Kommunalwahl 2024 Magdeburg: Voto entwickelt Wahlhilfe im Stil des "Wahl-O-Mat" für Stadtratswahl
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07. Juni 2024, 08:03 Uhr
Für die Kommunalwahl in Magdeburg gibt es ab sofort eine Art eigenen Wahl-O-Mat: Das Voto Magdeburg. Magdeburger können hier ihre Meinung zu verschiedenen Thesen mit denen der Parteien im Stadtrat abgleichen. Entwickelt wurde das ganze von der Organisation Voto und dem Stadtjugendring Magdeburg. Ziel ist es, dass die Magdeburger sich online möglichst einfach zur Wahl informieren können.
- Für die Stadtratswahl am 9. Juni in Magdeburg gibt es jetzt die Wahlentscheidungshilfe "Voto Magdeburg".
- Sie soll einfach über die Positionen der Parteien informieren und Interesse an der Wahl wecken.
- An der Entwicklung des Voto Magdeburg waren auch Jugendliche und der Stadtjugendring beteiligt.
Am 9. Juni 2024 finden in Sachsen-Anhalt nicht nur die Europawahl, sondern auch Kommunalwahlen statt. In Magdeburg dürfen die Menschen mit ihren Stimmen entscheiden, wer für die nächsten fünf Jahre ehrenamtlich im Stadtrat die Geschicke der Landeshauptstadt lenken darf.
Doch was wollen die Parteien eigentlich in Magdeburg umsetzen, was für Politik machen? Ab sofort können sich die Magdeburger darüber mit dem "Voto Magdeburg", einer Art Wahl-O-Mat, informieren und online ihre Meinung zu 36 Thesen mit der der Parteien vergleichen.
So funktioniert das "Voto Magdeburg"
Ähnlich wie der Wahl-O-Mat besteht der "Voto" oder "Magd-O-Mat" für Magdeburg aus 36 Thesen zur Stadtpolitik. Etwa: Soll der Breite Weg komplett autofrei werden? Soll es nach Mitternacht ein Alkoholverbot am Hasselbachplatz geben? Sollte der Bahnhof Neustadt saniert werden?
Wie beim Wahl-O-Mat können Magdeburger online ihre Meinung zu den Thesen abgeben. Anders als beim Wahl-O-Mat gibt es bei Voto aber fünf statt nur drei Möglichkeiten: Starke Zustimmung, leichte Zustimmung, neutrale Haltung, leichte Ablehnung, und starke Ablehnung. Außerdem kann man Thesen überspringen oder als besonders wichtig markieren. Dann fließen sie in die Wertung stärker ein.
Die Parteien haben die Thesen ebenfalls zur Beantwortung geschickt bekommen, so dass Nutzerinnen und Nutzer des Voto Magdeburg schauen können, zu wie viel Prozent und in welchen Thesen sie mit einzelnen Parteien übereinstimmen – oder auch auseinanderliegen.
Voto Magdeburg: Weil es bei Kommunalwahlen keinen Wahl-O-Mat gibt
Dass es die Wahlentscheidungshilfe "Voto Magdeburg" gibt, ist nicht selbstverständlich. Denn anders als etwa Europa-, Bundestags- oder Landtagswahlen werden Kommunalwahlen nicht von der Bundeszentrale für Politische Bildung abgedeckt, die den Wahl-O-Mat betreut. Einen Wahl-O-Mat für Kommunen gibt es also eigentlich nicht.
Heißt: Im Zweifelsfall müssen sich Bürgerinnen und Bürger einzeln durch die Parteiprogramme lesen und die Informationen mühsam zusammensuchen. Und das bei der Kommunalwahl, die oft sowieso nur auf wenig Interesse stößt.
Die Wahlbeteiligung bei den Kommunalwahlen in Magdeburg lag zwischen 2004 und 2014 nur zwischen 34,8 und 38,3 Prozent. 2019 waren es immerhin 53,5 Prozent. Dabei betreffen die Entscheidungen in den Stadträten die Bürgerinnen und Bürger häufig unmittelbar.
Was ist Voto?
VOTO ist ein gemeinnütziges Projekt, das mit Online-Wahlhilfen zu Kommunalwahlen in zahlreichen Städten und Landkreisen Wählen einfacher und informierter machen soll. Das Projekt wird von Thilo Dieing und Christian Stecker an der TU Darmstadt koordiniert und von lokalen Teams durchgeführt. Voto arbeitet politisch neutral und kostenlos.
