Eine Frau hält vor einer geöffneten Tür eine großes Speisekarten-Schild in der Hand.
"Zucker & Zimt"-Chefin Beate Eichholz legt besonderen Wert auf regionale Küche und hat auch Vegetarisches und Veganes im Angebot. Bildrechte: MDR/Ruth Breer

Gewölbekeller Nach Hotel-Insolvenz: Die Wartburg hat wieder ein gastronomisches Angebot

30. Mai 2024, 07:59 Uhr

Die Wartburg ist ein Besuchermagnet. Doch mussten die Gäste seit Anfang des Jahres auf Gastronomie auf der Burg verzichten. Die Burgschänke im zweiten Burghof gehört zum insolventen Wartburg-Hotel und blieb seit Januar geschlossen. Inzwischen hat die Wartburg-Stiftung gemeinsam mit dem Eisenacher Unternehmen "Zucker & Zimt" eine Lösung gefunden: Am neuen Ort wird eine Auswahl von kleineren Speisen und Getränken angeboten.

Autorenbild Ruth Breer
Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

Von der Zugbrücke aus gesehen liegt das "Zucker & Zimt am Kräutergarten" auf der entgegengesetzten Seite der Burg, am Ende des zweiten Burghofes, am Fuß der Zisterne, neben dem Südturm, im Gewölbekeller unter der bisherigen Burgschänke.

Bis in die 1960er-Jahre sei das Gewölbe als Weinstube genutzt worden, erzählt Andreas Volkert von der Wartburg-Stiftung. Zuletzt stand es weitgehend leer, beim Historischen Weihnachtsmarkt bot dort ein Kräuter- und Gewürzhändler seine Waren feil.

Da haben mein Sohn und ich gleich gesagt: Das müssen wir einfach machen.

Beate Eichholz "Zucker & Zimt"-Chefin

Sozusagen über Nacht verwandelte sich das Gewölbe in ein Café mit Flair: Die Wartburg-Stiftung ließ Anschlüsse legen für Wasser und Abwasser. An der Rückwand bauten Handwerker innerhalb weniger Wochen eine professionelle Theke ein mit allen notwendigen Geräten, Kaffeemaschine und Zapfanlage.

In Kühlvitrinen locken Cupcakes, Törtchen und Quiche. Vor dem Ausgang steht ein überdachter Bratwurstrost. Die Gäste können drinnen sitzen, bei schönem Wetter aber auch die Pergola im Freien nutzen.

Menschen stehen um einen Bratwurstrost in einem Hof der Wartburg.
Für den Übergang werden Besucher im Gadem-Gewölbekeller am Südturm versorgt - auch mit frisch gegrillter Bratwurst. Bildrechte: MDR/Ruth Breer

Etwas "Schnuckeliges" an der Wartburg gezaubert

"Was uns hier gezaubert worden ist, das ist schon schön", sagt Ulrike Marx über ihren neuen Arbeitsplatz. "Schnuckelig" sei es geworden - für sie als Team, "und auch für die Gäste, die jetzt wieder die Wartburg besuchen können mit Verpflegung - was ja leider lange nicht war." Die Burgschänke war mit dem Hotel an die Arcona-Gruppe verpachtet, die Ende November Insolvenz angemeldet hatte. Seit Januar war auch sie geschlossen.

Eine Frau lächelt in die Kamera.
Die Herausforderungen des Arbeitsplatzes Wartburg kennt Ulrike Marx bereits - sie hat früher im Hotel auf der Wartburg gearbeitet. Bildrechte: MDR/Ruth Breer

Für die Wartburg-Stiftung ein Problem, sagt Andreas Volkert, man habe intensiv nach einer Lösung gesucht. Da das Café noch verpachtet war, konnte es nicht erneut verpachtet werden. Deshalb brauchte es einen neuen Ort - und natürlich einen neuen Betreiber. Mit dem Unternehmen "Zucker & Zimt", das in Eisenach mehrere Cafés und eine Eismanufaktur betreibt, gab es ohnehin schon eine gute Zusammenarbeit beim Weihnachtsmarkt.

Blick in ein Gewölbe mit typischem Gastro-Mobiliar: Tische, Theke, Stühle.
Die Ruhe vor der Eröffnung um 11 Uhr: Das neue Café bietet Getränke, Kuchen und ein pikantes Imbissangebot, Sitzplätze drinnen und draußen. Bildrechte: MDR/Ruth Breer

"Zucker & Zimt" aus Eisenach mit weiterem Objekt

Das neue Café auf der Wartburg sei schon eine Herausforderung, sagt Beate Eichholz von "Zucker & Zimt". Eigentlich habe sich die Familie gesagt, die Eisproduktion sei das zweite Standbein. Und nicht noch mehr Gastronomieobjekte.

