Kommentar Kemberger vertrauen Amtsinhaber Seelig – deutliche Niederlage für Lieschke
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04. September 2023, 09:23 Uhr
Amtsinhaber Torsten Seelig (CDU) bleibt Bürgermeister in Kemberg im Landkreis Wittenberg. Er setzte sich gegen einen AfD-Kandidaten durch. Trotz zuletzt teils sehr hohen Umfragewerten für die Partei reicht ein AfD-Parteibuch allein also nicht aus, um Wahlen zu gewinnen. Die Bürgerinnen und Bürger von Kemberg schätzen offenbar, was Seelig in der Stadt in seinen bisherigen 14 Jahren als Bürgermeister erreicht hat, kommentiert MDR-SACHSEN-ANHALT-Reporter André Damm.
Die AfD hat bei ihrem Landesparteitag im Frühjahr vollmundig einen Sturm auf die Rathäuser in Sachsen-Anhalt angekündigt. In Raguhn-Jeßnitz im Landkreis Anhalt-Bitterfeld ist der Plan bei der dortigen Bürgermeisterwahl aufgegangen.
Doch in Kemberg im Landkreis Wittenberg ist die forsche Absichtserklärung am Sonntag vom Winde verweht worden. Matthias Lieschke fuhr als Bürgermeister-Kandidat der AfD eine unerwartet deutliche Niederlage ein, scheiterte krachend am Amtsinhaber Torsten Seelig von der CDU.
Wahl entgegen der aktuellen Umfragetrends
Die Wähler haben sich einem Trend widersetzt, der der AfD aktuell immer höhere Umfragewerte beschert. Die Einwohner ließen in Kemberg nicht ihren Unmut über die Landes- und Bundespolitik in die Wahlentscheidung einfließen, sondern sie votierten für den jeweiligen Kandidaten, unabhängig von seiner Parteimitgliedschaft.
Und da gab der hemdsärmelige wie umtriebige Christdemokrat Seelig die bessere Figur ab. Der dreifache Vater ist bereits seit 14 Jahren Bürgermeister und hat in dieser Zeit einiges für die 28 Ortsteile zählende Einheitsgemeinde erreicht. Die Schulen wurden erhalten, die Kita-Gebühren blieben stabil, Sporthallen und Straßen wurden gebaut, das Handy-Netz soll noch verbessert werden. Diese Bilanz haben die Wähler honoriert und für Seelig gestimmt.
Wer vor Ort gute Arbeit leistet, widersteht Attacke von Rechtsaußen
Damit dürften die Kemberger auch die Parteigranden der CDU in Sachsen-Anhalt etwas beruhigt haben, die einen Durchmarsch der AfD befürchtet hatten. Matthias Lieschke musste dagegen erfahren, dass für den Chefposten in einem Rathaus ein AfD-Parteibuch allein nicht ausreicht. Als Landtagsabgeordneter in Sachsen-Anhalt hatte der 52-Jährige kaum für Schlagzeilen gesorgt, obwohl er seit 2016 dem Parlament angehört.
Für die demokratischen Parteien in Sachsen-Anhalt geht von der Kemberger Wahl somit eine deutliche Botschaft aus. Wer vor Ort gute Arbeit leistet, die Bürger mitnimmt und Vertrauen fördert, muss die Attacke von Rechtsaußen nicht fürchten.
Dennoch wird das die AfD nicht davon abhalten, weiter zum Sturm auf die Rathäuser zu blasen. Noch in diesem Monat stehen im Landkreis Anhalt-Bitterfeld mehrere Bürgermeister-Wahlen an.
MDR (André Damm) | Erstmals veröffentlicht am 03.09.2023
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 03. September 2023 | 20:00 Uhr
schwarzinger am 04.09.2023
@Dermbacher
Ich akzeptiere zwar ihre Meinung, teile diese aber nicht im Geringsten.
Es gibt einige Bekannte, die vorher Querbeet wählten und mit der AfD nichts am Hut hatten. Seit einiger Zeit gibt es hier einen Umdenkprozess und die AfD nun eine Rolle bei der Wahlentscheidung spielt und ich kann sie verstehen.
Wen wollen Sie denn von den etablierten Parteien wählen, wenn Sie eine Veränderung wollen? Versuchen Sie es doch mal mit einer Antwort.
Wahlversprechen kann man nicht ernst nehmen, denn die sind meist schon am Wahlabend vergessen. Bestes Beispiel dafür sind die Grünen. Einfach mal deren Wahlplakate zur letzten Wahl ansehen.
Kurz und knapp, die derzeitige Politik treibt die Leute in die Arme der AfD!
Da helfen zum Beispiel Aussagen wie: Um die AfD zu verhindern müssen alle anderen Parteien notfalls koalieren.
schwarzinger am 04.09.2023
@Erna
So ist es und ich behaupte immer wieder, würden die etablierten Parteien eine Politik zum Wohle des Volkes machen, gäbe es diese AfD gar nicht, bzw. würde sie ein Dasein unterhalb der 5% Grenze führen.
Aber so sieht es halt anders aus, denn wen sollen Bürgerinnen und Bürger wählen, die kein "weiter so" wollen?
schwarzinger am 04.09.2023
Möge immer die/der gewinnen, hinter der/dem die Mehrheit steht.
Ein Geschmäckle hat es aber immer, wenn die Ergebnisse den Umfragen widersprechen und dass meine ich nicht nur auf diese Wahl bezogen, bzw. mit Blick auf welche Partei auch immer.
Umfragen haben immer einen manipulativen Hintergrund und Briefwahlergebnisse sollten separat bekanntgemacht werden, um den Unterstellungen die Basis zu entziehen, bzw. zu verdeutlichen.
Interessant finde ich auch, dass nicht mal die prozentuale Wahlbeteiligung mitgeteilt wurde und auch das nährt wieder Spekulationen in Punkto Manipulation.