Schwangerschaftstest
Der Schwangerschaftstest ist ein typischer Selbsttest und bietet eine hohe Zuverlässigkeit. Bildrechte: imago images/Shotshop

Heimtests Was Selbsttests für zu Hause leisten können

06. Oktober 2022, 10:43 Uhr

Selbsttests gehören seit der Corona-Pandemie zu unserem Alltag. Doch auch für andere Erkrankungen gibt es medizinische Tests zur eigenen Vorsorge. Einen Piks in die Fingerkuppe etwa, um den Blutzuckerwert zu messen. Auch lässt sich mit ein paar Tropfen Blut checken, ob ein Eisenmangel vorliegt. Oder ein Urin-Test kann eine Harnwegsinfektion anzeigen. Mit einem Selbsttest lässt sich daheim in kurzer Zeit ein Ergebnis ablesen. Wie gut die sind, weiß unser Experte Dr. Thomas Dietz.

Dr. Thomas Dietz
Bildrechte: MDR/Jehnichen

Einige Anbieter von Selbsttests geben einen ausführlichen Ergebnisbericht mit Handlungsempfehlungen. Der Gang zum Arzt scheint dann für die Verbraucher überflüssig.

Zu beachten ist aber: Die Heimtests sind den Labortests in ihrer Zuverlässigkeit häufig unterlegen. Das Ergebnis, das zu Hause gemacht wird, kann schnell verfälscht werden. Auch ist die Selbsteinschätzung der Ergebnisse oft nicht einfach, sodass der Gang zum Arzt unerlässlich ist.

Verschiedene Analyse-Arten von Selbsttests

Von verschiedenen Herstellern werden Selbsttests zur Kontrolle bestimmter Gesundheitswerte oder zur Vorsorge angeboten. Zur Analyse dienen dabei Körperflüssigkeiten wie Blut, Urin, Speichel und Stuhl, aber auch die Atemluft. So werden z. B. Vitamine, Mineralstoffe und Hormone überwiegend an Blut untersucht. Dazu ein paar Beispiele:

  • Bluttest

Mit Hilfe einer Lanzette muss sich der Tester in eine Fingerkuppe stechen und anschließend eine genau vorgeschriebene Menge Blut entnehmen. Das Ergebnis kann entweder direkt abgelesen werden oder wird anschließend in ein Testlabor geschickt. Per Post kommt das Ergebnis zurück.

Blutzucker selber messen
Mit einem Piks in die Fingerkuppe und dem austretenden Blut kann der Blutzuckerwert bestimmt werden. Bildrechte: imago images/Oliver Langel

Das Ergebnis kann jedoch durch Anwendungsfehler bei der Blutentnahme verfälscht werden. Wird der Finger bsp.weise zu stark gedrückt, so kann das zusätzliche Gewebewasser das Blut verdünnen und das Ergebnis verfälschen.

  • Urintest

Mit dem Urin werden verschiedene Substanzen wie etwa Hormone oder Bakterien ausgeschieden. So kann eine Urinprobe für die Analyse verschiedener Hormone in den Wechseljahren geeignet sein.

Aber auch eine mögliche Infektion mit verschiedenen sexuell übertragbaren Erkrankungen könnte über einen Selbsttest nachgewiesen bzw. ausgeschlossen werden. Diese Tests sind den Labortests in ihrer Zuverlässigkeit allerdings unterlegen. 

Für Laien ist es nicht einfach, den richtigen Test zu finden – und die Zuverlässigkeit nicht immer eindeutig. Eine gute Beratung zahlt sich daher aus, um nicht für medizinisch unsinnige Tests Geld auszugeben. Hinzukommt: Mancher Selbsttest ist teurer als die im Facharztlabor durchgeführte Analyse.

Fazit: Selbsttests für zu Hause liefern höchstens einen Anhaltspunkt, eine Diagnose sollte aber von einem Arzt gestellt werden.

Corona-Selbsttests auf einen Blick

  • Was sind PCR-Test, Antikörpertest, Antigentest, Schnelltest und Selbsttest?

Ein genereller Unterschied zwischen den Corona-Tests besteht darin, dass die einen nachweisen sollen, ob eine akute Infektion vorliegt. Dazu dienen ein Schnelltest und Selbsttest, die beide Antigentests sind, oder ein PCR-Test.

Andere Tests sollen nachweisen, ob man schon eine Corona-Infektion hinter sich hat und wie viele Antikörper sich gebildet haben. Dazu dient ein Antikörpertest.

