Dicht umlagert waren zum Tag der Offenen Tür am Theater Erfurt die Requisiten- und Kostümflohmärkte.
Dicht umlagert waren zum Tag der Offenen Tür am Theater Erfurt die Requisiten- und Kostümflohmärkte. Doch das Theater hat mit Besucherrückgängen zu kämpfen. Bildrechte: Lutz Edelhoff / Theater Erfurt

Kultur Immer weniger Besucher im Erfurter Theater

24. September 2023, 19:32 Uhr

Das Erfurter Theater hat mit sinkenden Zuschauerzahlen zu kämpfen. Mehr Tanz und Schauspiel sollen wieder mehr Besucher anlocken. Das 20. Jubiläum des Theaterneubaus wurde am Wochenende mit einem Tag der offenen Tür und einem Festakt gefeiert.

Das Erfurter Theater leidet unter einem Besucherschwund. Nach Theaterangaben waren die Vorstellungen im Vorjahr zu 74 Prozent ausgelastet. Das seien zehn Prozent weniger gewesen als im Vor-Corona-Jahr 2019. Inflation und hohe Energiekosten hielten potenzielle Gäste vom Theaterbesuch ab.

Kulturdezernent: Trennung von Tanz und Schauspiel war ein Fehler

Neue Formate in der Studiobox und wieder mehr Schauspiel und Tanz sollen die Besucher wieder zurückholen. Dass sich Erfurt damals davon getrennt hatte, sei aus heutiger Sicht ein Fehler gewesen, sagte Kulturdezernent Tobias Knoblich MDR THÜRINGEN. Die Idee, mit dem Deutschen Nationaltheater Weimar zusammenzugehen, habe nicht funktioniert. Dabei sollte sich Erfurt auf das Musiktheater, Weimar hingegen auf Schauspiel und Tanz konzentrieren.

Besucherzahlen bei Domstufen-Festspiele blieb hinter Erwartungen zurück

Die jährlichen Domstufenfestspiele blieben in diesem Jahr ebenfalls hinter den Erwartungen zurück. Die Auslastung lag nach Theaterangaben bei lediglich 65 Prozent. International sorgte die Erfurter Oper jedoch mit Uraufführungen wie "Waiting for the Barbarians" oder der Rockoper "Jedermann" für Furore.

Die erste große Produktion der neuen Saison feiert am kommenden Samstag Premiere. Dann wird im Großen Haus die Oper "Peter Grimes" von Benjamin Britten aufgeführt.

Blumen blühen auf dem Theaterplatz vor dem Theater Erfurt.
Vor 20 Jahren wurde der Theaterneubau in Erfurt eingeweiht. Am Wochenende gab es daher einen Festakt. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Tausende bei Tag der offenen Tür - Festakt für 20 Jahre Neubau

Der Theaterneubau im Erfurter Stadtteil Brühl war 2003 der erste Opernneubau Deutschlands im 21. Jahrhundert. Seit dem gab es zirka 250 Inszenierungen und 200 Sinfoniekonzert-Programme. Mit einem Festakt beging das Theater am Sonntag den 20. Geburtstag seines Neubaus. Das aus dem 19. Jahrhundert stammende alte Erfurter Opernhaus war 1997 wegen Baumängeln geschlossen worden. Die Stadt Erfurt entschied sich daraufhin für einen Neubau.

Die Mezzosopranistin Katja Bildt wurde während der Veranstaltung laut Theater mit dem Titel "Kammersängerin" aufgrund ihrer "herausragenden Verdienste" am Theater ausgezeichnet. Generalintendant Guy Montavon hob ihre Zuverlässigkeit und Leidenschaft hervor, und dass sie sich zu einem "absoluten Publikumsliebling" entwickelt habe.

