Ostball | Folge 14 Niners-Kapitän Jonas Richter: Das Einhorn des deutschen Basketballs

29. März 2023, 15:00 Uhr

Jonas Richter hat den Klub seiner Heimatstadt erst in die BBL und dann ins internationale Geschäft geführt. Er hat noch nie für einen anderen Verein gespielt, ist mittlerweile sogar zum Nationalspieler gereift. Eine Seltenheit im modernen Basketball-Geschäft. Doch nun könnte sein Abschied aus Chemnitz nahen. Ist der Niners-Kapitän bereit für die Euroleague? Folge 14 von "Ostball", dem Podcast über erstklassigen Basketball aus dem Osten.

MDR San Mitarbeiter Daniel George
Bildrechte: MDR/punctum.Fotografie/Alexander Schmidt

Ostball – der Basketball-Podcast aus dem Osten

Alle anzeigen (23)

Jonas Richter weiß noch, wie alles begann. Damals in der Jugend. "Andere Teams waren schon professionell aufgestellt, aber wir haben zum Ausrollen und Dehnen nach dem Spiel noch solche Rohre aus dem Baumarkt genommen", sagt der heute 25-Jährige und lacht.

Kein anderer Spieler des aktuellen BBL-Kaders der Niners Chemnitz kann solche Anekdoten erzählen. Kein zweiter Spieler ist so eng verknüpft mit dem Aufstieg des Chemnitzer Basketballs in den vergangenen Jahren. Und wohl kein anderer deutscher Profi Liga-weit war seinem Klub gegenüber so loyal wie Jonas Richter.

Seit fast 20 Jahren spielt der gebürtige Chemnitzer für den Klub seiner Heimatstadt. Seine persönliche Entwicklung und die der Niners verlief bislang parallel – und kontinuierlich nach oben. Doch nun könnte trotzdem das Unvorstellbare nahen: der Abschied von Jonas Richter aus Chemnitz.

Folge 14 von "Ostball" in der Übersicht:

Das Thema

Jonas Richter war sechs Jahre alt, als er mit dem Basketball in Chemnitz begann. Eigentlich nur, weil ein Freund auch Basketball spielte. Obwohl er immer einer der talentiertesten Spieler war: Der 2,07-Meter-Mann glaubte lange nicht an seine Profi-Laufbahn.

Doch dann klappt es doch. Maßgeblich verantwortlich dafür: Niners-Cheftrainer Rodrigo Pastore, der Richter seit seinem Amtsantritt in Chemnitz forderte und förderte.

Chemnitz Niners - Telekom Baskets Bonn, Rodrigo Pastore (Headcoach), Niners Chemnitz, Jonas Richter
NINERS-Cheftrainer Rodrigo Pastore (l.) hat das Potenzial von Jonas Richter früh erkannt – und entscheidenden Anteil an seiner Entwicklung. Bildrechte: IMAGO / Alexander Trienitz

Seine Profi-Karriere startete damals in der zweitklassigen Pro A. Mittlerweile ist Jonas Richter mit Chemnitz in die Basketball-Bundesliga aufgestiegen, hat sein Team in die Play-offs und das internationale Geschäft geführt.

Trotz Angebote anderer Klubs blieb Richter bislang immer in Chemnitz. Einen vergleichbaren Weg eines deutschen Spielers? Gibt es nicht. Jonas Richter ist das Einhorn des deutschen Basketballs.

Doch nun könnte trotzdem der Abschied nahen. Sein Traum von der Euroleague, das haben sie auch in Chemnitz längst erkannt, könnte bald wahr werden – allerdings anderswo.

Jonas Richter
Jonas Richter, der Nationalspieler: Ende Februar überzeugte der Chemnitzer Kapitän bei seinem Debüt im Dress des Deutschen Basketball-Bundes. Bildrechte: IMAGO / Kessler-Sportfotografie

Die Gäste

Jonas Richter spricht im Podcast über seinen bisher so außergewöhnlichen Weg. Der 25-Jährige erklärt, warum er seit fast 20 Jahren für denselben Verein spielt und wie seine Mutter in Verhandlungen mit den Niners einst sein Gehalt drücken wollte.

Auch Sascha Prötzig erinnert sich noch gut an die lustige Gehalts-Anekdote. Prötzig war damals wie heute Cheftrainer der Chemnitzer Mannschaft in der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL) und hat den Weg von Richter eng verfolgt.

Genau wie Christian Meichsner, einer der ersten Jugendtrainer des heutigen Nationalspielers. Im Podcast erklärt der heutige Geschäftsführer des Basketballverbandes Sachsen, warum der Weg seines ehemaligen Schützlings für ihn verblüffend kam.

Jonas Richter, Niners Chemnitz jubelt mit den Fans.
Jonas Richter und die NINERS-Fans: Chemnitz liebt sein Eigengewächs und der 25-Jährige liebt Chemnitz. Bildrechte: IMAGO / Alexander Trienitz

Mittlerweile ist Jonas Richter in der BBL etabliert – und bereit für den nächsten Schritt? Nationalspieler und Euroleague-Profi Johannes Voigtmann sagt: ja! Im Podcast erklärt Voigtmann, warum und spricht auch über das überzeugende Nationalmannschafts-Debüt von Richter.

Niners-Geschäftsführer Steffen Herhold weiß, dass ein Abschied von Jonas Richter aus Chemnitz früher oder später kaum zu verhindern sein wird. Doch Herhold erklärt, unter welchen Umständen ihm doch irgendwann ein Denkmal in seiner Heimatstadt gebaut werden sollte.

