Nabu Kritik an Holzeinschlag in Ostthüringen: "Waldentwicklung Jahrzehnte zurückgeworfen"

Bis zu 100 Hektar Wald sollen laut Nabu im Saale-Orla-Kreis gerodet werden. Dadurch werde die Waldentwicklung in Ostthüringen um Jahrzehnte zurückgeworfen, lautet die Kritik. Ein Großteil sei schon geschlagen. Der Bundesforst wollte mit der Räumung die Ausbreitung des Borkenkäfers bekämpfen.

Ein großer Holzpolter neben einem Waldweg
Geschlagenes Holz wartet in Ruppersdorf auf den Abtransport. Bildrechte: Naturschutzbund Thüringen/Silvester Tamás

Der Naturschutzbund (Nabu) Thüringen hat den großflächigen Holzeinschlag im Ostthüringer Naturschutzgebiet Mittelgrund kritisiert. Dabei sollen bis zu 100 Hektar Wald in dem Areal bei Ruppersdorf im Saale-Orla-Kreis gerodet werden, teilte der Nabu am Donnerstag mit. Ein Großteil sei schon geschlagen und warte auf den Abtransport oder sei bereits verkauft worden.

Ein gerodetes Waldstück in Thüringen
Anstatt die Flächen zu räumen, hätte es laut Nabu bessere Alternativen gegeben. Bildrechte: Naturschutzbund Thüringen/Franziska Spindler

Fällung der Bäume wegen Borkenkäfer

Der Bundesforst habe die Fällungen zur Bekämpfung des Borkenkäfers als forstrechtlich erforderlich begründet. Aus Sicht der Naturschützer wurden die Bäume dafür aber zu spät gefällt - nämlich zu einem Zeitpunkt, bei dem der Borkenkäfer schon lange ausgeflogen gewesen sei. Das stehen gebliebene Totholz habe keine Gefahr mehr für umstehende Fichten dargestellt, so der Nabu.

Nabu: Wald verwundbar gemacht

In dem Gebiet hätten sich alte, strukturreiche Laubmischwälder für Raufußkauz, Schwarzstorch und Sperlingskauz entwickeln sollen. Ziel sei es gewesen, in den kommenden Jahrzehnten etwa 393 Hektar Nadelholzbestände langsam in naturnahe Wälder mit Buchen, Fichten und Tannen umzubauen.

"Was wir gerade bei Ruppersdorf erleben, wirft die natürliche Waldentwicklung um Jahrzehnte zurück. Anstatt die Flächen vollständig zu räumen, hätte es bessere Alternativen gegeben", hieß es. Schattengebendes stehendes und liegendes Totholz in der Fläche zu belassen, hätte vielen Tieren und der kommenden Baumgeneration einen "dringend notwendigen Schutz zum Überleben" geboten, so der Nabu. Stattdessen sei der Wald in seinen verwundbarsten Zustand versetzt worden.

Umweltministerium sieht keinen Verstoß

Das Umweltministerium teilte mit, die Obere Naturschutzbehörde habe die Baumfällungen im November begutachtet. Ein Verstoß gegen die Regelungen Naturschutzgebietsverordnung werde darin nicht gesehen. Die Maßnahmen würden den verbliebenen Forst schützen.

MDR (jn)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 15. Dezember 2022 | 17:30 Uhr

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