Tierpatentafel im Tierpark Petersberg
Im Tierpark Petersberg sind die Paten auf großen Tafeln mit Bild und Namen zu sehen. Bildrechte: MDR/Andreas Manke

Wichtige Einnahmequelle Paten bringen Geld in Tierparks und Zoos

09. Juli 2023, 08:40 Uhr

Viele Tiergärten in Sachsen-Anhalt bieten Patenschaften an. Egal ob kleiner Tierpark oder großer Zoo: Die Gelder helfen den Einrichtungen dabei, Projekte umzusetzen und die täglichen Ausgaben zu finanzieren. Paten erhalten ein gutes Gefühl zu helfen und besondere Einblicke.

Von den 35 Tiergärten in Sachsen-Anhalt bieten die meisten für Tierfreunde auch Patenschaften an. Auf diese Weise hat zum Beispiel der Zoo Magdeburg im vergangenen Jahr 25.500 Euro dank der 186 Tierpaten einnehmen können. Der Tierpark Dessau kommt mit rund 400 Tierpaten auf 40.000 Euro, der Tierpark Petersberg mit 270 Patenschaften auf 20.000 Euro und der Bergzoo Halle kommt sogar auf Einnahmen von etwa 60.000 Euro, die rund 400 Paten gespendet haben. Egal ob großer Zoo oder kleiner Tierpark, die Einrichtungen sind nach ihren Angaben auf diese Einnahmen angewiesen.

Patenschaften im Bergzoo Halle sind ein "Investitionsmotor"

Für das tägliche Geschäft des Bergzoos in Halle, wie zum Beispiel die Versorgung der Tiere oder die Bezahlung der Mitarbeiter, gibt es einen eigenen Haushalt von jährlich rund sechseinhalb Millionen Euro. Der setzt sich aus dem Betriebskostenzuschuss der Stadt Halle, den Eintritts- und den Sponsorengeldern zusammen. Was aus diesen Geldern nicht zu leisten ist, seien die Investitionen der letzten neun Jahre, die in die Tieranlagen gesteckt wurden, so Zoochef Dennis Müller.

Bergzoo Zoodirektor Dennis Müller
Zoodirektor Dennis Müller bezeichnet Tierpatenschaften als wichtige Einnahmen. Bildrechte: Andreas Manke/MDR

"Die Spendengelder über die Tierpatenschaften waren der Motor in den letzten Jahren für Investitionen in Tieranlagen. Immer dann, wenn es darum ging, dass neue Tiere bei uns einziehen und dass wir umstrukturieren im Rahmen unseres Zukunftskonzeptes, war in den letzten Jahren der Zooförderverein der wichtigste Geldgeber."

Der Zooverein kümmert sich um die Patenschaften

Die Tierpatenschaften des halleschen Bergzoos werden durch den 1999 gegründeten Zooverein betreut. Der Verein "Förderer und Freunde des halleschen Bergzoo" werben jedes Jahr rund 60.000 Euro allein dadurch ein.

Da ist das kleine Schulkind dabei, das stolz ist eine Ente oder eine Maus als Paten zu haben...

Ralf Seidel Geschäftsführer vom Zooförderverein Halle

Auf der Liste für mögliche Patenschaften stehen Säugetiere, Vögel, Kriechtiere, Lurche und sogar Insekten. Die Patenschaft zum Beispiel für eine Stabheuschrecke kostet pro Jahr 25 Euro. Die Patenschaft für einen Elefant hingegen kostet 2.500 Euro. "Wir sind auf jeden Paten stolz. Da ist das kleine Schulkind dabei, das stolz ist eine Ente oder eine Maus als Paten zu haben, genauso wie eine Firma, die sich entscheidet, einen Tiger als Paten zu haben, oder einen Elefanten. Jede Summe zählt", sagt der Geschäftsführer des Zoofördervereins, Ralf Seidel.

Geförderte Projekte des halleschen Zoovereins

Mit dem Geld aus den Patenschaften unterstützt der Zooverein regelmäßig seit dem Jahr 2005 Projekte des Bergzoos. Eine begehbare Anlage für Gebirgsloris war das erste größere Zooprojekt, an dem sich der Verein finanziell mit 25.000 Euro beteiligt hatte. Es folgten weitere wichtige Förderungen, zum Beispiel die Sanierung der Geiervoliere mit 52.000 Euro im Jahr 2008, die Errichtung Känguru-Emu-Anlage mit 140.000 Euro im Jahr 2012/2013 oder das bisher größte Förderprojekt, der Bau der Reilsalm, die im vergangenen Jahr eröffnet wurde.

