Protest erfolglos Kinderklinik in Zeitz wird zum 1. Mai geschlossen
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29. März 2023, 18:34 Uhr
Die Kinderklinik in Zeitz schließt zum 1. Mai. Das Klinikum erklärte, die Geburtshilfe und Pädiatrie wegen politischer Rahmenbedingungen und Ärztemangels aufzugeben. Angesichts fehlender Kinderärzte sei eine Fortführung des Betriebes "medizinisch nicht zu verantworten".
- Die Kinderklinik in Zeitz wird zum 1. Mai geschlossen. Umliegende Krankenhäuser sollen die Versorgung übernehmen.
- Zuvor hatte es massive Proteste für den Erhalt der Kinderklinik gegeben. Politiker und Hebammen kritisierten dabei auch die Betreiber des Klinikums.
- Diese verteidigten die Schließung und gaben an, andere Bereiche verbessert zu haben.
Die Entscheidung steht: Die Kinderklinik am Klinikum Zeitz wird zum 1. Mai geschlossen. Das teilte das Klinikum am Mittwochnachmittag mit. Als Grund gab die Geschäftsführerin des Klinikums, Angret Neubauer, unter anderem den Mangel an Kinderärzten an. Man bedauere den Schritt sehr, könne aber eine Fortführung des Betriebs medizinisch nicht mehr verantworten. Um der Verantwortung für Neugeborene und werdende Mütter gerecht zu werden, bräuchte man eine Betreuung rund um die Uhr, sagte sie. Diese sei nicht mehr zu gewährleisten.
Wir bedauern es sehr, dass wir diesen Schritt gehen müssen, können eine Fortführung aber medizinisch nicht mehr verantworten.
Nachdem der langjährige Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin in den Ruhestand gegangen ist, wird der Bereich den Angaben zufolge aktuell lediglich von einer Oberärztin mit Honorarärzten geführt. Neue Fachärzte und Assistenten hätten trotz "intensiver Bemühungen" nicht gewonnen werden können.
Umliegende Krankenhäuser sollen Versorgung sicherstellen
Bereits in den vergangenen Monaten war immer wieder über die drohende Schließung der Kinderklinik und mögliche Lösungen diskutiert worden. Wie das Klinikum Burgenlandkreis mitteilte, ist die Versorgung von Schwangeren im Burgenlandkreis dennoch sichergestellt. Die Krankenhäuser in Zeitz, Gera und Naumburg sollen zusammen arbeiten, um für alle Frauen eine sichere Entbindung zu gewährleisten.
Landrat und OB suchen nach Lösungen
Der Landrat des Burgenlandkreises Götz Ulrich (CDU) äußerte sich bei MDR SACHSEN-ANHALT enttäuscht über die Schließung der Kinderklinik. Er kündigte an, zeitnah mit der Kassenärztlichen Vereinigung über die ambulante Versorgung mit Kinderärzten sprechen zu wollen. Es brauche dringend Lösungen. Zudem solle mit den Hebammen aus Zeitz darüber gesprochen werden, ob und unter welchen Umständen die Eröffnung eines Geburtshauses eine Lösung für die Stadt Zeitz sein könne, sagte Ulrich.
Der Oberbürgermeister der Stadt Zeitz, Christian Thieme (CDU), äußerte ebenfalls sein Bedauern über die Entscheidung der Klinik-Geschäftsführung. Nun seien weitere Gespräche notwendig, sagte Thieme laut einer am Mittwochabend verschickten Mitteilung. Die Betreiber müssten darlegen, wie die Zukunft des Klinikums Zeitz konkret aussehe. Gleichzeitig habe SRH bekräftigt, dass das Klinikum Zeitz erhalten bleibe.
Neben wirtschaftlichen Aspekten sei besonders der allgemeine Ärztemangel ein Grund für die Schließung. Es müsse dringend ein generelles Umdenken stattfinden. Es gebe zu wenige Studienplätze und zu wenig Anreize, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Große Proteste für Erhalt der Kinderklinik
Zuletzt hatten mehrfach Hunderte Menschen gegen die drohende Schließung der Kinderklinik demonstriert. Viele zeigten sich besorgt über die medizinische Versorgungslage für werdende Mütter. Bei einer Geburt zähle in Notsituationen jede Minute, hieß es immer wieder. Einige äußerten gar die Befürchtung, dass das Aus der Kinderklinik den "Todesstoß für Zeitz" bedeuten könnte. Der Betreiber SRH hatte vor einigen Monaten bereits die Onkologie in Zeitz schließen lassen.
Sowohl Hebammen als auch der Stadtrat kritisierten die aus ihrer Sicht fehlende Gesprächsbereitschaft des Klinikum-Betreibers SRH. Sie zeigten sich in der Suche nach Lösungen enttäuscht über die ausbleibenden Reaktionen. Der Stadtrat hatte sogar darüber nachgedacht, das Klinikum unter bestimmten Umständen wieder zurückzukaufen. Andere hatten Unterschriftenlisten organisiert.
Klinikum verteidigt Schließung
Laut dem Klinikum hatte eine Beratungsgesellschaft bereits 2019 empfohlen, die Geburtshilfe und Pädiatrie zu schließen. Damals habe die Klinik noch alleinig dem Landkreis unterstanden und in der Insolvenz gesteckt. Auf Bitten des Landkreises habe sich die neue Trägergesellschaft "Stiftung Rehabilitation Heidelberg" (SRH) bereit erklärt, die Kinderklinik weiter zu betreiben, so lange dies medizinisch vertretbar sei.
Das Klinikum betonte, trotz der Schließung der Kinderklinik habe es auch Verbesserungen in anderen Bereichen gegeben. So sei in den vergangenen Jahren die Geriatrie und die operative Leistungsfähigkeit verbessert sowie die Schmerztherapie aufgebaut worden.
MDR (Leonard Schubert)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 29. März 2023 | 17:00 Uhr
MikeS am 30.03.2023
Mal abgesehen davon, dass Ihre pauschalen Anfeindungen nicht den Kern der Sache berühren, sollen Sie vlt. den Artikelnochmal lesen. Eine Klinik oder das medizinisch erforderliche Personal kann nicht exisitieren.
Lilu am 29.03.2023
Was ist wenn manche Eltern oder schwangere Frauen kein Auto haben? Sollen die schwangeren auf der Straße entbinden? Kinder die notwendige Hilfe brauchen sterben? Wer zahlt den Rettungsdienst von Zeitz nach Naumburg oder Umgebung? Zeitz kann zu machen was ist denn hier noch großartig nichts mehr!!!
rio am 29.03.2023
Geriatrie verbessert? Im Ernst?
Und natürlich: die operative Leistungsfähigkeit.
Beides bei GT wesentlich mehr Geld, als Kinderheilkunde.
Was für erbärmliche Zustände.
Man kann den Verantwortlichen nur wünschen, keines ihrer Kinder oder jener aus dem Angehörigenkreis erkrankte.
Hauptsache Geriatrie und OPs.
Deutschland, ein Trauerspiel.