Für seine ehemaligen Mitspieler Malte Ziegenhagen steht jedenfalls fest: Das Trikot von Jonas Richter gehört nach seiner Karriere unter die Hallendecke. Im Podcast erzählt Ziegenhagen von gemeinsamen Tequila-Eskapaden und dem Charakter seines Kumpels.

Die spannendsten Aussagen

Jonas Richter sagt: "Ich hatte in der Jugend nie den Traum, Profi-Basketballer zu werden. Und ich habe auch lange nicht daran geglaubt, dass das wirklich klappen kann." (ab Minute 09:40)

Jonas Richter (Chemnitz), Jonathan Mesghna (Hanau)
2015 in der Pro A: Jonas Richter (l.) während seiner ersten Saison mit den Chemnitzer Profis. Bildrechte: IMAGO / Jan Huebner

Johannes Voigtmann sagt: "Seine Fähigkeiten erlauben es ihm, noch weitere Schritte zu gehen. Und ich könnte mir gut vorstellen, dass er auch auf einem höheren Niveau gerne gesehen ist bei Teams. Ich wüsste nicht, warum er nicht auch Euroleague spielen könnte." (ab Minute 43:40)

Johannes Voigtmann, Deutschland, No.07, jubelt.
Nationalspieler Johannes Voigtmann überzeugt seit Jahren in der Euroleague – und glaubt, dass auch Jonas Richter das Zeug dazu hätte. Bildrechte: IMAGO/camera4+

Steffen Herhold sagt: "Wenn ich eine Tochter hätte, könnte ich ihn mir gut als Schwiegersohn vorstellen. Er ist ein Prototyp für viele junge Menschen in Chemnitz: bodenständig, bescheiden, manchmal vielleicht zu bescheiden. auf jeden Fall verantwortungsbewusst. In den vergangenen Jahren hat er bei uns den Schritt vom Jungen zum Mann gemacht." (ab Minute 29:20)

Steffen Herold, Geschäftsführer Niners Chemnitz
NINERS-Geschäftsführer Steffen Herhold würde Jonas Richter sofort mit einem Rentenvertrag ausstatten – doch auch für den Fall eines Abschieds hat Herhold bereits eine Vision parat. Bildrechte: imago images/Alexander Trienitz

Malte Ziegenhagen sagt: "Jonas hat dem Klub so viel gegeben. Ich wäre sehr enttäuscht, wenn sein Trikot nicht irgendwann nach seinem Karriere-Ende bei den Niners unter der Hallendecke hängt." (ab Minute 47:00)

Jonas Richter mit Malte Ziegenhahn
Der Ex und sein Nachfolger: Malte Ziegenhagen (r.) war der Vorgänger von Jonas Richter als Kapitän der NINERS Chemnitz. Bildrechte: IMAGO / Alexander Trienitz

Sascha Prötzig sagt: "Jonas ist ein Leuchtturm für Talente aus der Region. Nicht nur, weil er aktuell Kapitän der Niners ist, sondern vielmehr, weil er dieser Chemnitzer Junge ist, der den Weg vom Mini-Basketballer bis zum Profi geschafft hat." (ab Minute 49:00)

Christian Meichsner sagt: "Jonas war nie ein Spieler, der die Show und das Weite gesucht hat. Er war gut beraten, sich in Chemnitz weiter zu entwickeln und mit den großen Schritten bislang noch ein Stück abzuwarten." (ab Minute 34:00)

Über den Podcast "Ostball" – das ist der Podcast über erstklassigen Basketball aus dem Osten. Alle zwei Wochen erzählt Moderator Daniel George in einer neuen Folge die besten Geschichten des ostdeutschen Basketballs.

Mit Chemnitz, Rostock und Weißenfels bei den Männern sowie Halle bei den Frauen gibt es schließlich drei Erstliga-Standorte im Osten. Aber auch viele Protagonisten wie Spieler, Trainer und Verantwortliche, die mittlerweile anderswo tätig sind, haben dort ihre Wurzeln.

Wo der Podcast zu hören ist

Podcasts FCM und HFC
Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk
Daniel George
Bildrechte: MDR/Jörn Rettig

Über den Moderator Daniel George wurde 1992 in Magdeburg geboren. Er erkannte schnell, dass es auf dem Parkett für mehr als eine stabile Landesliga-Karriere beim großartigsten Dorfverein der Welt, dem TSV Niederndodeleben, nicht reicht.

Also begann der Zwei-Meter-Center mit dem Schreiben über Basketball. Zunächst für die Mitteldeutsche Zeitung über den Oberligisten BC Anhalt aus Dessau, dann über den Regionalligisten Aschersleben und schließlich über den Bundesligisten Weißenfels.

Inzwischen hat er für den MDR mehrere Dokumentationen über Basketball produziert: unter anderem "Plan A" über Nationalspieler Andreas Obst und "Built to win" über die SBB Baskets Wolmirstedt. Außerdem schreibt er für das Fachmagazin "BIG" über Basketball im Osten. Im Podcast "Ostball" spricht er nun auch regelmäßig über den Sport seines Herzens.

MDR (Daniel George)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 20. Februar 2023 | 09:00 Uhr

1 Kommentar

Tristran. am 30.03.2023

Hört das wirklich wer? Außerhalb von Weißenfels interessiert sich für Basketball ... nun ja, nicht viele. Vielleicht noch NBA, aber selbst die sind eher Randgruppe.
Schön das ihr eure Moderatoren ihren Traum ausleben lasst.
Die Personen interessieren mich. Leider der Sport weniger.
Der Podcast ist , wie gewohnt, gut gemacht.
Spricht mich aber sonst nicht wirklich an.