Handball in der Salza-Halle
So sah das mal aus in der Salza-Halle, jetzt ist ein neuer Boden drin - ohne die vielen Linien für andere Sportarten. (Archiv) Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Spielort des Thüringer HC Wie in Bad Langensalza um die Linien in der Sporthalle gestritten wird

30. September 2023, 17:47 Uhr

Für den umstrittenen neuen Boden der Salza-Halle in Bad Langensalza gibt es keine Lösung. Im Sportbeirat des Unstrut-Hainich-Kreises ist am Freitag kein Kompromiss zustande gekommen. Der Thüringer HC hatte wegen geltender Regeln über die Sommerferien einen Hallenboden ausschließlich mit Handballlinien versehen. Das betroffene Salza-Gymnasium möchte allerdings die Linien für Sportarten wie Basketball oder Volleyball zurückhaben.

Viele Pässe, aber kein Erfolg fürs Salza-Gymnasium in Bad Langensalza. Schulleiter Ahmed Etahir sieht sich nach der mehr als zweistündigen Diskussion im Sportbeirat des Landkreises am Freitagabend als "Buhmann". Aus Sicht der Schule hätten sich die sehr guten Bedingungen für den Schulsport deutlich verschlechtert. "Wir sind einen Schritt zurückgegangen", sagte Etahir. Es sei schwer kommunizierbar, dass das Vorzeigeobjekt Salza-Halle auf dem Schulgelände nicht genutzt werden könne.

31 Klassen und Kurse machen hier jede Woche an die 80 Stunden Sport. Am Gymnasium werden 700 Schüler unterrichtet, in den Sportstunden wird die Halle zumeist dreigeteilt. In jedem der drei Teile gibt es nun fast keine Linien mehr. "Regelkonformer Unterricht" sei nicht möglich, so der Schulleiter und Sportlehrer.

Stress für die Sportlehrer

Weil trotzdem Ballsportarten mit Linien auf dem Lehrplan stehen, sei der organisatorische Aufwand vor jeder Stunde hoch, so Etahir. Es müsse gemessen und es müssten Hütchen aufgestellt werden. Für Ballsportarten seien aber Linien wichtig. Derzeit müssen laut dem Schulleiter die Sportlehrer mit großem Aufwand Linien zum Beispiel für Zweifelderball improvisieren.

Halle mit Geld für den Spitzensport umgebaut

Landrat Harald Zanker (SPD) sprach von einer "Abwägung zwischen Einschnitten". Wenn die Linien geblieben wären, wären die Handballerinnen des Thüringer HC weg gewesen. Grund sind neue Vorgaben des Deutschen Handballbundes (DHB), wonach sich ausschließlich Linien für den Handball auf den Spielfeldern der Bundesliga-Teams befinden dürfen.

Harald Zanker ist Landrat des Unstrut-Hainich-Kreises
Landrat Harald Zanker (SPD) versucht, im Kampf um die Linien zu vermitteln. Bildrechte: IMAGO/Funke Foto Services

Mehrere Sportbeiräte bedauerten in ihrer Sitzung am Freitag, dass über vollendete Tatsachen gesprochen werde. Harald Zanker fehlte der Versuch der Schule, mit einem Kompromiss zu leben. Die Salza-Halle sei nur deshalb so großzügig gefördert und umgebaut worden, weil sie für den Spitzensport bestimmt sei. Ein Großteil der Sportarten im Lehrplan könne weiterhin stattfinden.

Wenn andere Linien drauf sind, verlieren wir die Lizenz.

Maik Schenk THC-Geschäftsführer

Wenn in vier Wochen die Außensportanlage in Betrieb gehe, verbesserten sich die Möglichkeiten noch einmal deutlich. Die Außenanlage musste erneuert werden, weil sie nach der Erweiterung der Halle um eine zweite Tribüne verschwunden war. Dort gibt es eine Laufbahn, ein Fußballfeld aus Kunstrasen, ein Beachvolleyballfeld, Anlagen für Hoch- und Weitsprung sowie Kugelstoßen. Dort sei auch Ballsport möglich, sagte Zanker.

