Ein Baum wirft einen Schatten auf den Theaterplatz vor dem Theater Erfurt.
Mehre mutmaßliche Missbrauchsopfer beschuldigen laut Gleichstellungstellungsbeauftragter Mitarbeiter des Theaters in der Thüringer Landeshauptstadt. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Untersuchung gefordert Vorwürfe der sexuellen Übergriffe gegen Mitarbeiter des Erfurter Theaters - Stadt bestellt Kommission

24. Oktober 2023, 23:52 Uhr

Nach einem Bericht über sexuelle Übergriffe durch Mitarbeiter will das Theater Erfurt reagieren. Auch die Stadt kündigte an, eine Kommission einzurichten. Zusätzlich erhebt der Kulturdezernent Vorwürfe gegen die Gleichstelltungsbeauftragte der Stadt. Sie sei im Umgang mit dem Fall vom vorgesehenen Verfahren abgewichen.

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Nach einem Bericht über mutmaßliche sexuelle Übergriffe will das Theater Erfurt reagieren. Wie eine Sprecherin mitteilte, ist das Theater mit ernstzunehmenden Vorwürfen konfrontiert, die nun aufgearbeitet werden sollen. Darüber hinaus habe das Theater der Stadtverwaltung Erfurt empfohlen, den Vorgang unabhängig untersuchen zu lassen. Weitere Informationen wurden seitens des Theaters zunächst nicht abgegeben.

Die Stadt Erfurt teilte am Dienstag mit, dass sie möglicherweise die Staatsanwaltschaft einschalten wolle. Dies werde aktuell geprüft, bestätigte ein Sprecher. Wichtig sei eine unabhängige Aufklärung.

Gleichstellungsbeauftrage: Konkrete Anschuldigungen von Sängerinnen

Hintergrund ist ein Bericht der "Thüringer Allgemeinen", der am Samstag veröffentlicht wurde. Darin hatte die kommunale Gleichstellungsbeauftragte Mary-Ellen Witzmann über mutmaßliche Übergriffe von Theater-Mitarbeitern auf sechs Personen berichtet. Konkret würden Witzmann demnach Schreiben mit Anschuldigungen von Sängerinnen aus dem Jahr 2019 sowie aktuellere Fälle vorliegen.

Stadt wirft Gleichstellungsbeauftragter Fehlverhalten vor

Die Stadtverwaltung warf der Gleichstellungsbeauftragten am Montag in der Sache eigenmächtiges Verhalten vor. Das Gleichstellungsgesetz sehe keine eigenständigen Ermittlungen durch die Beauftragte vor, teilte sie mit. Witzmann habe Beschwerden über sexuelle Belästigung entgegenzunehmen, die Betroffenen zu beraten und die Mitteilungen mit deren Einverständnis an die Dienststellenleitung weiterzuleiten.

Die Gleichstellungsbeauftragte habe trotz mehrfacher Aufforderung weder einen Bericht noch Belege vorgelegt, die ein Handeln der Stadtspitze erlaubt hätten. Ferner habe sie den Angaben nach die Presse informiert, bevor sie ihre Analyse dokumentiert und ihrem Vorgesetzten mitgeteilt habe.

Tobias Knoblich, Kulturdezernent der Stadt Erfurt
Tobias Knoblich, Kulturdezernent der Stadt Erfurt, kritisiert die städtische Gleichstellungsbeauftragte scharf. Bildrechte: imago images/VIADATA

Kulturdezernent: "Kommt einer Vorverurteilung gleich"

Der Erfurter Kulturdezernent Tobias Knoblich wird in der Mitteilung mit den Worten zitiert, das komme nicht nur einer Vorverurteilung aller beteiligten Akteure gleich, sondern gefährde auch das eigentliche Verfahren. Aus diesem Grund habe Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) der Gleichstellungsbeauftragten die Veröffentlichung der Vorwürfe untersagt.

Weiter sagte Knoblich, durch das Verhalten Witzmanns werde die vorbehaltlose und schnelle Aufklärung der Vorwürfe verhindert und es entstehe der Eindruck, dass die Stadtspitze kein Interesse an diesem Thema habe. Die Stadt dulde aber weder sexuelle Gewalt noch Machtmissbrauch.

Missbrauchsvorwürfe an Erfurter Theater: OB setzt Kommision ein

Der Mitteilung zufolge hat Bausewein zwischenzeitlich eine Kommission unter Leitung des Dezernenten beauftragt, den Vorwürfen nachzugehen. Der Personalrat des Theaters sei dabei eingebunden. Reagiert haben auch einige Stadtratsfraktionen.

Die gleichstellungspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion im Thüringer Landtag, Karola Stange, sagte, sie finde es "unerhört, dass eine Gleichstellungsbeauftragte daran gehindert" werde, "Transparenz und Gleichberechtigung herzustellen". Stadträtin Laura Wahl (Grüne) teilte mit, ihre Fraktion erwarte, dass die Vorwürfe "vollumfänglich aufgeklärt werden".

So finden Gewaltbetroffene Hilfe und Rat:

Sie sind selbst von körperlicher Gewalt oder einer anderen Form von Missbrauch betroffen oder suchen persönlichen Rat? Die Ökumenische Telefonseelsorge Erfurt berät kostenfrei unter 0800-111 0 111 und 0800 -111 0 222.

Auch die Telefon-Hotline des Opferschutz-Vereins
"Weißer Ring" ist täglich von 7 bis 22 Uhr zu erreichen. Anonym und kostenlos unter 116 006. Weitere Kontaktmöglichkeiten finden Sie im folgenden Link:

MDR (kk/ls)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 23. Oktober 2023 | 15:30 Uhr

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