"Streik" steht 2020 auf einem Plakat vor dem Betriebshof der Erfurter Verkehrsbetriebe AG.
Auch in Erfurt ist am Freitag ein ganztägiger Streik bei Bussen und Straßenbahnen geplant. (Archivfoto) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

ÖPNV Streik im Thüringer Nahverkehr: Diese Städte und Kreise sind betroffen

02. Februar 2024, 07:44 Uhr

Wer auf Busse und Bahnen angewiesen ist, hat es aktuell schwer. Erst am Montag endete der mehrtägige Lokführerstreik im bundesweiten Schienenverkehr. Nun legt die Gewerkschaft Verdi nach und kündigt für Freitag ganztägige Warnstreiks im öffentlichen Personennahverkehr in mehreren Thüringer Regionen an.

Thüringenweit fallen am Freitag vielerorts Busse und Straßenbahnen aus. Betroffen ist jeweils auch der Schulbusbetrieb. Die Gewerkschaft Verdi hat zu dem ganztägigen Warnstreik im ÖPNV aufgerufen. Regionalzüge fahren thüringenweit am Freitag regulär.

Größere Städte und mehrere Kreise in Thüringen betroffen

Vom Streik betroffen sind mit Erfurt, Jena und Gera die drei größten Städte im Land. Dort gehen die Verkehrsbetriebe davon aus, dass ganztägig fast keine Busse und Straßenbahnen rollen. Dasselbe gilt für den Saale-Holzland-Kreis (ausgenommen die Linien 419 und 427) und das Weimarer Land. Die Erfurter Verkehrsbetriebe Evag rechnen dabei mit einem Ausfall des Nahverkehrs von Freitag, 2 Uhr, bis Sonnabend, 4 Uhr.

Zahlreiche Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe legten am Freitagmorgen ihre Arbeit nieder. Etwa 80 Beschäftigte versammelten sich bereits gegen sieben Uhr vor dem Betriebshof am Urbicher Kreuz, weitere 20 vor dem Depot am Helios Klinikum.

Menschen in gelben Streikwesten demonstrieren vor einem Gebäude.
Die Mitarbeiter des Nahverkehrs streiken für eine höhere Entlohnung und bessere Arbeitsbedingungen. Bildrechte: MDR/Stefanie Magiera

In Jena wird mit einem Ausstand der "meisten Busse und Straßenbahnen" von Freitag, 3 Uhr, bis Sonnabend, 3 Uhr gerechnet. Auch die Geraer Verkehrsbetriebe GVB gehen von "massiven Auswirkungen" aus. Voraussichtlich werde der Nahverkehr in Gera "völlig zum Erliegen kommen".

Der Geschäftsführer der Regionalbus GmbH sagte MDR THÜRINGEN, für den Unstrut-Hainich-Kreis und Kyffhäuserkreis sei noch unklar, wie viele Busse ausfallen. Das Unternehmen wisse nicht, wie viele Beschäftigte der Regional- und Stadtbus-Gesellschaften sich am Streik beteiligen. Fahrgäste müssen sich demnach aber auf "massive Einschränkungen" einstellen. Ähnlich äußert sich die Stadtwirtschaft Weimar zum Fahrbetrieb in der Klassikerstadt. Die Stadtwirtschaft versuche aber, zumindest einen Notbetrieb einzurichten.

In der Stadt und im Kreis Nordhausen wird es nach Angaben der Stadtverwaltung am Freitag keinen Linien- und Schülerverkehr geben. Betroffen seien die Nordhäuser Straßenbahn, die Stadtbusse und die Regionalbusse. Einzige Ausnahme ist die Straßenbahnlinie 10, die wie gewohnt zwischen Ilfeld/Neanderklinik und Nordhausen/Südharz-Klinikum fährt.

Schulbusse in mehreren Regionen stark eingeschränkt

In Erfurt, Jena, Weimar, dem Saale-Holzland-Kreis, dem Weimarer Land sowie dem Kyffhäuser- und Unstrut-Hainich-Kreis und im Kreis Nordhausen müssen Eltern mit einem stark beeinträchtigten Schulbusbetrieb rechnen.

Das Thüringer Bildungsministerium teilte auf MDR THÜRINGEN-Nachfrage mit, dass Schüler, die streikbedingt nicht im Unterricht erscheinen, keine unentschuldigten Fehlstunden bekommen. Der eigentliche Schulbetrieb im Freistaat sei voraussichtlich kaum betroffen, da die meisten Lehrerinnen und Lehrer sowie weiteres Schulpersonal vorrangig mit dem Auto zur Arbeit führen. Überall im Streikgebiet sollten sich einer Sprecherin zufolge Eltern bei den entsprechenden Schulen informieren, ob Schulbusse fahren. In der Vergangenheit seien diese bei Streiks in einigen Fällen kurzfristig doch noch gefahren.

Verdi fordert höhere Löhne

Hintergrund des bundesweiten Streikaufrufs sind laufende Tarifverhandlungen der Gewerkschaft mit den kommunalen Arbeitgeberverbänden. Die Gewerkschaft Verdi fordert für Thüringer Beschäftigte höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen durch mehr Personal. Bus- und Straßenbahnfahrer in Thüringen verdienen laut Verdi monatlich von 2.721 Euro bis 3.200 Euro.

Die Gewerkschaft fordert deshalb 650 Euro mehr pro Monat - verbunden mit der Möglichkeit, die Lohnerhöhung in eine kürzere Arbeitszeit oder zusätzliche freie Tage umzuwandeln. Für Auszubildende wird eine Erhöhung um 250 Euro pro Monat gefordert. Die nächste Tarifrunde ist für den 13. Februar geplant.

Mehrere Streiks in Thüringen

Zuletzt hat es in Thüringen mehrere Streiks gegeben. Bis Montag hatten die Lokführer gestreikt, am Dienstag gab es Ausstände an zwei Thüringer Kliniken. Bei den Bauernprotesten wurden schließlich am Mittwoch fast alle Autobahnzufahrten in Thüringen gesperrt. Zudem war eine Streikaktion am Donnerstag am Erfurter Flughafen geplant. Der Flughafen rechnet allerdings mit keinen Auswirkungen.

MDR (ls/rom)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 01. Februar 2024 | 10:00 Uhr

22 Kommentare

Dermbacher vor 13 Wochen

Da gebe ich Ihnen recht! Der Gewerkschaft sollte es um die Qualität des Nahverkehrs gehen, denn die Fahrgastzahlen sinken z.B in Jena und das aufgrund des ungenügende Nahverkehrs!

Der Erfurter Bub vor 13 Wochen

Letztes Jahr, Sie wissen schon, am 19.5.23 wurde in Bayern der ÖPNV bestreikt. Schon vergessen? Wussten Sie das hier in Thüringen an diesem Tag der ÖPNV rollte? Ja, ja Bahnland Bayern. Köstlich Ihr Humor 😉

astrodon vor 13 Wochen

@miregal: "Gedanken zu einem Nahverkehr der Zukunft" macht sich die Gewerkschaft schon, nämlich: "Wie müssen Arbeitsbedingungen und Bezahlung gestaltet sein, damit ich GENÜGEND PERSONAL für den künftigen ÖPNV haben werde?" Und das ist der Part der Gewerkschaften, nichts anderes.

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