Bauarbeiten Ehemalige Hautklinik in Jena wird Flüchtlingsunterkunft
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03. Februar 2024, 19:30 Uhr
Es fehlt an Unterkünften für Flüchtlinge. Vor allem in Städten, in denen es kaum freien Wohnraum gibt. In Jena zeichnet sich jetzt etwas Entspannung ab, denn die ehemalige Hautklinik wird momentan zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut.
100 Jahre alt ist der große Gebäudekomplex der ehemaligen Hautklinik in der Erfurter Straße. Als Ende Januar 2023 alle Patienten und Mitarbeiter ins neue Universitätsklinikum nach Jena-Lobeda umzogen, stand er monatelang leer. Durch einen "Deal" ist es der Stadt nun gelungen, das Gebäude vom Land Thüringen zu übernehmen. Das bekommt im Gegenzug ein dringend benötigtes Grundstück in Winzerla für ein neues Institut. Damit steht dem Umbau der alten Klinik nichts mehr im Wege.
Umbauarbeiten sind in vollem Gange
Im Ostflügel des Gebäudekomplexes sind Trockenbauer, Elektriker und Maler am Werk. Aus Krankenzimmern werden Wohnräume für etwa 100 Geflüchtete. In jede Etage kommen Gemeinschaftsräume, Küchen und Bäder.
Die vorhandenen reichen nicht aus, sagt Tilo Peißker vom Bauherrn Kommunale Immobilien Jena (KIJ). Auch an den Brandschutz und eine neue Hausalarmanlage sei gedacht. Allein für den Ostflügel, den ersten Bauabschnitt, rechnet Peißker mit Umbaukosten von 650.000 Euro. Der städtische Eigenbetrieb geht in die Vorhand und hofft, zumindest einen Teil des Geldes vom Land zurückzubekommen.
650.000 Euro, das ist unser Budget, was uns momentan zur Verfüng steht. Wir gehen davon aus, dass wir das damit hinbekommen.
Zunächst sollen Alleinstehende und Familien aus der Ukraine hier einziehen. Menschen, die derzeit noch in der ehemaligen Frauenklinik im Bachstraßen-Areal untergebracht sind. Doch für das alte Klinikgelände gibt es neue Pläne: Land und Universität wollen dort einen Wissenschaftscampus errichten, beginnend mit dem Umbau der Frauenklinik - als neues Domizil für die Pharmazie.
In zwei Jahren soll es losgehen. Es bestehe großer Zeitdruck, weil EU-Fördermittel zugesagt und noch umfangreiche Vorarbeiten nötig seien, sagte Universitätssprecherin Katja Bär. Deshalb müssen die letzten 50 von ursprünglich 150 ukrainischen Flüchtlingen die alte Frauenklinik bis Ende März verlassen haben.
Planung sorgt für reibungslosen Umzug
Die Jenaer Sozialamtsleiterin Barbara Wolf ist optimistisch. Der Umzug sei gut vorbereitet. Inzwischen leben die noch verbliebenen Bewohner alle auf einer Etage. So könnten beispielsweise schon Küchen abgebaut werden, die dann mit in die Hautklinik umziehen.
Für die Menschen, die bald ihre Koffer packen müssen, verbessert sich die Wohnsituation deutlich. Es gibt Einzel-, Doppel- und Familienzimmer, alle mit Blick auf das parkartige Gelände hinter dem Gebäude. Der Stadtbus hält fast vor der Tür und ganz in der Nähe ist der Westsportplatz. Der Verein "Initiative Westsportplatz" engagiere sich dort für Integration und unterbreite verschiedene Mitmachangebote, so Wolf.
Sie kündigt an, dass neben den Ukrainern aus der Frauenklinik bald auch Asylsuchende aus anderen Ländern nach Jena-West ziehen. Angesichts der neuen Kapazitäten könne die Stadt mit Transfers aus Suhl die dortige Erstaufnahmeeinrichtung wieder etwas entlasten.
Wenn wir die Menschen aus der ehemaligen Frauenklinik hier reingezogen haben, dann werden wir auch wieder mit Transfers aus Suhl die Plätz auffüllen.
Die Pläne der Stadt sehen vor, die alte Hautklinik nach und nach komplett zu einer Gemeinschaftsunterkunft mit etwa 200 Plätzen umzubauen. Nach dem Ostflügel und dem Mittelbau soll es in den nächsten drei Jahren schrittweise im Westflügel weitergehen. Dort sei eine grundhafte Sanierung vorgesehen, so Peißker.
Chancen für das gesamte Umfeld
Neben den Wohnräumen für Geflüchtete soll es dort auch welche für kulturelle Veranstaltungen vergeben, die auch Vereine oder Chöre aus dem Stadtteil nutzen können. Großes Interesse daran bekundet Jens Thomas (Linke), der stellvertretende Ortsteilbürgermeister von Jena-West.
Er ist ganz begeistert von den Räumlichkeiten und neuen Möglichkeiten, die zum Beispiel der große Hörsaal im Mitteltrakt des Gebäudes bietet. Noch spielt da viel Zukunftsmusik. Doch der mit dem Land erreichte "Deal" birgt Chancen für das gesamte Quartier im Westen der Stadt.
MDR (gh)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 03. Februar 2024 | 19:00 Uhr