Posaunenspieler in einer Kapelle
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Der Kälte trotzen Ein Posaunenchor aus Halle im Corona-Advent

21. Dezember 2021, 00:00 Uhr

Sie prägen den Adventsklang wie Kinderchöre und Whams "Last Christmas": Posaunenchöre. Hier proben meistens Laien das ganze Jahr über in Kirchenräumen und spielen auch regelmäßig in Gottesdiensten. Aber kurz vor Weihnachten sind sie doch mit am wichtigsten, weil sie wie kaum ein anderes Ensemble der Kälte trotzen können. Doch wie ist das Leben momentan im Posaunenchor? MDR KLASSIK hat eine Probe und ein Konzert in Halle besucht.

Blechbläser aus dem ganzen Umland

Frank Plewka geht auf die Empore der Pauluskirche, um noch mehr Stühle zu holen. Immer mehr Musikerinnen und Musiker kommen, tragen sich in die Anwesenheitsliste ein, machen einen Schnelltest und packen dann ihre Instrumente aus. Denn heute ist eine besondere Probe: Das weihnachtliche Konzert am zweiten Advent hat eine so lange Tradition in Halle, dass niemand in der Runde weiß, seit wann sie besteht. Dafür kommen an diesem Mittwoch nicht nur Mitglieder des Posaunenchors der Paulusgemeinde zusammen, sondern Blechbläser aus dem ganzen Umland – eben weil es um Tradition geht.

Selbst als ich noch nicht selbst aktiv war, war das bei uns in der Kirche immer präsent. Also es gehört definitiv zu Weihnachten dazu.

Janick, Geschichtsstudent, Laienmusiker

Posaunenchöre unterwegs für die Seele

Posaune mit Spiegelung
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Ähnliches ist auch von Frank Plewka zu hören, dem Landesposaunenwart der evangelischen Kirche in Mitteldeutschland: "Die Adventszeit ist genau die Zeit, in der die Posaunenchöre ganz viel unterwegs sind. Und gerade jetzt, zur Adventszeit, brauchen wir das für unser Gemüt, für die Seele. Das tut einfach gut." Da die meisten Menschen heute zum ersten Mal miteinander spielen, beginnt Frank Plewka mit einfachen Übungen: Die Blechbläserinnen und Blechbläser sollen einfach nur in ihr Instrument blasen – ohne Ton. Es geht um den gemeinsamen Atem. Nach einigen weiteren Übungen geht Frank Plewka das Programm durch.

Weithin hörbare Allwetter-Orgeln

Das Programm ist sehr breitgefächert: Es gibt ein Arrangement aus Tschaikowskys "Nussknacker", aber auch viele Weihnachtslieder wie "Macht hoch die Tür" in spannenden Arrangements. Im Zentrum steht auch die Botschaft, erklärt der Pfarrer Axel Meißner: "Posaunenchöre haben sich gegründet vor 150 Jahren, als man das Evangelium hinaus in die Welt getragen hat, außerhalb der Kirchenmauern. Deshalb bezeichnet man Posaunenchöre, manchmal auch augenzwinkernd als Allwetter-Orgeln. Sie sind also immer da, wenn irgendwo Gottes Wort zur Sprache kommt und verkündigt wird. Sie sind weithin hörbar."

Bindeglied und schnelle Einsatztruppe

Der Kantor der Paulusgemeinde bezeichnet den Posaunenchor auch augenzwinkernd als seine schnelle Einsatzgruppe. Die Musik wird zum Bindeglied sowohl bei den Hörenden, als auch bei den Spielenden. Diese Erfahrung hat Andreas Huth gemacht. Der 62-Jährige spielt schon seit 50 Jahren im Posaunenchor.

Der Ausgangspunkt oder der Impuls für uns alle ist wahrscheinlich, dass wir gerne musizieren. Und da entsteht dann auch so ein Geist, sagen wir mal ein Gemeinschaftsgeist in der Gruppe.

Andreas Huth, Laienmusiker im Posaunenchor

Ein Junge spielt Posaune
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Generationenübergreifendes Ensemble

Das Besondere an Posaunenchören ist, dass Menschen aller Generationen etwas gemeinsam machen.

Wo sonst hat man es, dass der Fünf- oder Sechsjährige gemeinsam etwas mit dem 50-, 60-, ja 80-Jährigen macht?

Axel Meißner, Pfarrer

Dafür ist wichtig, dass sich alle unterstützen: Wer schon etwas mehr kann, erklärt den anderen, wie es geht. Deswegen ist das ausgewogene Programm so wichtig.

Das Konzert

Es ist Sonntag: Der Posaunenchor hat sich gerade warm gemacht und Trompeter Andreas Huth sitzt wieder auf dem ersten Platz. "Man versucht nicht zu aufgeregt zu sein, also ruhig und gelassen und Freude an der Musik zu haben." Einige Menschen sitzen vereinzelt in den Bänken. Es gibt auch eine Bibellesung, eine Predigt und Gebete, aber es wird deutlich, dass die Musik im Mittelpunkt steht, um den Glauben an diesem Abend auszudrücken. Auch wenn es einige schiefe Töne gibt, bemerkt Manuela Werner. "Da hat dann jemand was übersehen und dann sind alle irritiert. Dafür sind wir ja auch Laien. Aber das meiste hat doch gut geklappt und wir sind alle froh, dass es stattfinden konnte". Denn sie sind überzeugt: Ohne Posaunenchor fühlt es sich nicht richtig wie Advent an.

Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | 18. Dezember 2021 | 09:40 Uhr

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