High-Tech gegen Feuer Im Harz werden Sensoren gegen Waldbrände getestet

19. April 2023, 13:32 Uhr

Im Harz wird ein neues Frühwarnsystem für Waldbrände getestet. Die Sensoren können die Zusammensetzung der Luft analysieren und unterscheiden, ob es sich etwa um Rauch der Brockenbahn oder einen Waldbrand handelt. Der Krisenstab Wald sieht den Wald trotz weiterhin in Gefahr. Trotz Aufforstungsaktionen setze sich der Kahlschlag dort weiter fort.

Im Harz bei Blankenburg werden derzeit Waldbrandsensoren getestet. Einige der Sensoren, die als Frühwarnsystem fungieren sollen, messen dazu die genaue Zusammensetzung der Luft und prüfen die Daten auf Rußpartikel.

Laut Hersteller Breeze Technologies können einige Sensoren sogar unterscheiden, ob der Rauch etwa von der Schmalspurbahn, aus dem Straßenverkehr, der Industrie oder von Waldbränden stammt. Die Testphase soll bis Ende des Jahres laufen. Zudem gibt es Überlegungen der Gesellschaft "Deutsche Luft Brand Bekämpfung", den Flughafen Leipzig/Halle zum zentralen Standort für Löschflugzeuge zu machen. So soll auch der Wald im Harz besser vor Bränden geschützt werden.

Frühwarnsysteme für Waldbrände auch in anderen Regionen getestet

Schon Anfang April hatte der Krisenstab Wald mitgeteilt, dass Tests mit Waldbrandsensoren durchgeführt werden. Laut Harz-Landrat Thomas Balcerowski (CDU) werden neben Blankenburg derzeit Geräte in Derenburg, Heimburg, Börnicke und Gernrode getestet.

Der Vorteil: Sie sind vergleichsweise einfach zu installieren und überwachen die Luft rund um die Uhr. Außerdem können sie wertvolle Hinweise auf den vermutlichen Brandort geben. "Ziel ist es also, in einer ersten Versuchsphase im Harz ein erweitertes Waldbrandfrüherkennungssystem zu erproben und über den gesamten Harz zu verteilen", so Balcerowski.

Krisenstab Wald Der Krisenstab Wald ist Ende 2020 auf Initiative von Landrat Balcerowski gegründet worden. Ziel sei, gemeinsam mit allen Interessenvertretern nach Lösungen zu suchen – etwa für die Wiederaufforstung, die Vermarktung des Holzes und den Waldbrandschutz, so der Landkreis. Beteiligt seien etwa Waldbesitzer, Behörden und Vertreter der Feuerwehr. Auch Touristiker und die Hochschule Harz sollen eingebunden werden. Gemeinsam soll ein Maßnahmenkatalog mit Aktivitäten und Forderungen erarbeitet werden.

Wald leidet unter Klimawandel, Borkenkäfer und Waldbränden

Der Klimawandel, Schädlinge wie der Borkenkäfer und Brände hatten dem Harz in den vergangenen Jahren stark zugesetzt. Allein im letzten Jahr habe es über 200 Waldbrände im Harz geben, sagte Landrat Balcerowski. Ende vergangenen Jahres wurden dem Landkreis Harz von den Forstbetrieben 20.430 Hektar Kahlfläche gemeldet. Ein Jahr zuvor waren es noch 19.777 Hektar. Man renne dem Waldverlust hinterher, so Landrat Balcerowski. "Obwohl 1.592 Hektar im Jahr 2022 neu aufgeforstet wurden, nahm die Kahlfläche im selben Zeitraum um 2.245 Hektar zu."

Rund 100 Millionen Bäume müssten auf den Kahlflächen neu gepflanzt werden, hieß es in einer Mitteilung des Landkreises Harz. Franz Prinz zu Salm-Salm, Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes Sachsen-Anhalt sieht dabei ein Riesenproblem, wenn der Bund die geplanten Kürzungen von Finanzhilfen umsetze. Er kritisiert, dass die bisherige Waldumbauförderung in eine klimanagepasste Förderung geändert wird, das in Wahrheit eine "Stillegungsprämie" sei, so Prinz zu Salm-Salm.

Kritik an Aufforstungsprogramm

Das Förderprogramm "Klimaangepasstes Waldmanagement" belohne Waldbesitzer, die Waldflächen stilllegen, und gestattet nur geringe Zuschüsse. "Für die Wiederaufforstung ist dann kein Geld mehr im Bund da", so Prinz zu Salm-Salm.

Landrat Balcerowski geht derzeit von einer Wiederaufforstungsperiode von etwa 15 Jahren aus. Beim gleichen Tempo der Aufforstungen würden diese in etwa drei Jahren bereits die Kahlflächen deutlich reduzieren.

dpa, MDR (Leonard Schubert, Hannes Leonard, Martin Nass)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 19. April 2023 | 10:00 Uhr

6 Kommentare

goffman am 07.04.2023

Kleine Korrektur:
"Der Borkenkäfer", genauer Buchdrucker und Kupferstecher, ernähren sich vom Bast lebender (oder frisch abgestorbener) Bäume. "Unordentlich", verrottendes Totholz fördert die gefährlichen Borkenkäfer gerade nicht, bietet aber anderen Insekten Lebensraum, die wiederum den Feinden des Borkenkäfers als Nahrung dienen können und diese fördern. Außerdem hält es Feuchtigkeit im Waldboden, was den Bäumen im Kampf gegen Borkenkäfer und Feuer hilft.

Jana am 06.04.2023

@hilflos
Sind wir wieder mal unsolidarisch unterwegs und jammern?
Warum sollte das Land / der Bund nicht Maßnahmen in Unternehmen (hier Wald) fördern, wenn man einen gewissen Lenkungseffekt damit erhoft und sich eine Unterstützung bei den eigenen Klimazielen verspricht?

Lehnen sie Förderungen auch ab, wenn sie für eine alte marode Heizung oder ein neues Fahrzeug tausende von Euros abgreifen könnten? Fragen sie da auch, warum die Gemeinschaft mit ihnen solidarisch ist?

hilflos am 06.04.2023

Waldbesitzer sind letztlich Unternehmer, die mit der Ware Holz Profit machen wollen. Deshalb wurde vornehmlich schnell wachsendes Nadelholz angebaut und weil es in der Bodenoberfläche weniger Wasser für die Flachwurzler gibt ist das derzeit nicht so gut. Wälder unordentlich mit verrottenden Totholz zu belassen fördert den Borkenkäfer. Die Leute sollen ihren Laden selbst in Ordnung halten. Warum soll der Bürger bluten, Gewinne werden auch nicht geteilt

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