Die Gesamtkosten von rund 900.000 Euro übernahm der Zooförderverein zu einem Drittel. Die Reilsalm ist zugleich die zweitgrößte Einzelinvestition der letzten Jahre und soll einen Beitrag zum Schutz bedrohter Haustierrassen wie zum Beispiel dem "Krainer Steinschaf" leisten.

Reilsalm Bergzoo Halle
Die Reilsalm im Bergzoo Halle hat der Zooförderverein mit mehr als 300.000 Euro gefördert. Bildrechte: Andreas Manke/MDR

Paten können ihre Tiere im Bergzoo besser kennenlernen

Mit einer Tierpatenschaft wird nicht nur die Zooarbeit finanziell gefördert. Der Name des Unterstützers wird als Anerkennung auf einer Patentafel vermerkt und es gibt eine Patenurkunde. Außerdem werden alle Paten einmal zum jährlichen Tierpatentag in den Bergzoo eingeladen. Bei einem Rundgang können die Paten das jeweilige Patentier im Gespräch mit den Zootierpflegern näher kennenlernen und sich auch über das aktuelle Projekt informieren, das finanziell durch den Zooverein unterstützt wird.

Der Tierpark Petersberg ist auf Patenschaften angewiesen

Der Tierpark Petersberg bestreitet seinen Haushalt aus den Eintrittsgeldern, aus dem Futterverkauf an die Gäste – und auch aus den Tierpatenschaften. Dieses Geld wird aber nicht wie im Bergzoo Halle für ein bestimmtes Projekt eingesetzt, sondern fließt in den Gesamtetat ein, der jährlich etwa 400.000 Euro beträgt. Rund fünf Prozent davon sind Einnahmen aus den Tierpatenschaften.

Mit der jährlichen Summe von 20.000 Euro könne der gesamte Futtermittelbedarf des Tierparks gedeckt werden. Damit würden Tierpatenschaften eine enorme wirtschaftliche Bedeutung für den Tierpark Petersberg haben, sagt Tierparkleiter Phillip Riederich. Auch hier gibt es eine lange Liste, die Tierfreunde mit einer Tierpatenschaft unterstützen können. Für eine Maus kostet die Patenschaft zum Beispiel 15 Euro, für einen Polarwolf 130 Euro.

Phillip Riederich mit Muntjakhirsch Herr Bockig
Der besonders zahme Muntjakhirsch Herr Bockig ist für Tierparkleiter Phillip Riederich der heimliche Favorit unter den Patentieren. Bildrechte: Andreas Manke/MDR

Hautnahes Erlebnis für Paten im Tierpark Petersberg

Eine Besonderheit im Tierpark Petersberg ist das hautnahe Erlebnis für Paten. Egal für welches Tier eine Patenschaft übernommen wird, der Pate oder die Patin darf für ein Portraitfoto zum Patentier mit rein ins Gehege. Wer mutig genug ist, der kann für ein Foto sogar die Polarwölfe hautnah erleben. Meist sei die Aufregung der Tierpaten im Wolfsgehege besonders groß. Aber der Tierpark würde das nicht machen, wenn es nicht absolut sicher sei, sagt Tierparkleiter Phillip Riederich.

Dann [...] muss etwas sehr Verrücktes machen: Man muss für das Foto den Wölfen den Rücken zuwenden.

Phillip Riederich Leiter Tierpark Riederich

"Die Wölfe werden schön positioniert auf der Höhle. Das hat sich gut eingespielt über die letzten Jahre. Dann wird man als Gast davor positioniert und muss etwas sehr Verrücktes machen: Man muss für das Foto den Wölfen den Rücken zuwenden. Danach kann man den Wölfen direkt ins Gesicht schauen. Unsere Polarwölfe haben wunderschöne bernsteinfarbene Augen und man kann diese Momente genießen." Im Tierpark Petersberg gibt es zudem drei Patenschaftstafeln, auf denen die Paten mit Foto zu sehen sind.

MDR (Andreas Manke)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 30. Juni 2023 | 09:30 Uhr

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