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MDR SACHSEN-ANHALT Mi 10.04.2024 10:54Uhr 04:26 min

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Nach Spielabbruch Fußball-Stadtverband und Kine em schließen ungewöhnlichen Vergleich

10. April 2024, 12:24 Uhr

In der Stadtoberliga Halle wurde im Oktober 2023 das Spiel zwischen Kine em und dem Reideburger SV abgebrochen. Kurz vor Ende der Partie hatten Zuschauer und Spieler von Kine Em den Schiedsrichter und Reideburger Akteure tätlich angegriffen. Anfang März wurde der Verein, der von kurdischen Syrern gegründet wurde, zu einer zweimonatigen Spielsperre verurteilt. Nun haben der Fußball-Stadtverband Halle und Kine em einen Vergleich geschlossen, den es in dieser Form noch nie gab.

Peer Vorderwülbecke
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Der Fußball-Stadtverband Halle (Saale) und der Verein Kine em haben vor dem Verbandsgericht des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt (FSA) einen Vergleich geschlossen. Demnach wird der von kurdischen Syrern gegründete Fußballverein in der laufenden Stadtoberliga-Saison keine Pflichtspiele mehr austragen und alle bisherigen Partien werden aus der Wertung genommen. Kine em wird aber trotz der dann null Punkte in der Tabelle nicht absteigen.

Der Vergleich war nötig geworden, weil beide Parteien mit dem ursprünglichen Sportgerichtsurteil einer zweimonatigen Spielsperre nicht einverstanden gewesen waren. Kine Em empfand die Spielsperre und die zusätzliche Geldstrafe als zu hart. Der Stadtverband sah eine Wettbewerbsverzerrung.

Kein fairer Wettbewerb möglich

Am 1. Oktober des vergangenen Jahres wurde ein Spiel zwischen Kine em und dem Reideburger SV abgebrochen. Kurz vor Ende der Partie hatten Zuschauer und Spieler von Kine em den Schiedsrichter und Reideburger Akteure tätlich angegriffen. Es war bereits der vierte Spielabbruch für Kine em in den letzten drei Spielzeiten.

Nach dem Skandalspiel waren mehrere Vereine nicht mehr gegen Kine em angetreten. Die Spiele wurden satzungsgemäß als Siege für den Club der kurdischen Syrer gewertet. Während der zweimonatigen Spielsperre wären die ausgefallenen Spiele aber als Niederlage für Kine Em gewertet worden. Und nach Ablauf der zweimonatigen Sperre hätte es noch fünf Spieltage gegeben, an denen Kine em ganz normal um Punkte spielen sollte. Damit sei ein sportlich fairer Wettbewerb in der Stadtoberliga nicht mehr gegeben, sagte Thomas Paris, Vorsitzender des Stadtverbandes Halle.

Verbandsstatuten liefern keine klare Antwort

Ähnlich hat das auch Sportrichter Frank Knuth gesehen. "Von allen Varianten ist das die sportlich fairste." Allerdings ist es auch die ungewöhnlichste. Denn einen solchen Vergleich hat es bislang noch nicht gegeben und in der Rechts- und Verfahrensordnung wird er nicht ausdrücklich erwähnt. Der FSA verweist auf einen recht allgemeinen Passus, in dem es heißt: "Das Gericht soll in jeder Lage des Verfahrens auf eine gütliche Einigung hinwirken." Außerdem steht in der Rechts- und Verfahrensordnung: "Sonstige Entscheidungen ergehen durch Beschluss. Verständigen sich die Beteiligten auf eine vergleichsweise Regelung, so stellt das Gericht das Zustandekommen des Vergleichs durch Beschluss fest." 

Schild am Eingang zum Sportplatz auf dem Gelände des ehemaligen Anhalter Bahnhofes am Askanischen Platz in Berlin-Kreuzberg.
Die Beteiligten loben den Vergleich als fairste Lösung in einer schwierigen gemengelage. (Symbolbild) Bildrechte: imago/Hohlfeld

Ob der aktuell gefasste Beschluss zwischen Kine em und dem Stadtfußballverband Halle dadurch eine stabile verbandsrechtliche Grundlage hat, ist eine Frage für Juristen.

Reaktion der anderen Teams noch offen

Der Stadtverband wollte die anderen Vereine der Stadtoberliga am Dienstag bei einer Veranstaltung über den Vergleich informieren. Die Reaktion bleibt abzuwarten. Nach momentanem Stand könnten mehrere Vereine aus der Landesklasse in die Stadtoberliga absteigen. Damit könnte sich wiederum die Zahl der Absteiger aus der Stadtoberliga auf bis maximal sechs Vereine erhöhen – Kine em wäre definitiv nicht dabei.

MDR (Peer Vorderwülbecke, Oliver Leiste)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. April 2024 | 17:30 Uhr

8 Kommentare

Muko vor 5 Wochen

Und trotzdem werden sie "belohnt" mit einem NICHT Abstieg.
Klassisches Du du du aber es passiert nichts gravierendes.....
Man könnte jetzt noch philosophieren ob es jetzt 2 Jahre Ruhig ist und dann von vorn los geht oder ob gar eine Wende in dem Verein von statten geht... Muss man abwarten, jedenfalls falsches Signal dieser nicht Abstieg. Wer keine Punkte macht ( ob nun wegen Sperre oder schlechten Leistungen) gehört nun Mal eine Liga runter.

Anita L. vor 5 Wochen

"Andere Vereine werden wegen vermutlich rechten Tendenzen aus dem Spielbetrieb geschmissen."

Welcher denn? Glaldau spielt. Kine em zumindest in dieser Saison nicht mehr.

Ich finde es übrigens überhaupt nicht "überragend", wenn traumatisierte Menschen "durchdrehen", wäre aber doch sehr interessiert, wo diese angebliche Begründung für das Verhalten auf dem Platz zu lesen wäre.

Steffen-Das Original vor 5 Wochen

Wenn ich lese, 4 Abbrüche in 3 Spielzeiten 🤦🏼‍♂️! Andere Vereine werden wegen vermutlich rechten Tendenzen aus dem Spielbetrieb geschmissen. Aber hier? Ich finde es schon überragend, das die Menschen die angeblich traumatisiert sind, auf dem Platz durchdrehen. Aber wenn man sich genau, die Ligen im westlichen Teil anschaut, dann wird es zur Normalität was da kommt.

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