Symbolbild Halloween-Party -Leuchtender Kürbis, daneben liegen Kopfhörer
Der Erfurter Club Central hat einen Auftritt des Hardtekk-DJs "Zahni" abgesagt. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO/Pond5 Images

Halloween DJ-Auftritt in Erfurt abgesagt: Club distanziert sich von Rechtsextremismus

25. Oktober 2023, 05:10 Uhr

"Erlebt das schaurigste Halloween-Event der Stadt, mit gigantischer Dekoration, vielen Specials und der gruseligsten Atmosphäre des Jahres!": So bewirbt der Erfurter Club Central seine diesjährige Halloween-Party. Nicht dabei ist ein DJ mit rechtsextremem Hintergrund, sein Auftritt wurde vom Club abgesagt.

Nicht nur Totengeister, Kürbisköpfe und Gespenster sollten in der Erfurter Großraumdisco zur Halloween-Party ihren Auftritt haben. Auch Hardtekk-DJ "Zahni" alias Alex Walter sollte bei der Horror-Nacht auflegen - ein Act mit deutlichen Bezügen zum Rechtsextremismus. Das Magdeburger Electro-Label "Strezzkidz", bei dem "Zahni" unter Vertrag ist, sorgte in der Vergangenheit immer wieder mit Verbindungen in die rechtsextreme Szene und mangelnder Distanzierung von Neonazi-Ideologie für Ärger in der Club-Szene.

Berichte über die rechtsextremen Bezüge wurden bereits vor Monaten von dem Online-Portal "Belltower News" der Berliner Amadeu-Antonio-Stiftung öffentlich gemacht. Mehrfach wurden Acts des Labels wegen rechtsextremer Verbindungen von Veranstaltungen wieder ausgeladen.

Nach MDR-Anfrage: Club sagt Auftritt ab

Auf MDR-Anfrage äußerte ein Sprecher des Erfurter Clubs sein Bedauern und bedankte sich für den Hinweis zu den rechtsextremen Verbindungen des DJs. Der Veranstalter der Party sei sofort verpflichtet worden, den Künstler aus dem Programm zu nehmen.

"Unser Standpunkt zum Thema ist ganz klar und es gibt da in unserem Haus auch keinen Interpretationsspielraum: Rechtsextremismus bekommt bei uns keine Bühne!", so der Sprecher. "Ich denke, ich muss nicht klarmachen, wie sehr mir dieser ganze braune Mist auf die Nerven geht."

Rechtsextremismus bekommt bei uns keine Bühne!

Central Club Erfurt

Es ist bereits der zweite Fall in diesem Jahr, bei dem im Club Central ein Auftritt wegen Rechtsextremismus-Vorwürfen aus dem Programm genommen wurde. Im Februar wurde bereits ein Konzert der Thüringer Band Weimar abgesagt, nachdem eine SPIEGEL-Reportage die rechtsextremen Hintergründe der Band offengelegt hatte. Mehrere Mitglieder stammen demnach aus der Neonaziszene. Im Anschluss an diese Enthüllungen sagten die Veranstalter die Deutschland-Tour der Band ab - darunter auch den Auftritt in Erfurt.

Bereits zuvor im Club Central aufgetreten

Der Erfurter Grünen-Stadtrat Jasper Robeck sagte, der DJ sei klar der rechten Szene zuzuordnen. "Mitglieder des Labels beziehen sich positiv auf den Nationalsozialismus. Dafür darf es in der Erfurter Clubkultur keinen Platz geben. Mich erschüttert, dass der DJ offenbar regelmäßig in Erfurt auftreten darf."

Die Clubs haben die Aufgabe, allen Menschen einen sicheren Ort zu bieten.

Jasper Robeck Grünen-Stadtrat Erfurt

Tatsächlich war "Zahni" nach MDR-Informationen bereits zuvor im Club Central aufgetreten. Robeck weiter: "Die Erfurter Clubs sind für viele junge Menschen ein Ort, um dem Alltag zu entfliehen, und ein Safe Space, insbesondere auch für Personen mit Diskriminierungserfahrung. Die Clubs haben die Aufgabe, allen Menschen einen sicheren Ort zu bieten." Das schließe einen Auftritt eines DJ der extrem rechten Szene aus.

Jasper Robeck, Grünen-Stadtrat in Erfurt
Jasper Robeck, Grünen-Stadtrat in Erfurt Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Info-Möglichkeiten für Veranstalter

Der Musikwissenschaftler und Rechtsrockexperte Thorsten Hindrichs sagte, der Auftritt eines solchen Acts trage zu einer weiteren Normalisierung extrem rechter Einstellungen bei. Wenn sich Veranstalter und Locations bei der Einordnung eines Künstlers unsicher seien, gäbe es "von den Mobilen Beratungen gegen Rechtsextremismus in den einzelnen Bundesländern bis hin zu Online-Portalen wie 'Belltower News' wirklich genügend Anlaufstellen, die von Veranstaltern und/oder Locations um entsprechende Unterstützung angefragt werden können."

Die Diskussionen in Social-Media-Kanälen nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Acts von "Strezzkidz" zeigten, dass es innerhalb der Elektroszene durchaus ein Problembewusstsein gebe.

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MDR (cfr)

68 Kommentare

Fakt vor 27 Wochen

@Tpass:

Eben, wo es möglich ist.
Und in dem im Artikel geschilderten Fall ist es nicht möglich, weil der Veranstalter es nicht will! Und das ist sein gutes Recht.

Peter vor 27 Wochen

Tja, Hobby-Viruloge007: Und der Betreiber des Klubs hat ein Vertrags- und Hausrecht.
Dies hat er ausgeübt. Nicht mehr und auch nicht weniger.
Er mag halt keine rechtsradikalen DJs in seinen 4 Wänden. So einfach ist das.

Janes vor 27 Wochen

Wozu @ Luberjack?! Wer sich sachlich informieren will zum Thema "Antifa" wird am ehesten fündig bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Die dortige Suchfunktion ergibts 250 Treffer zu Antifa. Sicherlich ein kontrovers aufgeladener Begriff.

Allerdings ist das hier nicht das Thema.

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