Silvesternacht Nach gefährlicher Böllerei: Polizei in Hildburghausen sieht keine Straftaten

06. Januar 2023, 17:26 Uhr

Die Polizei sieht in der gefährlichen Böllerei aus der Silvesternacht in Hildburghausen keine Straftaten. Böller seien nicht auf die Feuerwehrleute, sondern nur auf die Straße geworfen worden. Freiwillige Feuerwehrleute fühlten sich eigenen Angaben nach jedoch bedroht.

Die Vorkommnisse in der Silvesternacht in Hildburghausen werden von der Polizei nicht weiterverfolgt. Wie eine Sprecherin MDR THÜRINGEN sagte, wurden nach Einschätzung der Beamten keine Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten begangen.

So seien Böller nicht direkt gegen Feuerwehrleute, sondern lediglich auf die Straße geworfen worden. Die Polizei hat den Einsatz der Feuerwehr auf dem Marktplatz dann abgesichert.

Feuerwehrleute fühlten sich bedroht

In der Neujahrsnacht hatte eine Silvesterrakete den Dachstuhl eines Hauses auf dem Markt in Brand gesetzt. Die Feuerwehr konnte das Feuer noch rechtzeitig löschen. Größere Schäden entstanden nicht. Bei ihrem Einsatz haben sich die freiwilligen Feuerwehrleute jedoch von den Feiernden auf dem Markplatz eigenen Angaben zufolge bedroht gefühlt. In Richtung des Einsatzleiters seien auch Flaschen geworfen worden.

Obwohl ein Feuerwehrmann auf der Drehleiter stand, seien weiter Silvesterraketen durch die Luft geflogen. Ähnliches berichtet ein Notarzt, der in der Neujahrsnacht in Hildburghausen im Einsatz gewesen ist. Unter den Feiernden auf dem Markt soll Zeugen zufolge auch ein großer Anteil jugendlicher Migranten gewesen sein.

Stadt will Verbot diskutieren

In Hildburghausen werden die Vorfälle heftig diskutiert. Bürgermeister Tilo Kummer (Linke) verurteilte jegliche Angriffe auf Feuerwehrleute oder Rettungssanitäter. Auch absichtlich in Richtung Rettungsfahrzeuge geworfene Böller seien nicht tolerierbar.

Im Stadtrat soll demnächst über ein künftiges Feuerwerksverbot in der Innenstadt entschieden werden. Die Linke-Stadtratsfraktion regte ein Treffen zwischen Stadtverwaltung und Feuerwehr an. Dort soll besprochen werden, wie derartige Bedrohungslagen für die Retter verhindert werden können.

Thüringer CDU-Fraktion mit Migrationsargument

Auch in anderen Städten hatte es in der Silvesternacht Ausschreitungen gegeben. Vor allem in Berlin waren Polizisten, Feuerwehrleute und medizinisches Personal mit Böllern und Raketen angegriffen worden. Die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag hat in diesem Zusammenhang eine Debatte über "fehlenden Respekt vor dem Staat" gefordert. "Der hohe Anteil von Migranten unter den Angreifern muss als solcher benannt werden", hieß es.

Der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul (CDU), hatte am Donnerstag darauf verwiesen, dass die Silvester-Krawalle kein reines Migrationsthema seien. Er weise seit Monaten darauf hin, dass es ein Problem mit Gruppen junger Männer mit und ohne migrantischem Hintergrund gebe, so Reul im Deutschlandfunk.

SPD fordert generellen Respekt vor staatlichen Insitutionen

Auch die Thüringer SPD äußerte sich zu der Thematik und fordert eine Debatte zu einem respektvollen Umgang mit staatlichen Institutionen. Grenzen gegenüber Polizisten und Rettern würden nicht nur an Silvester überschritten, sagte die innenpolitische Sprecherin Dorothea Marx. Auch bei Protesten gegen die Coronaregeln seien Beamte verletzt worden. Außerdem hätten die Razzien im Reichsbürgermilieu unmissverständlich vor Augen geführt, wie ernst die Lage sei. Es brauche umfassende Gegenstrategien und eine ernsthafte Diskussion.

Der Versuch, die Übergriffe an Silvester einseitig Migranten in die Schuhe zu schieben, sei billig, sagte Marx weiter. Selbst in Berlin mit dem dort sehr hohen Ausländeranteil hätten deutsche Staatsbürger die größte Gruppe der Angreifer gestellt. Wirklich sicher sei nur, dass die Täter männlich sind.

Linke kritisiert "Stimmungsmache" der CDU

Als "Stimmungsmache" kritisierte Katharina König-Preuss, Sprecherin für Antifaschismus und Antirassismus der Linke-Fraktion im Landtag, den Standpunkt der CDU. Sie verwieß darauf, dass unter den Festgenommenen in Berlin und Thüringen auch deutsche Tatverdächtige gewesen seien. Indem die CDU permanent die Herkunft der Straftäter in den Mittelpunkt stelle, verschleiere sie mehr als sie erkläre. Die von der CDU formulierten Untergangsszenarien in Bezug auf Asylpolitik schürten rassistische Ressentiments und führten zur Spaltung der Gesellschaft.

MDR (bee,dst)/ dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 06. Januar 2023 | 08:30 Uhr

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