Symbolbild: eine schwangere Frau wird geimpft.
Eine Auffrischimpfung während der Schwangerschaft wird in Deutschland empfohlen. Bildrechte: IMAGO / Pond5 Images

Covid-19 Nestschutz: Nur Corona-Impfungen während der Schwangerschaft helfen Babys

13. November 2023, 04:59 Uhr

Wie schützen Eltern ihre Kinder nach der Geburt am besten vor der Gefahr durch Corona? Daten aus Singapur zeigen: Es kommt auf den Zeitpunkt an, an dem sich werdende Mütter gegen Covid-19 impfen lassen.

Autorenfoto von Clemens Haug
Bildrechte: Tobias Thiergen/MDR

Kinder stecken eine Infektion mit Sars-CoV-2 meistens relativ leicht weg, unter anderem weil ihr Immunsystem aktiver auf das Virus reagiert. Das gilt meistens auch für Babys. Allerdings, wie bei fast allen Infektionen, haben Neugeborene noch ein etwas höheres Risiko, als ältere Kinder, doch schwer an Covid-19 zu erkranken. 44 Prozent aller Kinder in den USA, die während der Omikronwellen ab Dezember 2021 so schwer krank wurden, dass sie in einem Krankenhaus behandelt werden mussten, waren jünger als sechs Monate. Das zeigte eine Untersuchung eines Teams der Seuchenschutzbehörde CDC im März 2022. Wie Eltern ihre neugeborenen Kinder schützen können, ist also eine durchaus wichtige Frage.

Was bringt Nestschutz: Impfungen vor oder während der Schwangerschaft?

Dass Mütter ihren Kindern einen sogenannten Nestschutz geben können, wenn sie sich während der Schwangerschaft gegen Corona impfen lassen, haben bereits eine ganze Reihe von Studien gezeigt. Denn die Frauen übertragen einen Teil der Antikörper durch die Nabelschnur auf die Kinder, die nach der Geburt zwar nicht hundertprozentig gegen eine Ansteckung geschützt sind, aber deutlich sicherer vor schweren Erkrankungen sind, als die Kinder ungeimpfter Mütter. Wissenschaftlich belegt ist auch, dass die Impfung keine anderen schweren Gesundheitsfolgen für die Babys hat.

Eine offene Frage war bislang allerdings, welchen Einfluss der Zeitpunkt der Impfung von Müttern auf den Nestschutz der Kinder hat. Werden Antikörper auch dann übertragen, wenn die Frauen sich bereits vor einer Zeugung haben impfen lassen? Hier bringt eine neue Studie aus Singapur nun eindeutige Antworten: Ein Nestschutz entsteht nur, wenn während der Schwangerschaft geimpft wird. Das Infektionsrisiko von Kindern, deren Mütter sich bereits vor der Schwangerschaft haben impfen lassen, unterscheidet sich praktisch nicht von dem von Kindern ungeimpfter Mütter.

Grundlage: Realweltdaten aus Singapur zu Covid-19 Infektionen bei Eltern und Kindern

Für die Studie werte das Team um Orlanda Goh vom Singapur General Hospital die verfügbaren Daten aus dem Gesundheitssystem des Inselstaats aus, die zwischen Januar 2022 und März 2023 angefallen waren. In die Untersuchung eingeschlossen wurden dabei 7292 Fälle, in denen sich Eltern innerhalb der ersten sechs Monate nach Geburt ihres Kindes eine im Labor bestätigte Infektion mit Corona zugezogen hatten.

In 7120 Fällen (97,6 Prozent) hatten die Mütter mindestens zwei Impfungen erhalten. Bei 2281 Kindern (39,5 Prozent) bekamen die Frauen ihre zweite Impfdosis während der Schwangerschaft. 3661 (50,2 Prozent) erhielten einen Booster, während das Kind noch in der Gebärmutter wuchs. Nach der Geburt steckten sich insgesamt 1272 Kinder (17,4 Prozent) bei ihren Eltern mit Corona an.

Hoher Nestschutz, wenn Mütter während der Schwangerschaft eine Boosterimpfung erhalten

Der Vergleich beider Gruppen – Kinder, deren Mütter entweder vor oder während der Schwangerschaft Impfdosen erhalten hatten – zeigt einen deutlichen Unterschied: Kinder während der Schwangerschaft geimpfter Frauen waren zu 41,5 Prozent vor Ansteckungen geschützt, die anderen dagegen nur zu 15,4 Prozent.

Am besten war dabei der Schutz, wenn die Mütter die Boosterdosis bekommen hatten (44,4 Prozent) im Vergleich zu nur die zweite Impfung (37,6 Prozent Schutz für die Kinder). Der Zeitpunkt der Impfung im Verlauf der Schwangerschaft spielte dagegen keine Rolle, das Schutzniveau lag in allen Fällen zwischen 43,8 und 45,5 Prozent. Hatten die Mütter sogar einen an die damals dominante XBB Variante angepassten Impfbooster bekommen, stieg der Schutz sogar auf 76,7 Prozent.

Schwangere haben in Deutschland Anspruch auf eine Auffrischimpfung gegen Corona

Für Frauen, die bereits vollständig geimpft sind und vielleicht schon eine dritte Impfung bekommen haben, bedeutet das, dass eine weitere Auffrischung während der Schwangerschaft in Betracht ziehen sollten. Ihren Kindern können sie damit einen hilfreichen Schutz für die ersten sechs Monate auf den Weg geben.

Da Schwangere zu den Corona-Risikogruppen gehören, wird ihnen auch aktuell noch von der Ständigen Impfkommission (Stiko) die Auffrischimpfung empfohlen. Das bedeutet, dass die Krankenkasse die Kosten übernimmt.

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127 Kommentare

Sarah_2014 vor 22 Wochen

Da meine letzte Antwort hierauf nicht veröffentlicht wurde, neuer Versuch. Würde ich dann auch veröffentlichen, wenn es wieder so sein sollte:
Leider hat keine andere PARTei Interesse an einer Aufarbeitung. Also musste man wenigstens diese Chance nutzen. Alle Teilnehmer hätten genauso bei den Grünen vorgetragen!

MDR-Team vor 23 Wochen

@erwinblau
Die Schutzwirkung besteht nicht notwendigerweise für die "nächsten Jahre", sondern für einen kürzeren Zeitraum. Darum gibt es ja auch die Booster für verschiedene Varianten.
LG, das MDR-Wissen-Team

MDR-Team vor 23 Wochen

@J H
Nicht der gesamte Artikel ist nicht mehr aktuell, sondern nur eine einzelne Aussage. Wie erwähnt werden dort verschiedene Studien als Nachweis verlinkt.