Pigmentstörung der Haut Weißfleckenkrankheit: Hoffnung durch neues Medikament
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30. April 2024, 18:43 Uhr
Vitiligo ist auch als Weißfleckenkrankheit bekannt. Sie zeigt sich durch deutliche Flecken auf der Haut. Ein kürzlich zugelassenes Mittel macht Betroffenen neue Hoffnung. Wir erklären, wodurch sie entstehen.
Medikament gegen Vitiligo seit 2023 in Deutschland zugelassen
Viele kennen Bilder von Menschen mit stark abgegrenzten weißen Hautpartien. Was die Krankheit auslöst, konnte noch nicht ergründet werden. Klar ist: Die Pigmentstörung ist die Folge einer fehlenden Melanin-Produktion, der sonst natürliche Hautfarbton kann dadurch nicht gebildet werden. Die Haut bleibt so weiß.
Hoffnung macht nun ein neues Medikament, das seine Wirksamkeit schon in großen Studien bewiesen hat und seit Mai 2023 auch in Deutschland als verschreibungspflichtige Creme zugelassen wurde. Diese wird auf die betroffenen Areale aufgetragen und durchbricht den Immun-Mechanismus - es kommt zur Neufärbung der Haut. "Der Wirkmechanismus der Creme beruht auf der Hemmung von sogenannten Januskinasen", sagt der Leipziger Dermatologe Dietrich Barth. "Das sind Proteine, die sich an der Zellmembran befinden und bestimmte Signale zur Bildung entzündungsfördernder Eiweiße in der Zelle senden", erklärt er. Unterbricht man diesen Mechanismus, kann es zur Repigmentierung der Haut kommen.
Der Mediziner behandelt in seiner Praxis monatlich fünf bis zehn Patientinnen und Patienten mit Vitiligo. Kommt das neue Medikament zum Einsatz, kostet die Behandlung damit 12.000 Euro im Jahr. "Im Moment sieht es so aus, als ob das vor allen Dingen für Patienten gedacht ist, die die Vitiligo in sehr gut sichtbaren Arealen haben, also insbesondere im Gesichtsbereich. Und dass die Krankenkassen das vor allen Dingen am Anfang für diese Patienten übernehmen", so Barth.
Vorteil: langfristig anwendbar
Barth sieht in der neuen Therapie viel Potenzial: "Der große Vorteil ist zum einen, dass man das Präparat langfristig anwenden kann. Bei Kortisonpräparaten nimmt die Haut auf Dauer Schaden. Zudem sorgt die Creme auch in Bereichen, die schon sehr, sehr lange ohne Pigment sind, für eine gute Pigmentierung, und das in einem viel höheren Ausmaß, als wir es bisher gekannt haben." Man könne in der Medizin natürlich keine hundertprozentige Wirksamkeit versprechen, so der Hautarzt: "Aber wir haben zumindest deutlich bessere Daten als bisher – und das bei einer guten Verträglichkeit." Es sei ein deutlicher Erfolg im Vergleich zu bisherigen Behandlungen mittels Lichttherapie oder Kortison-Salben zu verzeichnen. Bei diesen sind oft nur im Anfangsstadium der Krankheit mäßige Verbesserungen sichtbar.
Vitiligo: ein bis zwei Prozent der Menschen weltweit betroffen
Ein bis zwei Prozent der Menschen weltweit leiden an Vitiligo. Die Krankheit, im weitesten Sinne eine Autoimmunerkrankung, kann in jedem Lebensabschnitt auftreten. Häufig macht sie sich im Alter zwischen 15 und 35 bemerkbar. Typischerweise ist das Gesicht im Bereich der Augen oder des Mundes betroffen, aber auch an den Händen und Füßen, im Achsel- oder Genitalbereich können die Stellen erscheinen.
Vitiligo tritt überdurchschnittlich häufig gemeinsam mit anderen Autoimmunkonditionen auf, darunter autoimmune Schilddrüsenerkrankungen, Typ-1-Diabetes oder Lupus Erythematodes. Oft genetisch bedingt, kann die Weißfleckenkrankheit aber auch durch Spontanmutation im Mutterleib entstehen. Neben der optischen Beeinträchtigung haben Patienten ein größeres Risiko für Sonnenbrand. Damit steigt auf lange Sicht das Risiko für einen weißen Hautkrebs. Erkrankte sollten ihre Haut deshalb streng kontrollieren lassen.
Wie entstehen die weißen Flecken?
Gemeinhin erklärt man die Erkrankung damit, dass Eiweiße die Pigment tragenden Zellen der Haut attackieren, sagt Dermatologe Barth: "Das Pigment, das Melanin oder auch die ganzen Zellen werden durch diese Attacke zumindest teilweise zerstört." Übrig bleiben aufgehellte Flecken.
Eine andere Theorie sieht entzündliche Prozesse als ursächlich an. "Es werden sehr reaktionsfreudige Eiweiße gebildet. Wir sprechen dabei von Zytokinen", erklärt Barth. "Die führen dazu, dass eine Entzündung entsteht. Durch diese Entzündung kommt es zum Untergang von Gewebe bzw. Pigment." Noch sei dies allerdings eher eine Vermutung – einer der Gründe, warum bislang kaum eine zielgerichtete Therapie existiert.
MDR (cbr)
Dieses Thema im Programm: Das Erste | Mittagsmagazin | 30. April 2024 | 12:00 Uhr