Aber als sie von Möglichkeit erfuhren, etwas auf der Burg zu machen, "da haben mein Sohn und ich gleich gesagt: Das müssen wir einfach machen", sagt Eichholz, "dieser herrliche Blick von hier oben, die Lage, die Burg - das gehört so zur Stadt. Und da haben wir gesagt: Wenn das passt, machen wir das sofort."

Seit Mai ist das Café am Kräutergarten mit zwei Ruhetagen in der Woche geöffnet, ab Juni wird es täglich von 11 bis 17:30 Uhr betrieben. Das Angebot sei sogar noch breiter als bisher, sagt Andreas Volkert. Da habe es vor allem Kuchen gegeben.

Nun bekommen die Gäste erstmals frisch gegrillte Bratwurst in der Burg, neben der klassischen Ausgabe auch eine Rindswurst und eine vegane Variante sowie Rostbrätel. Dazu zwei Suppen und zwei Sorten Gemüsequiche. Außerdem Konditorei-Spezialitäten und selbstgemachtes Eis.

Wegen der fehlenden Küche sei das Angebot eine Herausforderung gewesen, sagt Beate Eichholz. Ihr war wichtig, regionale Produkte anzubieten, viel Bio, heimisches Bier, vieles aus eigener Herstellung.

Eine Person bestellt etwas an einer Theke.
Für die Gastronomie wurde in dem Gewölbe ein Wasseranschluss gelegt und innerhalb weniger Wochen eine komplette Theke mit allen Geräten eingebaut. Bildrechte: MDR/Ruth Breer

Bratwurst und Cupcake

Das wird bisher gut angenommen. Eine Familie mit drei Kindern versorgt sich am späten Vormittag schon mal mit Bratwurst. Eine Gruppe aus der Schweiz schaut sich in der Vitrine die "Wartburg-Türmchen" an, einen mit Schokolade überzogenen Schichtkuchen, gefüllt mit fruchtiger Creme. "Das hat uns sehr angesprochen", sagt eine Frau, "wir kommen dann später nochmal vorbei."

Ein Ehepaar aus den Niederlanden wartet nicht so lange, sitzt mit Kaffee und Cupcake an einem der Tische im Gewölbe. Sehr wichtig sei die Gastronomie auf der Burg, sagt der Mann. "Wir waren in einem Airbnb in Eisenach, wo wir nicht gefrühstückt haben. Dies ist unser Frühstück!"

Eine Vitrine mit Kuchen. Auf einem Schild daran steht "Wartburgtürmchen - hausgebacken - mit Himbeer-Butterkrem und viel Schokolade"
Besonders gefragt sind die süßen "Wartburgtürmchen", eine eigene Kreation. Bildrechte: MDR/Ruth Breer

Die Wartburg-Stiftung freut sich darüber, dass das Unternehmen nicht nur die Tagesgäste, sondern auch die Konzertbesucher an den Abenden versorgt. Andreas Volkert stellt fest, "dass wir unseren Gästen einen Service anbieten können, der wirklich der Wartburg würdig ist".

Wenn im Laufe des Jahres die rechtlichen Folgen der Insolvenz geklärt sind, soll die Zusammenarbeit mit "Zucker & Zimt" erweitert werden. Dann wäre die eigentliche Burgschänke wohl wieder verfügbar. Doch der neu entdeckte Gewölbekeller soll nach Möglichkeit auch weiterhin gastronomisch genutzt werden. Man überlege, sagt Volkert, künftig zweigleisig zu fahren.

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MDR (cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 30. Mai 2024 | 06:50 Uhr

5 Kommentare

USc vor 8 Wochen

Vielleicht bin ich da ja etwas naiv, aber aus meiner Sicht sollte es sowohl im Interesse der Stiftung als auch des insolventen Betreibers sein, wenn die Burgschänke schnellstmöglich wieder genutzt wird. Die "komplexen rechtlichen Fragen" sind vor allem eine Geldquelle für Rechtsanwälte. Und wenn Zivilrecht so schwierig ist - ist das dann keine Bürokratie?

Tschingis1 vor 8 Wochen

@USc
Ihrer Einschätzung zu Bürokratie kann ich nicht folgen.

Es handelt sich hierbei schlicht und ergreifend um reines Zivilrecht. Solche Verträge lösen sie nicht so ohne weiteres. Von daher sollten wir künftige Besucher der Wartburg froh sein, dass die Stiftung mit "Zucker & Zimt" eine Lösung gefunden hat.

Nawienn vor 8 Wochen

Wenn man sich bei der WSG einkauft, ist die Wartburg
doch nicht mehr interessant.
Dennoch, ein Besuch lohnt sich immer und wenn es mit
der Thermoskanne und der Brotdose im Gepäck ist, leider....

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