Hand hält positiven Corona-Schnelltest
Der Corona-Selbsttest liefert in wenigen Minuten ein Ergebnis, ist jedoch nur eine Momentaufnahme. Bildrechte: IMAGO/Christian Ohde

  • Antigentest mit Schnelltest oder Selbsttest

Unterschieden wird in der Regel zwischen Schnelltests, die von geschultem Personal – zum Beispiel in Teststellen – durchgeführt werden und Selbsttests, die Laien bei sich selbst und anderen durchführen können. Beides sind Antigentests (und oftmals dieselben Produkte), die sich in weniger als einer halben Stunde durchführen lassen.

Ein Antigentest weist nicht das Erbmaterial des Erregers nach, sondern Proteine aus der Virushülle (Antigene). Beim Antigen-Schnelltest oder Antigen-Selbsttest wird ein Stäbchen bzw. Tupfer in den Rachen oder die Nase oder beides hintereinander eingeführt und das Sekret anschließend auf einen Teststreifen aufgetragen. Dieser wird dann in ein kleines Plastikkästchen gesteckt. Das Testergebnis hat man dann schon nach wenigen Minuten.

Vorteil eines Schnelltests bzw. Selbsttests

Er liefert rasche Ergebnisse, ist günstig und kann – ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest – auch von Laien eingesetzt werden. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man für ein paar Stunden nach einem negativen Ergebnis zumindest nicht so viel Viruslast in sich trägt, dass man ansteckend ist.

Nachteil eines Schnelltests bzw. Selbsttests

Er ist weniger zuverlässig als ein PCR-Test. Ein negatives Ergebnis eines Antigentests bedeutet nicht, dass keine Corona-Infektion vorliegt. Ein solcher Test ist lediglich eine Momentaufnahme. Schon wenige Stunden später kann die Viruslast im Körper so groß geworden sein, dass ein Antigen-Test nun ein positives Ergebnis liefern würde. Außerdem erkennen nicht alle Tests alle Virusvarianten gleich gut.

  • Was ist ein PCR-Test?

Ein PCR-Test kann eine Corona-Infektion weitaus genauer feststellen als ein Antigentest. Dabei wird mittels einer Polymerase-Kettenreaktion (PCR) – ein künstliches Verfahren zur Vervielfältigung von DNA, also Erbmaterial – das Erbmaterial des Virus so stark vervielfältigt, dass es im Labor nachgewiesen werden kann, auch wenn es nur in geringen Mengen vorkommt.

Für den Abstrich mithilfe eines Stäbchens ist Sekret aus dem Mund-, Nasen- und/oder Rachenraum erforderlich, da sich das Virus dort vermehrt.

Vorteil eines PCR-Tests

Er gilt als besonders zuverlässig, sofern er richtig durchgeführt wurde. Im Testergebnis wird in der Regel auch der CT-Wert angegeben, aus dem man ableiten kann, ob man noch ansteckend ist oder nicht. CT steht für Cycle treshhold (Schwellenwertzyklus). Liegt der CT-Wert über 30, geht man davon aus, dass ein Infizierter nicht mehr ansteckend ist.

Nachteil eines PCR-Tests

Das Verfahren ist vergleichsweise zeitaufwendig und teuer. Es muss im Labor durchgeführt werden.

  • Was ist ein Antikörpertest?

Antikörpertests weisen Antikörper nach, die das Immunsystem gegen das Virus bildet. Dafür ist die Abnahme einer einiger Tropfen Blut nötig. Die Antikörper können durch eine Farbreaktion auf einer präparierten Testoberfläche nachgewiesen werden. Manche Antikörpertests weisen lediglich nach, ob man Antikörper gegen das Coronavirus in sich hat. Andere Antikörpertests geben auch die Menge an Antikörpern und an und wie gut sie gegen das Virus wirken. Denn Antikörper unterscheiden sich u.a. deshalb, weil sie sich entweder nach einer Infektion oder nach einer Impfung gebildet haben.

Vorteil eines Antikörpertests

Er ist u.a. als Nachweis einer früheren Infektion geeignet, wenn man sich unsicher ist, ob man infiziert war. Sinnvoll sind Antikörpertests vor allem für Menschen, die ein geschwächtes Immunsystem haben – zum Beispiel durch eine Vorerkrankung oder bestimmte Medikamente. Der Test kann dann bei der Entscheidung helfen, ob und wann eine weitere Impfung nötig ist.

Nachteil eines Antikörpertests

Der Test verrät nicht, ob der Betroffene oder die Betroffene infektiös ist. Außerdem gibt es keinen Wert, der verlässlich aussagt, ab wann man wirklich gut vor Corona geschützt ist.

Quelle: MDR um 4

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 06. Oktober 2022 | 17:00 Uhr

Mehr Gesundheit

Weitere Ratgeber-Themen