Kampf gegen Waldbrände Flughafen Leipzig/Halle könnte Basis für Löschflugzeuge werden

19. April 2023, 18:24 Uhr

Das gemeinnützige Unternehmen DLBB will künftig bis zu vier Löschflugzeuge in der Region stationieren, um Waldbrände zu bekämpfen. Der Flughafen Leipzig/Halle ist dafür in der engeren Auswahl. Von dort aus sind die gefährdeten Regionen schnell zu erreichen, auch in Sachsen-Anhalt. Die Entscheidung soll im Mai fallen. Der Landesfeuerwehrverband würde die zusätzlichen Flieger in der Region begrüßen.

Am Flughafen Leipzig/Halle könnten künftig Löschflugzeuge stationiert werden. Der Deutschen Luft Brand Bekämpfung gGmbH (DLBB) zufolge ist der Flughafen bereits in der engeren Auswahl.

DLBB-Geschäftsführer Kersten Tessmann sagte MDR SACHSEN-ANHALT, neben Leipzig/Halle sei nur noch der Flughafen Braunschweig in Niedersachsen im Gespräch. Für beide Flughäfen spreche, dass sie über eine Flughafenfeuerwehr, Anflugsysteme und eine Abstellhalle für Wartungsarbeiten verfügten. "Hier bieten sowohl Braunschweig als auch Leipzig/Halle gute Möglichkeiten", sagte Tessmann.

Löschflugzeuge sollen Waldbrandregionen schnell erreichen

Grundsätzlich wolle die DLBB die Maschinen im Dreieck Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen stationieren. Das sei wichtig, um die von Waldbränden gefährdeten Regionen im Harz und in Brandenburg jederzeit schnell zu erreichen. "Aber auch die Entfernung in südlichere Waldbrandregionen ist noch hinnehmbar", erklärte Tessmann die Ortsauswahl.

Man habe zuvor bereits in Berlin und Brandenburg nach Flughäfen Ausschau gehalten, sei aber nicht fündig geworden. "Die Flugplätze dort waren zwar schön ruhig, aber es fehlten die Hallen und die gesamte Infrastruktur, zum Beispiel die Flughafenfeuerwehr."

Entscheidung soll im Mai getroffen werden

Die Flughäfen Leipzig/Halle und Braunschweig verfügen nach Tessmanns Einschätzung über die Infrastruktur, die für den Einsatz von Löschflugzeugen notwendig ist. Eine finale Entscheidung über den Standort für die geplante Löschflugzeugbasis soll Mitte Mai getroffen werden.

Bis dahin wolle die DLBB weitere Gespräche mit beiden Flughafenverwaltungen führen, sagte der Geschäftsführer. Dabei gehe es vor allem um die Kosten für das Abstellen der Maschinen. Auch ein Sprecher des Flughafens Leipzig/Halle bestätigte MDR SACHSEN-ANHALT entsprechende Gespräche, ohne aber Details zu nennen.

Bis 2026 sollen vier Löschflugzeuge bereitstehen

Die Deutsche Luft Brand Bekämpfung ist eine gemeinnützige GmbH, die vor wenigen Monaten zum Teil von Piloten gegründet wurde. Eine Zulassung für den Betrieb von Luftfahrzeugen ist beim Luftfahrt-Bundesamt (LBA) bereits beantragt. Das Unternehmen will Ende des Jahres ein erstes Löschflugzeug vom Typ Canadair CL-415 anmieten, um die eigene Besatzung auszubilden.

Mehr über die Löschflugzeuge Canadair CL-415 ↓

Canadair CL-415 ist der einzige Flugzeugtyp der westlichen Welt, der speziell für die Feuerbekämpfung aus der Luft konstruiert wurde. Durch sein Amphibienfahrgestell kann die Maschine zu Land und zu Wasser starten und landen sowie rund 6.000 Liter Löschwasser transportieren. Die in Sachsen-Anhalt bislang zum Löscheinsatz genutzten Polizeihelikopter können nur 500 Liter transportieren.

