so Dulig. Es sei aber jetzt nicht die Zeit für Alarmismus. Vielmehr brauche es einen Plan, wie die Nachfrage nach E-Autos auch in Sachsen gestärkt werden könne. Dulig brachte beispielsweise eine mögliche Leasing-Kampagne mit sächsischen Unternehmen ins Spiel, um deren Fuhrparks auf E-Autos umzurüsten.

Wir sollten jetzt nicht Alarmismus verbreiten, sondern Wege suchen, wie wir Kaufinteressenten zu Volkswagen bringen (...) , damit die Bestellungen wieder nach oben gehen.

Martin Dulig (SPD) sächsischer Wirtschaftsminister

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bedauerte die Informationen aus Zwickau. "Wir waren stolz darauf, was bei VW in Sachsen in Bezug auf die Elektromobilität vorangeht", so Kretschmer. So erfolgreich, wie gedacht, sei es dann doch nicht verlaufen und das werde die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frustrieren. Es gelte jetzt herauszufinden, ob das hätte sein müssen, so der Ministerpräsident.

Erst kürzlich Werk umgebaut

VW hat sein Werk in Zwickau in den vergangenen Jahren für 1,2 Milliarden Euro zur reinen Fabrik für Elektrofahrzeuge umgebaut. Dieses Jahr sollte die Produktion dem Unternehmen zufolge eigentlich steigen. Stattdessen könnte es nun zur Reduzierung von Schichten kommen.

Hauptgrund für die sinkenden Verkaufszahlen könnte nach Zeitungsangaben sein, dass ab September gewerblich genutzte E-Autos nicht mehr gefördert werden. Die einheimische Nachfrage ist nach MDR-Informationen allerdings nur ein Teil der Sorgen bei VW. Das Werk in Zwickau sollte eigentlich für den gesamten europäischen Markt produzieren. Offenbar ist die Nachfrage nach E-Autos von VW in Europa aber deutlich geringer als erhofft.

MDR (ama/ben/sth)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 13. September 2023 | 07:00 Uhr

51 Kommentare

nasowasaberauch am 14.09.2023

Es geht auch anders, siehe BMW. Deren Auftragsbücher sind voll weil sie alle Modelle vom Verbrenner bis zum eAuto alles in einer Produktionslinie bauen und so auf die Nachfrage reagieren können. Ein glasklarer Managementfehler von VW zu Lasten der Mitarbeiter. Wer nur auf ein Pferd setzt kann auch das falsche erwischen.

DER Beobachter am 14.09.2023

Die Seriösität der chinesischen Billigschwemme hier wird, wie an anderer Stelle erwähnt, gerade von den europäischen Behörden untersucht. Sind ja alle europäischen Produzenten dran interessiert...

DER Beobachter am 14.09.2023

Wobei Entfernungen nicht das eigentliche Hindernis sein müssten, wie exzellent Norwegen beweist und sicher auch gerade China. Die Ladeinfrastruktur (die ja auch in D noch nicht so doll ist) mag (noch...) ein Problem sein...

Mehr aus Zwickau, Altenburg und Greiz

Mehr aus Sachsen

Ein Weihnachtsmarkt mit vielen Lichtern 2 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK