Müll am Hochwasserrückhaltebecken in Straußfurt
Das Schwemmgut können bei einer neuen Hochwasserlage das Abschlussbauwerk verstopfen. Bildrechte: MDR/Florian Girwert

Kreis Sömmerda Hochwasser-Rückhaltebecken bei Straußfurt: Auch einen Monat später wird noch aufgeräumt

23. Januar 2024, 19:46 Uhr

Einen Monat ist Weihnachten schon wieder her und damit auch das Hochwasser, das ausgerechnet über die Feiertage viele Betroffene in Nordthüringen und Sachsen-Anhalt in Atem hielt. Die Aufräumarbeiten dauern an: auch am Hochwasser-Rückhaltebecken in Straußfurt im Landkreis Sömmerda.

Rund um das Hochwasser-Rückhaltebecken bei Straußfurt sieht es eigentlich ganz idyllisch aus. Das Auffangbecken ist ein Naturschutzgebiet. Kraniche und andere Vögel machen hier Rast oder überwintern hier. Heute wird die Idylle jedoch von einem Bagger gestört. Er fährt an den Rändern des Beckens entlang und sammelt Holz und Müll auf: Alles was mit dem Hochwasser angespült wurde. Die Aufräumarbeiten können bis zu zwei Monate dauern.

Für Detlef Hogh von der Thüringer Fernwasserversorgung gilt: "Nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser. Sobald die Welle in der Unstrut abgeflacht war, wurde auch die Abgabe von den 20 Kubikmetern pro Sekunde erhöht, um Wasser abzuleiten, das Becken zu entleeren, um vorbereitet zu sein, wenn das nächste Hochwasser kommt." Trotz des aktuellen Tauwetters und des schmelzenden Schnees sei damit aber derzeit nicht zu rechnen, sagt Hogh.

Schwemmgut könnte Abfluss des Wassers verstopfen

Das Schwemmgut jetzt zu entfernen, ist nicht nur aus Umweltgründen wichtig. Die teilweise großen, sperrigen Hölzer und anderen Gegenstände können bei einer neuen Hochwasserlage leicht das Abschlussbauwerk verstopfen, also die vier großen Tore, die für den Abfluss des Wassers zuständig sind.

Detlef Hogh von der Thüringer Fernwasserversorgung ist verantwortlich für 25 Stauanlagen in Nordthüringen. Die Stauanlage bei Straußfurt kann 18,6 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen. Seiner Einschätzung nach war das Hochwasser an Weihnachten noch recht einfach zu stemmen.

Ein Mann steht am Rand eines Hochwasser-Rückhaltebeckens.
Detlef Hogh von der Thüringer Fernwasserversorgung am Hochwasser-Rückhaltebecken bei Straußfurt.  Bildrechte: MDR/Vanessa Clobes

Zum Vergleich nennt er das Hochwasser im Sommer 2013: "Damals waren nicht 125 Kubikmeter pro Sekunde in der Spitze, sondern 280 Kubikmeter pro Sekunde. Also für Straußfurt war die Situation im Dezember moderat." Hilfreich war auch, dass das Rückhaltebecken wegen Sanierungsarbeiten weitgehend abgelassen war, als das Weihnachtshochwasser kam.

Müll am Hochwasserrückhaltebecken in Straußfurt
Noch ist nicht alles Schwemmgut am Beckenrand entfernt. Bildrechte: MDR/Florian Girwert

Hochwasserschutz wird immer wichtiger

Durch den Klimawandel wird der Hochwasserschutz immer wichtiger. Detlef Vogt und sein Team stellen sich bereits darauf ein: "Fakt ist: Aufgrund der globalen Veränderungen merken wir, dass Starkniederschlagsereignisse mit Trockenperioden verstärkt auftreten. Man kann heute nicht mehr sagen, das ist nur zu einer bestimmten Jahreszeit."

Auch deshalb soll das Becken vergrößert und ein Teil saniert werden. Um 10 Millionen Kubikmeter soll es vergrößert werden. Das Abschlussbauwerk weist große Betonschäden auf und muss erneuert werden. So soll die Stauanlage fit gemacht werden für die nächsten 50 Jahre. Das Land Thüringen muss dafür mindest 60 bis 70 Millionen Euro einplanen, damit auch bei künftigen Hochwasserlagen alles so reibungslos funktioniert wie im Dezember 2023.

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MDR (jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 23. Januar 2024 | 19:00 Uhr

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