Automobilkrise Mühlhausen: Autokorso gegen Stellenabbau bei Continental

10. September 2020, 21:18 Uhr

Der Zulieferer Continental setzt den Rotstift an: Angesichts der kriselnden Autoindustrie will der Dax-Konzern in den nächsten Jahren Tausende Arbeitsplätze abbauen - auch in Mühlhausen. Die Beschäftigten wehren sich.

Mit einem Autokorso haben die Mitarbeiter des Automobilzulieferers Continental in Mühlhausen auf den Verlust ihrer Arbeitsplätze aufmerksam gemacht. Mit 70 Autos fuhren die Mitarbeiter am Donnerstag vom Werk bis in die Innenstadt.

Auf dem Markt versammelten sich bis zu 400 Menschen, darunter 150 Continental-Beschäftigte, Oberbürgermeister Johannes Bruns und verschiedene Landespolitiker. Zu der Aktion hatte die Gewerkschaft IG Metall im Rahmen einer deutschlandweiten Protestwoche aufgerufen.

Weitere Proteste bei Continental möglich

Jörg Köhlinger, Leiter des IG-Metall-Bezirks Mitte mit den Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen, zog eine positive Bilanz der "Aktionswoche" der Gewerkschaft. Eine Vielzahl von Beschäftigten habe "deutlich gemacht, dass sie für ihre Arbeitsplätze kämpfen und Standortschließungen nicht hinnehmen werden".

Köhlinger warnte: "Sollte Conti an seinen Einsparplänen festhalten und betriebsbedingte Kündigungen weiterhin nicht ausschließen, sind neuerliche Aktionen vorprogrammiert."

Werk in Mühlhausen soll schließen

Continental hatte angekündigt tausende Arbeitsplätze abzubauen. Das Werk in Mühlhausen soll bis Ende 2022 geschlossen werden. Am Freitag hatten 130 der 180 Mitarbeiter dort bereits schon einmal kurzzeitig gestreikt.

Weitere Continental-Standorte in Thüringen befinden sich in Hörselberg-Hainich, Waltershausen und Bad Blankenburg. Das Unternehmen begründet den Personalabbau mit dem schrittweisen Rückzug aus dem Hydraulikgeschäft und der Ausrichtung auf E-Mobilität.

Oberbürgermeister fordert Erhalt der Arbeitsplätze

Angesichts der Krise in der Automobilindustrie brauche es innovative Produktionslinien für den Mühlhäuser Standort, sagte der Mühlhäuser Oberbürgermeister Johannes Bruns (SPD). Die Stadt werde für den Erhalt der Arbeitsplätze kämpfen, sagte Bruns und verwies auf die Unterstützung der Stadt.

So sei unter anderem die Miete von 50 Cent pro Quadratmeter deswegen so niedrig, weil die Stadt dem Unternehmen helfen und die Arbeitsplätze sichern wolle. Weiter sagte Bruns, dass er bereits mit Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) im Gespräch sei, um die Schließung abzuwenden.

Quelle: MDR THÜRINGEN/sar

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 10. September 2020 | 19:00 Uhr

14 Kommentare

Leachim-21 am 12.09.2020

werter Martin : was Sie der Autoindustrie vorwerfen hat die Politik mitgetragen , denn die Politik legt die Rahmenbedienungen fest oder etwa nicht. wenn nicht wäre Sie gekauft und somit Straftäter.

Leachim-21 am 12.09.2020

da muss ich ihnen widersprechen, denn es ist die Politik die die Rahmenbedienungen für die Wirtschaft aufstellt und nicht die Wirtschaft selbst, es sei denn Sie wollen zu geben das die Politik die Rahmenbedienungen durch die Wirtschaft vorgegeben bekommen hat und somit korrupt ist. das wäre nämlich der logische Schluss. wenn diese Fahrzeugtypen besser wären wäre das zu begrüßen jedoch nicht wie beim E-Auto was laut Experten eine höhere Schadstoffbilanz aufweist beim Bau. dadurch muss ich ein E-Auto fast 10. Jahre im Besitz haben bevor die Null steht oder wollen Sie jetzt behaupten die Experten lügen.

martin am 11.09.2020

@leachim: Dass die Politik in der aktuellen Situation eher "auf Sicht fährt" halte ich in Anbetracht der vielen Unwägbarkeiten für sinnvoller als das krampfhafte Festhalten an irgendwelchen Ideologien.

Darüber hinaus halte ich aber auch Ihre Aussage, dass nur auf Sicht gefahren würde, für unzutreffend. Bspw. bei den Aufbaufonds wird versucht möglichst auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit zu setzen.

Im Übrigen halte ich die Krise der deutschen Automobilbauer für weitgehend hausgemacht. Wer sich auf Lorbeeren ausruht, neue Entwicklungen verschläft und die Kunden betrügt, sollte sich nicht wirklich wundern, wenn ein spürbarer Teil der Kundschaft wegbleibt.

Bedauerlich ist die Situation in der Tat für die "Schrauber am Band", die diese Fehlentwicklungen dann mit ihren Familien ausbaden müssen.

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