Tourismus Warum Oberhof auf einen langen Nachhall von Rodel- und Biathlon-WM hofft

24. Dezember 2022, 09:59 Uhr

Anfang 2023 blickt die Wintersport-Welt auf Oberhof: Erst Ende Januar die Rennrodel-WM, dann im Februar die Titelkämpfe im Biathlon. Rodelbahn und Biathlon-Arena sind dafür aufwändig saniert worden. Gastronomie und Hotellerie hoffen auf einen Schub für das Touristenziel Oberhof - auch abseits des Wintersports.

Die öffentlichen Investitionen sind immens: 82 Millionen Euro hat sich Thüringen den Umbau der Sportanlagen für die beiden Weltmeisterschaften kosten lassen. An den 19 Wettkampftagen werden mehr als 200.000 Zuschauer in Oberhof erwartet.

Und dann, wenn Athleten, Offizielle, Fans und Medienvertreter wieder abgereist sind? Fraglos profitiert die 1.570-Einwohner-Stadt am Rennsteig von der Strahlkraft der internationalen Highlights, von der Präsenz im Fernsehen. Doch Oberhof ist noch längst nicht die Urlaubsdestination, die es sein könnte.

Fünfsterne-Hotel will zahlungsfreudige Besucher anziehen

Aber Händler, Gastronomen und Hoteliers spüren eine Aufbrauchstimmung in ihrer Stadt. Die hat auch mit dem neuen Familienhotel zu tun, das im Herbst nach drei Jahren Bauzeit eröffnete. Direktor Christian Süß sagt, Oberhof sei "noch ein bisschen im Winterschlaf", sein Hotel könnte "alles ein bisschen in Schwung bringen".

Selbst die Konkurrenz sieht das Familienhotel als Magneten für den Ort. Martin Hofmann, dem Hotel und Restaurant "Vergissmeinnicht" gehören, spricht von einer "wahnsinnigen Strahlkraft", die das Familienhotel, aber auch die umgebauten Sportstätten Rodelbahn und Biathlonstadion hätten. Das hinterlasse Spuren bei den ansässigen Unternehmern und Eigentümern, die neue Chancen für ihre Geschäfte sähen.

Oberhof bemüht sich um Sommer-Nutzung

Oberhof hat sich touristisch bereits breiter aufgestellt - nicht zuletzt, weil sich das einstige Wintersportziel auf Schnee und Frost nicht mehr verlassen kann. Golfkletterpark und Bikepark am Fallbachhang haben den ganzen Sommer über eine hohe Auslastung. Jetzt wird darüber nachgedacht, die Sportanlagen auch abseits der Wettkämpfe zu vermarkten.

Zum einen als Attraktion an sich. Die Nachfrage wäre da: Jacqueline Schambach, Direktorin des Ahorn Panorama Hotels, berichtet, es gebe "immer wieder extrem viele Anfragen, um sich die Sportstätten einfach mal anzuschauen". Die Besucher sähen die Wettkämpfe im Fernsehen und wollten besser verstehen, wie sie abliefen.

Hartmut Schubert, Oberhof-Beauftragter der Thüringer Landesregierung, sagt sogar, solche Besichtigungstouren könnten ein Grund für Gäste sein, überhaupt nach Oberhof zu kommen.

Dr. Hartmut Schubert, Thüringens WM- und Oberhof-Beauftragter
Der Oberhof-Beauftragte der Landesregierung Hartmut Schubert. Bildrechte: MDR/Andreas Kehrer

Und: Mit der ausgebauten Infrastruktur könnte die Biathlon-Arena zum Veranstaltungsort für Konzerte und andere Events werden. Das Stadion fasst jetzt mehr Zuschauer, hat mehr Platz im Innenraum und bietet moderne Funktionsgebäude. Festivals in Oberhof? Nicht mehr unmöglich.

MDR (dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | Der Osten - Entdecke wo du lebst | 26. Dezember 2022 | 15:15 Uhr

5 Kommentare

Comeback am 25.12.2022

Erinnere mich an letztes Jahr, da wurde der Schnee geliefert, aber dafür gibt es immer viel Nebel. Ein furchtbarer Ort, reine Geldverschwendung dort zu investieren.

speedmax am 25.12.2022

Auch wenn ich es den Oberhofern gönnen würde, dass sich in Sachen Tourismus was tut, sehe ich da eher schwarz.
Der Ort wird seit vielen Jahren modernisiert, umgestaltet (nicht immer zum Vorteil) und subventioniert, sprich es wurden Millionen Steuergelder investiert und trotzdem tut sich touristisch nicht allzu viel. Eventuell ist es die letzten 2 Jahre, bedingt durch Corona, etwas besser gelaufen, aber das wird sich schlagartig ändern, wenn die Menschen wieder uneingeschränkt reisen dürfen, sofern sie es sich noch leisten können.
Und auch das neue, hoch subventionierte Familienresort ist nicht für jeden Touristen gedacht. Die Preise kann sich der Ottonormalverdiener überhaupt nicht leisten.
Aber jetzt mal ganz ehrlich... Was hat Oberhof, mal abgesehen vom Wintersport, den Touristen zu bieten?
Entweder man ist ein totaler Naturfreak und genießt den Thüringer Wald, oder man nutzt die Sportanlagen.
Ansonsten sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht und das schon recht früh am Tag ;) .

PoliticalNerd99 am 24.12.2022

Oberhof würde ich auch die wirtschaftlichen Zugewinne gönnen. Endlich mal ein Sportereignis, dass man aufrichtig interessiert verfolgen kann, im Gegensatz zu irgendwelchen Sportstätten, welche man künstlich innerhalb von wenigen Jahren unter riesigen finanziellen und menschlichen Aufwand hochgezogen hat wie die Olympischen Spiele in Peking oder die WM in Katar.
Hier ist Wintersport kulturell verankert und man braucht keine tonnenweise Kunstschnee.
Große Sympathien für den Ort und hoffentlich einen langen und nachhaltigen Erfolg kann ich da eigentlich nur wünschen.

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