Die Mezzosopranistin Katja Bildt wurde am Theater Erfurt mit dem Titel "Kammersängerin" aufgrund ihrer "herausragenden Verdienste" ausgezeichnet.
Die Mezzosopranistin Katja Bildt wurde am Theater Erfurt mit dem Titel "Kammersängerin" aufgrund ihrer "herausragenden Verdienste" ausgezeichnet. Bildrechte: Lutz Edelhoff / Theater Erfurt

Zum Tag der offenen Tür waren zuvor am Samstag Theaterangaben rund 5.500 Gäste gekommen. Zum Programm gehörten live gesungene Arien und Orchesterproben, aber auch Flohmärkte, Führungen und Workshops. Die Requisiten- und Kostümflohmärkte seien laut Theater regelrecht von den Besuchern belagert worden.

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Zum Tag der Offenen Tür des Theaters Erfurt bildeten sich teils auch längere Schlangen.
Zum Tag der Offenen Tür des Theaters Erfurt bildeten sich auch längere Schlangen. Bildrechte: Lutz Edelhoff / Theater Erfurt

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Im Podium: Guy Montavon, Generalintendant des Theaters Erfurt (v.l.n.r), Andreas Bausewein, Oberbürgermeister der Stadt Erfurt, Anica Happich, Schauspielerin und Kulturaktivistin und Bodo Ramelow, Ministerpräsident Thüringens und Gründungsmitglied der Gesellschaft der Theaterfreunde Erfurt Bildrechte: MDR / Antje Kirsten

MDR (cfr/kir)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 24. September 2023 | 13:00 Uhr

5 Kommentare

DIT vor 33 Wochen

Exakt so isses: Mehr wird zukünftig nicht gehen. Und: Die vergangenen 20 Jahre waren so schlecht nicht.

Können wir nicht neben der Oper (hatd to say) etwas Belastbares aufbauen?

Und bitte nicht den Bildungsauftrag vergessen: Wie oft im Jahr gehen Erfurter Schulklassen in ein Theater?

MAENNLEiN-VON-DiESER-WELT vor 33 Wochen

Ein Theater ist eine sog. „freiwillige“ Leistung einer Kommune — bei
aller Sympathie für Welt-Erbe-Statussen, die uns keinen Cent
extra einspielen !

Was nun „das Programm“ ( den Spielplan ) betrifft:
ein kommunaler Theatereigenbetrieb ist kein „Privatzirkus“ !
Da muss ich überlegen, was ich mir unter gestiegenen Preisen
( Mindestlohn & Co sei „Dank“ ) als neue Intendanz ab 2027
noch werde leisten können oder sollte ich das Haus
perspektivisch besser gleich dem Träger zur Vermietung ( z.B. für zukünftige Landtagssitzungen ) zurück geben , auf meinen „Intendantenmustervertrag“ verzichten und die (letzte) noch in Erfurt verbliebene Theater-Sparte
auch abschaffen…?

…und mal ganz ehrlich: wir hier in Erfurt machen handwerklich gutes Theater für diese Stadt — wie „die da drüben in Weimar“ eben auch ! Niemand ( der Genossen im Stadtrat ) hatte jemals die Absicht … beide Theater zu konfusionieren !



…und Stuttgart ist nicht Erfurt und nicht Gießen und nicht Masserberg ! 🌻

MAENNLEiN-VON-DiESER-WELT vor 33 Wochen

20 Jahre
Theater - Ersatz - Neubau in Erfurt ? Gar
nicht öffentlich bemerkt… 🫣🤭 Mazal tov !

Naja,
uns ehemalige Erfurter Theaterschaffende lädt ja - seit den Spartenauflösungen vor 20 Jahren und der Abgabe der einstigen Häuser in private Hand - längst keiner mehr ein zu derartigen „geschlossenen“ Events eines Stadttheaters…

…und das zeugt eben auch von der „besonders wertschätzenden
Unternehmenskultur“ gegenüber den Mitarbeitenden und
gegenüber den Ehemaligen ! 😖

Wir würden solche Peinlichkeiten tunlichst vermeiden , wenn wir in
leitender Position einer Stadtverwaltung oder einer Staatskanzlei
wären und wiedergewählt werden wollten… 😉 Naja, „Proleten“
eben… Auch unter den Jugendfreunden in der CDU… 🍺 😵‍💫

Der zufriedene Mitarbeiter ist ein guter. Nur der.

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