Monokulturen vermeiden Kampf gegen Hacker: Cyberagentur Halle fordert mehr Wettbewerb
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13. Juni 2023, 13:20 Uhr
Zum Schutz vor Hackerangriffen fordert die Cyberagentur in Halle mehr Wettbewerb in der Informationstechnik. IT-Experten sehen sonst die Gefahr einer Art Monokultur, welche die Zunahme digitaler Angriffe begünstigen kann. 2022 war gut jedes zehnte Unternehmen Opfer eines Hackerangriffs geworden.
- Um die Cybersicherheit zu verbessern, fordert ein Experte der Cyberagentur in Halle, den Wettbewerb in der Informationstechnik zu erhöhen.
- Laut einer Studie des TÜV-Verbandes wurde 2022 gut jedes zehnte Unternehmen von Hackern angegriffen.
- Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld hatte nach einem Hackerangriff im Juli 2021 den Katastrophenfall ausgerufen.
Die Cyberagentur Halle fordert mehr Wettbewerb in der Informationstechnik. Der Abteilungsleiter für "Sichere Systeme", Tobias Eggendorfer, sagte MDR AKTUELL, momentan würden viele IT-Projekte so ausgeschrieben, dass eigentlich bloß Microsoft diese Aufträge gewinnen könne. Dadurch entstehe eine Monokultur, durch die sich eine Schadsoftware wie ein Borkenkäfer über Kilometer durchfressen könne. Davon müsse man wegkommen.
Eine repräsentative Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands hat ergeben, dass im vergangenen Jahr gut jedes zehnte Unternehmen in Deutschland Opfer eines digitalen Angriffs geworden ist.
Hackerangriffe in Sachsen-Anhalt 2022
Auch in Sachsen-Anhalt haben Hacker in diesem Jahr bereits mehrmals zugeschlagen. Im April gab es einen Angriff auf die Internetseiten mehrerer Landesregierungen und Behörden. Davon war auch Sachsen-Anhalt betroffen. Die Webseiten der Ministerien und nachgeordneten Behörden waren danach stundenlang nicht erreichbar.
An der Hochschule Harz gab es Anfang Februar einen schwerwiegenden Sicherheitsvorfall. Hacker waren hinter die Firewall gelangt. Die Hochschule fuhr daraufhin vorsorglich ihre Server herunter. Zum Jahreswechsel war die Internetseite von Lotto Sachsen-Anhalt betroffen. Das Glücksspiel-Unternehmen hatte vorübergehend den Zugang gesperrt, nachdem es mehrere unerlaubte Zugriffe registriert hatte.
Katastrophenfall nach Hackerangriff in Anhalt-Bitterfeld
Die Verwaltung des Kreises Anhalt-Bitterfeld war vor knapp zwei Jahren Opfer eines Cyberangriffs geworden und hatte danach den Katastrophenfall ausgerufen. Teile der Verwaltung waren längere Zeit nicht handlungsfähig.
Mehrere Server des Landkreises waren mit sogenannter Ransomware infiziert worden, bei der Daten verschlüsselt werden. Bei Ransomware sollen die Daten üblicherweise nach der Zahlung eines Lösegeldes wieder freigegeben werden. Eine Garantie, dass danach wieder Zugriff auf die Daten besteht, gibt es allerdings nicht.
Im März hatten Ermittler die mutmaßlichen Täter identifiziert. Den insgesamt elf Verdächtigen werden mindestens 600 Angriffe weltweit angelastet.
Zahl der Cyberangriffe steigt
Die Zahl der Hackerangriffe hat in Sachsen-Anhalt in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen. Laut Landeskriminalamt wächst kein Deliktfeld so stark wie die Cyberkriminalität. Von 2018 bis 2022 haben sich die Fallzahlen auf knapp 7.300 fast verdoppelt. Dabei gehe es vor allem um Computerbetrug sowie das Ausspähen, Abfangen und Fälschen von Daten.
MDR (MDR AKTUELL/Cornelia Winkler)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 13. Juni 2023 | 05:00 Uhr