Verkehr Wasserstoff-Projekt in Weimar wird abgespeckt

01. März 2023, 18:00 Uhr

Bald sollen Wasserstoffbusse durch Weimar rollen. Ursprünglich sollte der Wasserstoff vor Ort mit Solarenergie produziert werden. Das wurde aufgegeben: Der Treibstoff kommt künftig mit dem Tankwagen aus Bayern.

Die Weimarer Stadtwirtschaft macht bei ihrem Wasserstoffprojekt erhebliche Abstriche: Der Treibstoff für Busse und Müllfahrzeuge wird nicht vor Ort mit Strom aus einer Fotovoltaikanlage erzeugt. Stattdessen wird das kommunale Unternehmen nach Angaben von Werkstatt-Bereichsleiter Silvio Brückner grünen Wasserstoff aus dem nordbayerischen Wunsiedel beziehen. Er wird per Lkw nach Thüringen transportiert.

Brückner zufolge ist die Thüringer Energie AG (Teag), die die Anlage zur Wasserstoffgewinnung ("Elektrolyseur") bauen sollte, als Partner abgesprungen. Zudem hätte die geplante Fotovoltaikanlage zur Stromversorgung des Elektrolyseurs nicht ausgereicht. Es hätte grüner Strom zugekauft werden müssen. Zudem wisse derzeit niemand, wie sich die Preise für Wasserstoff und Strom weiter entwickeln werden.

Weimars Wasserstoffbusse kommen im September

Die drei neuen Wasserstoffbusse sollen voraussichtlich im September geliefert werden. Das sagte der Technische Geschäftsführer Bernd Wagner am Mittwoch - bei einer Testfahrt: Ein für den Regionalverkehr Köln bestimmtes Fahrzeug hatte auf dem Weg per Tieflader vom Werk in Polen nach Köln einen Zwischenstopp in Weimar eingelegt. Im Dezember hatte die Stadtwirtschaft erklärt, künftig alle Stadtbusse und Müllfahrzeuge mit Wasserstoff betreiben zu wollen.

Der Bus hat eine Reichweite von mehr als 300 Kilometern und Platz für rund 80 Fahrgäste. Bis die Wasserstoffbusse im Stadtverkehr von Weimar unterwegs sind, müssen auf dem Gelände der Stadtwirtschaft noch die Werkstatt umgerüstet und eine Wasserstofftankstelle gebaut werden. Für die Tankstelle wurde bereits ein Vertrag mit der Nordhäuser Firma Maximator Hydrogen geschlossen.

Insgesamt investiert die Stadtwirtschaft Weimar in die Busse, den Umbau der Werkstatt und den Bau der Tankstelle rund vier Millionen Euro.

So funktioniert der Wasserstoffbus Wasserstoff wird in Brennstoffzellen in Strom umgewandelt. Dabei wird Wasser freigesetzt. Mit dem Strom werden dann wiederum Motor, Kühlsysteme und eine Wärmepumpe angetrieben.

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MDR (dvs)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 01. März 2023 | 18:05 Uhr

23 Kommentare

dimehl am 03.03.2023

Der Verweis auf den Bahnverkehr bezog sich nicht auf das Busprojekt, er sollte den Umfang des Problems / der Aufgabe generell unterstreichen.
Ja, die Erprobung neuer Technologien in kleinerem Rahmen ist sinnvoll. Ob die Bundesrepublik Deutschland allerdings (noch) die Voraussetzungen hat, Vorreiter bei der Erprobung neuer Technologien in großem Umfang zu sein oder Vorreiter bei Ausstiegen aus und Einstiegen in neue Technologien zu sein, daran bleiben meine Zweifel.

martin am 02.03.2023

Es fehlt ja nur noch der "Kinderbuchautor". Übrigens: Ich argumentiere nicht wie Habeck sondern wie Wissenschaftler. Dass auch Habeck so argumentiert, macht die wissenschaftlichen Aussagen weder wahrer noch unwahrer.

Apropos: Ohne Rücksicht auf Verluste ist eine gute Umschreibung für "weiter so wie bisher".

martin am 02.03.2023

@dimehl: Ich finde es eine bemerkenswerte Logik, wenn Sie aus der (in der Tat ärgerlicherweise) noch nicht elektrifizierten Bahnstrecke ableiten wollen, dass die Erprobung von städtischen Wasserstoffbussen keinen Sinn macht. Und vor einer Massenerprobung kommt sinnvollerweise eine Erprobung mit kleinen Stückzahlen - wie hier in Weimar.

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