Mehrere Menschen während eines Prozesses am Landgericht Erfurt
Angeklagte einer kriminellen Jugendbande aus Ilmenau vor dem Landgericht Erfurt (Archivbild). Bildrechte: Conny Hartmann

Justiz Erpresst, bedroht, verletzt: Jugendbande aus Ilmenau verurteilt

23. Mai 2024, 15:22 Uhr

Eine Jugendbande hat über Monate Passanten in Ilmenau beraubt und misshandelt. Jetzt fiel in Erfurt das Urteil im Prozess gegen fünf Täter. Vier von ihnen zu Freiheitsstrafen verurteilt, einer freigesprochen.

Vier von fünf Mitglieder einer kriminellen Jugendbande aus Ilmenau sind am Donnerstag verurteilt worden. Das Landgericht Erfurt sah es als erwiesen an, dass die jungen Männer im Alter von 17 und 22 Jahren im vergangenen Jahr Passanten in der Ilmenauer Innenstadt erpresst, bedroht und verletzt haben. Nach dem Jugendstrafrecht wurden gegen drei Angeklagte Freiheitsstrafen zwischen acht Monaten und drei Jahren und vier Monaten verhängt. Darunter ist der Kopf der Bande. Der Älteste wurde nach Erwachsenenstrafrecht zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt, ein Angeklagter wurde freigesprochen. Ihm konnte nicht nachgewiesen werden, welche Rolle er bei den Übergriffen gespielt hat.

Richterin spricht von Machtdemonstration

Einige der Angeklagten müssen nun mit ausländerrechtlichen Konsequenzen rechnen. Die jungen Männer waren teilweise vorbestraft, die Straftaten begingen sie wenige Monate nach ihrer Haftentlassung. Die Richterin sagte in der Urteilsbegründung, dass sich die Männer zusammengeschlossen haben, um ihre Macht zu demonstrieren, sich stark zu fühlen und andere Menschen "zu terrorisieren und zu verletzen". Die Gruppe hatte sich selbst als "Mafia von Ilmenau" bezeichnet.

Nach Ansicht des Gerichts ging es den jungen Männern nicht um Geld oder Drogen. Die Richterin kritisierte, dass die Täter bereits früher hätten ermittelt werden können. Zudem seien keine wesentlichen Beweise wie Smartphones sichergestellt worden.

Sicherheitsvorkehrungen nach Übergriffen verstärkt

Die fünf Männer waren in insgesamt 16 Fällen angeklagt. Sie fügten ihren Opfern unter anderem Schnittwunden im Gesicht, Prellungen und Hämatome am ganzen Körper zu. Die Übergriffe auf Passanten und Studierende ereigneten sich im Frühjahr und Sommer vorigen Jahres unter anderem an der Eishalle, auf dem Universitätscampus sowie am Wetzlarer Platz. Vor allem Studierende waren nach den Vorfällen verunsichert. Daraufhin wurde unter anderem die Präsenz des Sicherheitsdienstes der Technischen Universität erhöht.

Ein Sprecher des Studierendenrats sagte, erst nach den ersten Verhaftungen hätten sich die Lage sowie das Sicherheitsgefühl entspannt. Derzeit wirbt eine gemeinsame Kampagne von Stadt, Kreis und TU mit dem Titel "Wir sind Ilmenau" für Zusammenhalt und Toleranz. Auch die Taten der am Donnerstag verurteilten Schlägertruppe waren laut einem Universitätssprecher Grund für diese Aktion.

MDR (wdy/co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 23. Mai 2024 | 15:00 Uhr

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