Hauptgebäude, Friedrich-Schiller-Universität, Jena, Thüringen, Deutschland
Ab 2024 rechnet die Jenaer Universität mit einem jährlichen Defizit von bis zu 15 Millionen Euro und will daher 100 Stellen abbauen. Bildrechte: imago/imagebroker

Hochschule Stellenabbau an der Uni Jena: Mitarbeiter-Brief stößt auf Unverständnis

26. Juli 2023, 17:24 Uhr

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena will 100 Vollzeitstellen abbauen. Mitarbeiter und Studierende hatten in einem Offenen Brief bemängelt, dass die Uni zu wenig Geld vom Land erhalte. Laut Wissenschaftsministerium sind seit 2020 aber erhebliche Zusatzausgaben aufgebaut worden.

Nach einem offenen Brief der Jenaer Universitätsangestellten weist das Thüringer Wissenschaftsministerium Vorwürfe zurück, wonach die Uni zu wenig Geld vom Land bekommt. Demnach hat die Friedrich-Schiller-Universität (FSU) seit 2020 etwa 113 Vollzeitstellen aufgebaut, die über dem Personalplan liegen und erhebliche Zusatzausgaben verursachen, wie das Ministerium mitteilte.

Neben einem Energiezuschuss von 4,5 Millionen Euro steigt der Landeszuschuss für die FSU von 2021 bis 2025 um gut 30 Millionen Euro auf dann 216,5 Millionen Euro pro Jahr. Vom Bund gebe es in dieser Zeit außerdem insgesamt 19 Millionen Euro mehr Geld, heißt es. Außerdem übernehme das Land den Eigenanteil der FSU für das neue Batterieforschungszentrum.

Friedrich Schiller Universität steht am Eingang des Hauptgebäudes der Universität in Jena
Laut dem aktuellen "Bildungsfinanzbericht 2022" gibt Thüringen pro Student überdurchschnittlich viel Geld für seine Hochschulen aus. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Friedrich-Schiller-Universität will Stellen abbauen

Mitarbeiter und Studenten der FSU Jena hatten sich mit einem offenen Brief an die Landesregierung gewandt. Ab 2024 rechnet die Uni mit einem jährlichen Defizit von bis zu 15 Millionen Euro und will darum 100 Vollzeitstellen abbauen sowie befristete Stellen über Monate nicht wiederbesetzen. Außerdem sollen sogenannte Sachmittel für Materialien und Geräte sowie studentische Assistenzen um 20 Prozent gekürzt werden.

Wie eine Sprecherin des Bündnisses "FSU unterfinanziert" MDR THÜRINGEN sagte, würden die Bedingungen für Mitarbeiter und Studenten auf diese Weise immer schlechter. Bereits jetzt würden Drittmittel finanzierte Mitarbeiter Lehrstunden geben, obwohl sie das nicht müssten. Das Bündnis kritisiert die intransparente Kommunikation vonseiten der Hochschulleitung und fürchtet neben dem Wegfall ganzer Lehrstühle auch, dass die Uni wegen des Personalabbaus einen Standortvorteil verliert.

Angesichts steigender Energie- und Baukosten sowie erhöhter Personalkosten aufgrund der Tarifsteigerungen müsste das Land Thüringen die FSU finanziell besser ausstatten. Bei den derzeit laufenden großen Bauprojekten muss die FSU einen Eigenanteil von insgesamt 20 Millionen Euro erbringen.

Universität verweist auf sinkende Studierendenzahl

Nach Angaben der Universität betreffen die Einsparungen insgesamt fünf Prozent des Gesamthaushalts. Sie sollen nach Vorstellung des Präsidiums so eingespart werden, dass die Lehre weitgehend ausgenommen ist. Die Zahl der Studentinnen und Studenten sei in den vergangenen zehn Jahren wegen des demografischen Wandels gesunken, so dass die Universität Jena in vielen Fächern deutschlandweit die besten Betreuungsverhältnisse biete und diese auch nach moderaten Einsparungen weiter bieten könne, teilte die FSU auf Anfrage mit.

Über fünf Jahre sollen nun jährlich 20 Vollzeitstellen eingespart werden. Laut FSU wären nach dem Abbau von 100 Stellen bis 2028 noch immer mehr haushaltsfinanzierte Stellen vorhanden als 2019, als es weitaus mehr Studierende an der Universität gab. Bis zum Herbst sollen die Fakultäten Einsparmöglichkeiten vorschlagen.

Thüringen hat bundesweit zweithöchste Ausgaben pro Student

Thüringen gibt pro Student überdurchschnittlich viel Geld für seine Hochschulen aus. Das geht aus dem aktuellen "Bildungsfinanzbericht 2022" des Bundesamts für Statistik hervor. Demnach betragen die "laufenden Ausgaben für Lehre und Forschung je Studierendem" im Freistaat 9.900 Euro.

Im Bundesschnitt liegt dieser Wert bei 7.800 Euro. Im Gesamt-Ranking aller 16 Bundesländer liegt Thüringen damit auf Rang zwei hinter dem Saarland. Die Ausgaben pro Student sind zwischen 2016 und 2021 deutlich um 12,5 Prozent angestiegen. Insgesamt stellte Thüringen im vergangenen Jahr gut eine halbe Milliarde Euro für die zehn staatlichen Hochschulen des Landes bereit.

Auch die Universität Erfurt hatte in der Vergangenheit mit Finanzproblemen zu kämpfen.

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MDR (hey/jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 26. Juli 2023 | 14:00 Uhr

2 Kommentare

salzbrot vor 41 Wochen

"Bereits jetzt würden Drittmittel finanzierte Mitarbeiter Lehrstunden geben, obwohl sie das nicht müssten. "
Dann müssen sich die Damen und Herren Professoren halt endlich mal wieder um ihren Lehrauftrag kümmern. Corona ist seit über ein Jahr vorbei. Jetzt heisst es wieder 100 Prozent Präsenz auch vor den Studierenden

DIT vor 41 Wochen

Na, da macht es sich die Hochschulleitung aber einfach mit der Erklärung der sinkenden Studentenzahlen in der Ära Rosenthal: "demographischer Wandel". Die Abiturientenzahl hat sich in den letzten Jahren kaum geändert. Auch die Uni Erfurt hat die Studentenzahl gehalten. Liegt vielleicht daran, dass der aktuelle Präsi eventuell mehr wert auf tolle Forschung und viele Mitarbeiter um sich rum als auf Studenten legt.

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