Bis 2026 sollen insgesamt vier Maschinen dieses Typs betrieben und deutschland- sowie europaweit für Löscheinsätze bereitstehen. Die DLBB wäre damit der erste Betreiber dieser großen Löschflugzeuge in Deutschland und der erste private Betreiber des Typs in Europa.

In Deutschland sind Flugzeuge dieses Typs zum ersten Mal im vergangenen Sommer zum Einsatz gekommen. Damals halfen zwei Löschflugboote aus Italien bei den Waldbränden im Harz.

Der Landkreis Harz hat im März entschieden, selbst Kleinlöschflugzeuge aus Polen anzumieten. Diese sollen 2023 und 2024 vom 1. April bis zum 30. September täglich bereitstehen.

Landesfeuerwehrverband würde Löschflugzeuge in Leipzig/Halle begrüßen

Sachsen-Anhalts Landesfeuerwehrverband zeigte sich erfreut angesichts möglicher weiterer Löschflieger in der Region. Der Vorsitzende Kai-Uwe Lohse sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die geplanten Maschinen wären für einen einzelnen Landkreis zwar zu groß, in einem Zweckverband aber bei bestimmten Lagen sinnvoll.

Im Gegensatz zu Polizeihubschraubern seien die Flugzeuge verlässlich verfügbar. "Die Polizeihubschrauber haben polizeiliche Aufgaben", sagte Lohse, "Wenn sie diese polizeilichen Aufgaben verfolgen, dann stehen die für eine Brandbekämpfung nicht mehr zur Verfügung. Dann kann ich mich zwar noch anderer Bundesländer bedienen und Abfragen untereinander starten. Das ist aber kein verlässliches Mittel der Planung."

Angesprochen auf die Waldbrandsaison in diesem Jahr erklärte Lohse, es sei nicht so trocken wie im letzten Jahr, da es deutlich mehr Niederschlag gegeben habe. Das könne sich aber schnell wieder ändern: "Gerade hier im Harz mit den Kahlflächen kann es doch sehr schnell austrocknen." Gleiches gelte für die Altmark und die Annaburger Heide: "Die Situation ist jetzt zwar sehr friedlich, kann aber jederzeit kippen."

MDR (Thomas Tasler, Maren Wilczek)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. April 2023 | 05:30 Uhr

2 Kommentare

Lavendel am 19.04.2023

Der Klimawandel scheint jetzt auch in den Köpfen von Unternehmen angekommen zu sein wenn man davon ausgeht, dass es sich lohnt ein Unternehmen zu gründen, dass Löschdienstleistungen aus der Luft anbietet.
Da rechnet man wohl mit einer Häufung solcher Fälle.

@Harka2
Die Einsatzfrequenz ist denke ich auch bei diesem Modell die große Frage.
Zwar kann mehr Wasser aufgenommen werden, dafür stellen sich aber größere Anforderungen an die Flugfelder bzw. wenn amphibisch aufgetankt wird an die entsprechende Wasserfläche.

Ein 5000 l Löschbehälter an einem Helo der vor Ort befüllt werden kann, hat hier sicher Vorteile.

Harka2 am 19.04.2023

Eine bundeseigene bundesweit einsetzbare Flotte von Löschflugzeugen wäre ja schon mal der richtige Ansatz. Die Canadair CL-415 ist zudem eines von nur zwei am Weltmarkt überhaupt verfügbaren Löschflugzeugen. Die Kleinlöschflugzeuge, die Sachsen-Anhalt anmieten möchte, sind nur Spielzeug. Diese polnischen Dromader haben eine viel zu geringe Einsatzfrequenz und können auch nur kleine Wassermengen transportieren, als dass dies wirklich etwas effektiv zur Waldbrandbekämpfung nützen würde.

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