In Sachsen-Anhalt sollen in diesem Jahr 17 Kommunalwahlen begleitet werden. Bei Europa-, Bundestags- und Landtagswahlen übernimmt der Wahl-O-Mat diese Aufgabe.
Kommunalpolitik: Voto soll informieren und Interesse wecken
"Vielen ist die Bedeutung der Kommunalwahl nicht richtig bewusst. Gerade die Wahl, die die Menschen auf einer persönlichen Ebene wahrscheinlich am meisten betrifft, interessiert sie scheinbar am wenigsten", meint auch der Politikwissenschaftler Julius Oblong.
Oblong arbeitet derzeit für Voto und hat das "Voto Magdeburg" wesentlich mit aufgebaut und betreut. Ein wichtiger Antrieb für Oblong war, dass die Menschen sich einfacher über die Kommunalpolitik und die Parteien informieren können. "Das ist wichtig für unsere Demokratie", meint er.
Jugendliche an Thesen beteiligt
An der Entwicklung der Thesen für das Voto für Magdeburg waren auch Jugendliche aus Magdeburg beteiligt. In einem Workshop des Stadtjugendrings Magdeburg durften interessierte Jugendliche ihre Themen und Ideen einbringen, diskutieren und anschließend Thesen entwickeln. 16 dieser Thesen finden sich heute im fertigen Voto Magdeburg wieder.
Komplettiert wurden diese Thesen durch 20 sogenannte Brückenthesen. Sie sind allgemeinere Thesen, die durch große Befragungen entwickelt wurden und sicherstellen sollen, dass insgesamt ein für die Allgemeinheit relevantes Themenspektrum im Voto Magdeburg vertreten ist.
Förderung des Voto für Magdeburg Voto Magdeburg wurde gefördert vom Stadtjugendring Magdeburg, von der Stiftung demokratische Jugend, von der TU Darmstadt und der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg.
Stadtjugendring: "Wichtig für Demokratie"
Die Geschäftsführerin des Stadtjugendrings Magdeburg, Luise Rudolph, findet es sehr wichtig, dass die Jugendlichen diese Beteiligungschance erhalten haben. "Es ist eine klare Notwendigkeit da, dass Jugendliche ihre Themen mit einbringen und ihre Fragen an die Politik richten können", findet Rudolph.
Das Miteinander in den Workshops sei sehr konstruktiv und spannend gewesen. Zu lernen, sich über politische Themen auszutauschen, Kompromisse einzugehen und andere Meinungen anzuerkennen sei entscheidend für ein gesellschaftliches Miteinander.
Keine Wahlempfehlung, sondern Informationsangebot
Oblong glaubt, dass durch die fertige Thesensammlung alle wichtigen Felder der Kommunalpolitik abgedeckt werden. Bei der Auswahl der Thesen sei auf Ausgewogenheit geachtet worden. Im wissenschaftlichen Sinne seien die Thesen aber nicht auf Repräsentativität überprüft worden.
Die Ergebnisse des Voto Magdeburg sollen aber ohnehin nur ein Informationshilfe und keine Wahlempfehlung darstellen, das ist Oblong wichtig. Studien hätten gezeigt, dass die Menschen in der Regel ohnehin nicht das täten, was Wahlhilfe-Tools wie der Wahl-O-Mat ihnen ausspucken.
Oblong sagt, das Tools wie der Wahl-O-Mat andere Effekte erzielen: "Die Wahlhilfen regen zu Gesprächen an. Dazu, mal etwas nachzulesen, sich zu informieren. Das ist super! Wir wollen möglichst interessierte und gut informierte Wähler".
MDR (Leonard Schubert) | Erstmals veröffentlicht am 19.05.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 21. Mai 2024 | 09:30 Uhr
ste-ker vor 24 Wochen
anscheinend scheint es so, als funktioniert dieses programm/dieser algorithmus besser und ist um sehr vieles näher an der wirklichen wahlentscheidung, die im grunde vorher schon feststand. aber die bestätigung ist zu 100% da. gute arbeit jungs. bienchen ins muttiheft.
Thommi Tulpe vor 24 Wochen
Kann man davon ausgehen, dass derartige Wahl-Entscheidungshilfen sehr sicher nicht von russischen Spezialisten gehackt und für deren Interessen beeinflusst werden?
Bella - 1999 vor 24 Wochen
Man wie kann man so unsicher sein,dann nutzen Sie den Wahlomat nicht