Bauhaus Museum Thüringen
Das Bauhaus-Museum will das Format bei "Bei Anruf Kultur" inhaltlich weiter ausbauen. Bildrechte: IMAGO / Jürgen Ritter

Mit den Ohren sehen Bauhaus-Museum Weimar bietet Führungen per Telefon an

14. Dezember 2023, 19:08 Uhr

Mit Museumsführungen per Telefon soll Kultur direkt nach Hause geholt werden können. Das Projekt "Bei Anruf Kultur" richtet sich vor allem an blinde und sehbeeinträchtigte Menschen. Als erstes Museum in Thüringen kann jetzt auch das Bauhaus-Museum über das Telefon besucht werden.

Schnell noch eine Tasse Tee geschnappt und das kulturelle Abendprogramm kann losgehen. Das Weimarer Bauhaus-Museum kann jetzt vom Sofa aus mit nur einem Anruf besucht werden. Auf der anderen Seite des Hörers sitzt Larissa Lorenz, Museumspädagogin bei der Klassik-Stiftung. Sie hat schon viele Führungen durch das Bauhaus-Museum gegeben - trotzdem ist dieses Mal alles anders.

Führung für Menschen mit Sehbeeinträchtigung

Nein, "Bei Anruf Kultur" ist keine Aufforderung zu mehr Bequemlichkeit. Mit den Telefonführungen sollen all die Menschen erreicht werden, die eine Ausstellung aus unterschiedlichsten Gründen nicht vor Ort erleben können. Die Idee dazu hatte der Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg (BSVH).

Für Menschen mit Sehbeeinträchtigung sei es noch immer so gut wie ausgeschlossen, selbstständig kulturelle Angebote wahrzunehmen, so der Verein auf seiner Website. Das beginne schon damit, dass die Betroffenen ihren Führhund nicht mit ins Museum nehmen dürfen.

Das Angebot richte sich aber auch an andere Personengruppen, sagt Melanie Wölwer. Zum Beispiel an Menschen, die nicht mobil sind oder sich aus psychischen Gründen nicht in öffentliche Räume trauen.

Telefonführungen kostenlos von zu Hause

Das Konzept der Telefonführungen ist simpel: Statt vor Ort zu sein, können sich die Teilnehmer kostenlos von zu Hause mit dem Telefon zuschalten. Nach dem Wählen werden sie von einer automatischen Stimme in einen Konferenzraum weitergeleitet. Dort warten bereits eine Moderatorin und der Museumsguide. Dieser leitet dann durch die Ausstellung, indem er die Kunstwerke detailreich und bildhaft beschreibt.

"Die Idee ist ein ganz klassisches Corona-Baby", erzählt Projektleiterin Melanie Wölwer. Während des Corona-Lockdowns stellten sie und ihr Team sich die Frage, wie Kultur auch aus der Ferne vermittelt werden kann. Sie bemerken: Egal ob sehend oder blind, am Telefon sind alle gleich.

Zuerst testete der BSHV die Telefonführungen nur in Hamburger Museen. Aufgrund des großen Interesses wird das Angebot nun auf ganz Deutschland ausgeweitet. Die Klassik-Stiftung Weimar ist der erste Kooperationspartner in Thüringen.

Detailreiche Beschreibungen

Auch für Museumsführerin Larissa Lorenz ist es eine Premiere. Vom BSHV hat sie im Vorfeld eine Schulung bekommen und weiß, worauf sie achten muss. "Den Fokus rein auf das Auditive zu setzen, finde ich wahnsinnig spannend", erzählt die Museumspädagogin.

Ihre Führung beginnt sie vor dem Bauhaus-Museum, beschreibt, in welcher Umgebung es sich befindet und aus welchem Material es gebaut ist. Weiter geht es im Foyer und mit dem ersten Kunstwerk.

"Sie müssen sich das vorstellen wie ein Spinnennetz, in dem Moleküle sind", erklärt Larissa Lorenz. Gemeint ist damit die Installation »Sundial for Spatial Echoes« des argentinischen Künstlers Tomás Saraceno.

Eine Kunstinstallation in der Eingangshalle des Bauhaus-Museums in Weimar.
Die Installation "Sundial for Spatial Echoes" des argentinischen Künstlers Tomás Saraceno im bauhaus-Museum in Weimar. Bildrechte: laboratory of art and architecture/Andrew Alberts und Heike Hanada

Format soll inhaltlich immer weiter ausgebaut werden

Die gesamte Führung dauert etwa eine Stunde. Zwischendurch gibt es mehrere offene Gesprächsrunden, in denen Fragen gestellt werden können. Das Interesse der Teilnehmer ist groß. Einige berichten, dass sie regelmäßig an den Führungen teilnehmen.

Dass es nun auch ein Angebot in Weimar gibt, haben sich viele gewünscht. In Zukunft soll das Format auch inhaltlich immer weiter ausgebaut werden. "Das Potenzial ist riesig", sagt Melanie Wölwer vom BSHV.

"Man kann das zum Beispiel auf Denkmalführungen, auf Stadtführungen oder auf Werkstattführungen in Theatern ausweiten." Auch Führungen in leichter Sprache sollen schon bald angeboten werden.

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Teaserbild für GRIMBERG – Die Kolumne am 7. Mai 2019: Schriftzug "07/05". 2 min
Bildrechte: MEDIEN360G
2 min

Nach 70 Jahren erlischt normalerweise das Copyright. Trotzdem muss man aufpassen, wenn man beispielsweise im Museum alte Schinken fotografiert und im Internet hochlädt.

Di 07.05.2019 13:27Uhr 02:15 min

https://www.mdr.de/medien360g/videokolumne-grimberg/grimberg-kolumne-464.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

MDR (jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 14. Dezember 2023 | 17:40 Uhr

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