Linierung auf einem Hallenboden
Die einstigen Linierungen für andere Sportspiele sind inzwischen verschwunden. (Archivbild) Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Schulleiter: Uns wurde mobiler Belag versprochen

Schulleiter Etahir sagte, ihm sei bei einem Gespräch im März ein mobiler Belag zugesagt worden, der während des Sportunterrichts über den Boden gelegt werden und auch andere Linien zeigen könnte. So sei man damals auseinandergegangen; das stehe auch im Protokoll. Dem widersprach Landrat Zanker. Derzeit sei das für den haushaltslosen Kreis ohnehin kein Thema. Auch habe er vom Bildungsministerium noch keine Information, ob der Kreis einen mobilen Belag mit mehr Linien anschaffen muss. Wenn es keine andere Möglichkeit gebe, müsse im nächsten Jahr über ein, zwei oder drei kleine Beläge gesprochen werden. Laut Etahir hatten Eltern angeboten, beim Ausrollen eines mobilen Belages zu helfen.

THC hat mindestens 20 Heimspiele

Die umgedrehte Variante - dass für die mindestens 20 Heimspiele der Handballerinnen jedes Mal ein mobiler Belag ausgerollt wird - ist aus Sicht des Thüringer HC wenig praktikabel: THC-Geschäftsführer Maik Schenk sprach von einer logistischen Herausforderung. Der Schulsport wäre auch bei einem solchen Belag auf drei Tage pro Woche eingeschränkt, weil der Boden eine Weile liegen muss und dann erst verklebt werden kann. Und weil er nach dem Spiel wieder von den Harz-Spuren befreit werden muss. Harz ist ein Haftmittel, mit dem Handballer den Ball besser spielen können.

"Wenn andere Linien drauf sind, verlieren wir die Lizenz", sagte Schenk. "Wir sollten miteinander versuchen, einen Kompromiss zu finden und uns nicht die Bälle an den Kopf werfen." Er bot der Schule an, in der spielfreien Zeit ab November bis Weihnachten mobilen Linien zu testen. Dieses Angebot will Etahir mit seinen Sportlehrern besprechen.

Sportkoordinator spricht von irreparablen Tatsachen

Hardy Krause, Koordinator für den Sportunterricht im Unstrut-Hainich-Kreis, bedauerte, dass das Gespräch viel zu spät stattfand. Er sprach von "irreparablen Tatsachen". Es müsse ein Weg gefunden werden, der Lehrplan sei so nicht zu erfüllen. Nur sechs von 47 befragten Schulen haben keine oder nur eine einfache Linierung in der Turnhalle, entkräftete Krause ein Argument von Zanker. Der hatte im Beirat geäußert, dass das Fehlen von Linien für viele andere Schulen kein Problem sei.

Elternsprecher machen sich stark

Am Salza-Gymnasium machen sich auch die Elternsprecher für eine Hallenboden mit mehr Linien stark. "Wir wollen ins Gespräch kommen und für unsere Kinder eine Lösung finden", sagte Elternsprecherin Kati Bauer im Sportbeirat. Sie hat auch vorgeschlagen, das Thema recht schnell wieder im Sportbeirat aufzurufen. Zu Beginn des zweiten Schulhalbjahres will der Sportbeirat das Thema Hallenboden erneut auf die Tagesordnung setzen.

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MDR (maf/cfr/cgo)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 30. September 2023 | 21:30 Uhr

14 Kommentare

Anita L. vor 30 Wochen

Das Salza-Gymnasium stammt nicht nur aus Vorwendezeiten, sondern aus der Gründerzeit, gegründet 1852. Die Schule, an der ich unterrichte, ist ähnlich alt und glauben Sie mir, die Turnhallen, die seinerzeit errichtet wurden, können Sie heute vielleicht noch als Schuhkarton verkaufen. Schulsporthallen sind übrigens nie allein dem Schulsport vorbehalten. Profisport haben wir (zum Glück) aber nicht in unserem Neubau.

Anita L. vor 30 Wochen

Nicht fürs Punktspiel, sondern für den Unterricht. So teuer dürften Projektoren dann auch nicht sein und weniger umständlich als ein mobiler Belag, der, wenn ich den Bericht richtig verstehe, für jeden Einsatz verklebt und wieder gelöst werden muss, scheinen mir sie allemal.

Anita L. vor 30 Wochen

An unseren Schulen ist ziemlich viel nicht in Ordnung, aber ich hätte bisher noch nicht mitbekommen, dass "man" dies als Ausrede nähme, nicht zu unterrichten.

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