Mobilität Weniger Züge, längerer Takt: Wie geht es auf der Saalebahn weiter?

23. November 2023, 16:31 Uhr

Der Winterfahrplan der Saalebahn zwingt Pendler zum Umsteigen und verschiebt den Takt der Züge. Bei einem Ortsgespräch in Saalfeld erklärte Thüringens Verkehrsministerin Susanna Karawanskij, wie es auf der Strecke weitergeht.

Jahrelang hat es eine gute Bahnverbindung zwischen Saalfeld und Jena gegeben - fast jede halbe Stunde ein Zug. Deshalb haben täglich Hunderte Pendler die Bahn genommen. Am 10. Dezember kommt mit dem Winterfahrplan der Fernverkehr zurück: Dann fahren Intercity (IC) über die Saalebahn. Gleichzeitig vergrößert sich aber auch der Takt der Züge und der Franken-Thüringen-Express endet in Saalfeld. Damit sind Fahrgäste aus Probstzella oder Kaulsdorf in Richtung Jena zum Umsteigen gezwungen - entweder in die Regionalzüge der Bahn, von Abellio oder in die IC-Fernverkehrszüge.

Lieferprobleme bei geplanten IC-Zügen

Auf der Saalebahn soll die neueste Generation dieser IC fahren. Die seien aber nicht in ausreichender Menge lieferbar, so Verkehrsministerin Susanna Karawanskij (Linke) bei einer Diskussionsrunde in Saalfeld. Züge aus anderen Bereichen sollen die Lücken füllen, damit alle geplanten IC-Verbindungen auf der Saalebahn bedient werden.

Das 49-Euro-Ticket gilt nicht für den Fernverkehr und daher erst einmal auch nicht für die IC, auch wenn Pendler möglicherweise eine vergleichsweise kurze Strecke zurücklegen. Hier wird die sogenannte Tarifintegration erst noch ausgeschrieben. In den neuen IC-Zügen haben in jedem Zug neun Fahrräder Platz. Die Fahrradplätze müssen reserviert werden.

Menschen auf einer Diskussionsrunde.
Beim "Ortsgespräch" in Saalfeld sprachen unter anderem Thüringens Verkehrsministerin Susanna Karawanskij und Vertreter von Bahnunternehmen mit den Bürgern. Bildrechte: MDR/Uwe Kelm

Saalebahn mit größtem Fahrgastzuwachs in Thüringen

51 Prozent mehr Fahrgäste hat Abellio seit Einführung des 49-Euro-Tickets registriert. Die Verbindungen aller Anbieter auf der Saalebahn haben im Landesvergleich deutlich mehr Zuwachs bei den Fahrgästen als auf anderen Bahnstrecken. Für die Bürgermeister im Städtedreieck Saalfeld, Rudolstadt und Bad Blankenburg - Steffen Kania (CDU), Jörg Reichl (BfR) und Mike George (FW) - ein Grund mehr, auf die sich ändernde Situation hinzuweisen.

Gerade auch aus deren Städten pendeln erfahrungsgemäß regelmäßig Menschen nach Jena. Die Fahrzeit des Zuges ist mit dem Auto nicht zu erreichen. Um mehr Fahrgäste zu befördern, ist zumindest geplant, den Regionalexpress 15 ab dem nächsten Jahr um zwei Glieder zu verlängern.

Franken-Thüringen-Express auf der Fahrt von Nürnberg nach Jena auf der Saalbahn bei Zeutsch.
Mit der Umstellung auf den Winterfahrplan endet der Franken-Thüringen-Express in Saalfeld. Wer nach Jena weiterfahren möchte, muss umsteigen. Bildrechte: MDR/Deutsche Bahn AG/Barteld Redaktion & Verlag

Bauarbeiten während Winterfahrplan

Mit dem Wechsel auf den Winterfahrplan stehen Arbeiten an der Strecke bevor, auch die Brücken über die Saale sind überholungsbedürftig. Damit geht Gleiskapazität auf der Saalebahn verloren. Die RE 42 und 18 bis Jena fallen mit den Bauarbeiten weg. Dann fährt der IC im Zweistundentakt.

MDR (uwk/ost)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Fazit vom Tag | 20. November 2023 | 18:40 Uhr

7 Kommentare

Peter Mueller vor 22 Wochen

Das gilt nicht nur für Jena. Erfurt saugt das ganze Land aus und reißt alles an sich. Frag mal in Gera nach dem Kinderfilmfestival, in Altenburg nach dem Flugplatz, in Weimar nach dem Theater usw. usf. Ich verstehe wirklich nicht, warum sich die Leute so vera... lassen und das jahrelang hinnehmen.

rogl82 vor 22 Wochen

Seit der Wende gibt es einen Kleinkrieg zwischen Jena und Erfurt. Sei es bei der Industrie, der ICE Trasse, der A71, der Universität und jetzt der Zusammensteichung der Nahverkehrszüge. Komischerweise kann der Regionalexpress bald von Bayern nach Erfurt durch die Tunnel fahren. Und auf der Saalbahn mit deutlichen Anstieg der Pendler im letztem Jahr streicht man Züge zusammen. Ich weiß ja auch nicht welche Brücken gebaut werden müssen. Zwischen Saalfeld und Großherigen gibt es genau eine in Schwarza. Wie wäre es dann den Güterverkehr durch Erfurt rollen zu lassen und dafür freie Kapazitäten auf der Saalbahn zu schaffen? Der IC nützt dem Pendler nichts, wenn er dann wieder 300 Euro im Monat löhnen darf. Oder man nur an ausgewählten Bahnhöfen zusteigen darf. Dann eben wieder mit dem Auto fahren, weil es zuverlässiger ist. Super gute Idee.

Peter Mueller vor 22 Wochen

Was hat das eine (wieder mehr Fernverkehr) mit dem anderen (Kürzungen im Nahverkehr) zu tun? Hat schon mal jemand von einer Diskussion gehört, dass in Erfurt oder Halle weniger Nahverkehr fahren soll, weil es dort jetzt so viele ICE gibt? Ich jedenfalls nicht. Es ist ja auch Unsinn. Nah- und Fernverkehr bedienen unterschiedliche Verkehrsbedürfnisse. Dass der Nahverkehr auf der Saalebahn jetzt so zusammengestrichen wird, hat absolut nichts mit dem IC zu tun, sondern ist einzig und allein eine Entscheidung der Thüringer Landesregierung. Das kann man schon daran sehen, dass in Bayern, Sachsen-Anhalt und Sachsen, durch die die neue IC-Linie ebenfalls fährt, nicht ein einziger Nahverkehrszug gekürzt wurde. Nur Thüringen halbiert den Takt und tut so, als wäre der IC daran schuld. In Wirklichkeit geht es nur ums Umverteilen nach Erfurt. Denn, Überraschung! - dort war sogar für mehr Nahverkehr Geld da, obwohl es auch dort ab dem Fahrplanwechsel eine neue zusätzliche Fernverkehrslinie gibt.

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