Ein dreiteliges Gemälde in einem Dom 8 min
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Nach einjähriger Ausstellungsreise ist der Altar des Naumburger Doms wieder zu besichtigen. Um das Kunstwerk hatte sich eine Debatte entwickelt. Es wurde befürchtet, dass der Welterbestatus aberkannt werden könnte.

MDR KULTUR - Das Radio Fr 01.12.2023 15:30Uhr 07:45 min

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UNESCO-Welterbe Cranach-Triegel-Altar wieder im Naumburger Dom zu sehen

03. Dezember 2023, 08:27 Uhr

Nach einjähriger Ausstellungsreise ist der Altar des Naumburger Doms wieder im Westchor zu besichtigen. Um das Kunstwerk von Lucas Cranach dem Älteren hatte sich aufgrund einer bildlichen Ergänzung durch den zeitgenössischen Maler Michael Triegel eine Debatte entwickelt. Es wurde befürchtet, dass der erst 2018 gewonnene Welterbestatus des Doms wieder aberkannt werden könnte. Mit einer musikalischen Vesper und Sonderführungen wird die Rückkehr nun gefeiert.

Der Cranach-Triegel-Altar kann ab dem 2. Dezember wieder im Westchor des Naumburger Doms besichtigt werden. Nach einer einjährigen Ausstellungsreise ist er zurückgekehrt. Gefeiert wird das mit einer musikalischen Vesper sowie Sonderführungen zum Altar, bei denen die Geschichte und Symbolik sowie die Hintergründe des Projektes "Triegel trifft Cranach" erläutert werden.

Altar war in Österreich zu sehen

Viele Menschen hätten jetzt erstmals die Gelegenheit, das auch als Marienaltar bekannte Sakralkunstwerk am Standort Westchor besichtigen zu können, sagt Holger Kunde, Stiftsdirektor der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts in Zeitz.

Denn der Altar, der am 3. Juli 2022 mit der bildlichen Erweiterung durch den zeitgenössischen Künstler Michael Triegel eingeweiht worden war, wurde bereits am 5. Dezember desselben Jahres wieder eingepackt und auf die Reise geschickt, ins Diözesanmuseum Paderborn sowie in den Marmorsaal des Stiftes Klosterneuburg bei Wien.

Debatte um Welterbetitel des Naumburger Doms

Vorausgegangen war eine Debatte, unter anderem mit ICOMOS, dem die UNESCO zum Welterbe beratenden Gremium, ob der Altar mit seiner Ergänzung durch den als Papstmaler bekannt gewordenen Künstler Michael Triegel den Welterbestatus des Naumburger Doms gefährden würde.

Zwei Figuren aus Stein, ein Mann und eine Frau mit goldener Krone und bis über die Wangen gezogenem Umhang
Die berühmten Stifterfiguren Markgraf Ekkehard II. und seine Gemahlin Uta von Ballenstedt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas

Diese Auszeichnung hatte der Dom vor allem für den Westchor erhalten, denn hier offenbart sich das historische Gesamtkunstwerk aus dem 13. Jahrhundert, bestehend aus Architektur, Glaskunst und den zwölf Stifterfiguren, darunter die berühmte Uta von Ballenstedt, geschaffen vom sogenannten Naumburger Meister. Alle stehen in konzeptueller Sichtbeziehung – in die der Altar eintritt.

Neu gemalte Ergänzung des Altars

Der Künstler Lucas Cranach der Ältere hatte den Altar zwischen 1517 und 1519 geschaffen. Nach einer Attacke auf die Gemälde im Jahr 1541 fehlte der Mittelteil der dreiflügeligen Bildkonstruktion. Der Leipziger Künstler Michael Triegel hat das Werk mit eigenen Arbeiten ergänzt – und diese Neuschöpfung wurde zum Welterbe-Streitpunkt.

Michael Triegel, ein Mann sitzt in einer Ausstellung.
Der Künstler Michael Triegel wurde untere anderem für seine Papstbilder bekannt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Kritisch gesehen wurde dabei der Standort des Altaraufsatzes im Westchor, weil er die Blickbeziehungen dieses Teils des Doms beeinflussen könnte. Vor diesem Hintergrund hatten die Vereinigten Domstifter 2022 die zunächst für drei Jahre geplante Ausstellung verkürzt und den Altar auf Reisen geschickt – auch um die Diskussion zunächst zu beruhigen.

Bis 2025 ist Altaraufstellung durch UNESCO zunächst abgesichert

Nun ist der Altar zurück – und "mit höchster Billigung der UNESCO, zunächst einmal bis Mitte 2025", so Stiftsdirektor Kunde und fährt optimistisch fort, dass die Bewilligung bis Mitte 2025 schonmal ein erster, großer Schritt sei. Und dass man nun davon ausgehe, dass im nächsten Jahr Gespräche geführt würden mit den Akteuren, die dafür zuständig sind, um dann ein endgültiges Ergebnis zu erhalten.

Touristen vor dem Naumburger Dom
Der Naumbuger Dom ist seit 2018 UNESCO-Welterbe. Er gilt als einzigartiges Zeugnis der mittelalterlichen Architektur und Kunst des 13. Jahrhunderts. Bildrechte: IMAGO/Eberhard Thonfeld

Quelle: MDR KULTUR (u.a. Gespräch mit Holger Kunde), Vereinigte Domstifter, Deutsche UNESCO-Kommission, Redaktionelle Bearbeitung: op

Vesper und Sonderführungen zur Rückkehr Musikalische Vesper
2. Dezember 2023, 18 Uhr, Naumburger Dom

Sonderführungen zum Altar:
2. Dezember 2023 - 10 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 16 Uhr
3. Dezember 2023 - 13 Uhr, 15 Uhr, 16 Uhr
25. Dezember 2023 bis 1. Januar 2024, 15 Uhr
6. und 7. Januar 2024, 15 Uhr
13. und 14. Januar 2024, 15 Uhr
20. und 21. Januar 2024, 15 Uhr
27. und 28. Januar 2024, 15 Uhr
27. und 28. Januar 2024, 15 Uhr

Naumburger Dom
Domplatz 16, 06618 Naumburg

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR – Das Radio | 01. Dezember 2023 | 17:40 Uhr

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