Trockenheit Was Kleingärtner im Salzlandkreis diesen Herbst ernten

18. September 2022, 08:44 Uhr

Kleingärtner im Salzlandkreis ernten dieses Jahr Kartoffeln, Tomaten, Kohlrabi, rote Beete, Rosenkohl und vieles mehr. Aber es war viel Arbeit und vor allem Wasser nötig. MDR-Reporter Tom Gräbe hat mit Kleingärtnern im Salzlandkreis über ihr Obst, Gemüse und die Selbstversorgung mit Lebensmitteln gesprochen.

Tom Gräbe
Bildrechte: MDR/Fabian Frenzel

Die Lebensmittelpreise steigen. 14,8 Prozent teurer sind Lebensmittel geworden – zwischen Juli 2021 und Juli 2022. Das hat die Verbraucherzentrale ausgerechnet. Davon betroffen: Auch Obst und Gemüse. Glücklich kann sich da schätzen, wer einen eigenen Garten besitzt und seine eigenen Früchte anbaut. Nutzgärten sind beliebt.

Arbeit im Jahr, Ernte im Herbst

Ein wenig graben muss Steffen Müller schon, hier vormittags auf dem Kartoffel-Beet. 2022 ist kein Jahr für große Kartoffeln, jedenfalls nicht hier, in Aschersleben, im Regenschatten des Harzes. Es war einfach zu trocken. Die Fläche für die Kartoffeln hat er erst in diesem Jahr umgebrochen. Daneben gackern Hühner.

Die Nutzflächen komplettiert ein Gemüsegarten. Grünkohl, Tomaten, Kohlrabi, rote Beete, Rosenkohl und noch vieles mehr wächst hier. Und Blumenkohl, das Königsgemüse der Kleingärtner. "Wenn da was dran ist. Das ist doch erfüllend. Man arbeitet das ganze Jahr darauf hin, auf den Herbst", sagt Müller. Was hier wächst, landet auf dem Teller.

Das ist doch erfüllend. Man arbeitet das ganze Jahr darauf hin, auf den Herbst.

Steffen Müller Kleingärtner aus Aschersleben

Der Gärtner braucht nicht nur Hacke und Spaten, sondern auch eine Tiefkühltruhe. Vieles lässt sich nicht nur einkochen, sondern auch einfrieren. Klein geschnittenes Gemüse zum Beispiel oder Tomaten: "Und wenn es dann die richtige Soße geben soll, dann als aufgetaut. Und dann gibt es richtige fruchtige, ohne Chemie also, die schmecken nur nach Tomaten."

Gemüse und Hühner im Kleingarten

Das hier ist ein Nutzgarten. Eigentlich sogar schon fast eine kleine Kreislaufwirtschaft. Die Hühner-Meute lebt auch von Pflanzen, die hier wachsen. Dafür liefern sie Eier. Zum Garten gehören auch Regenbehälter. Eigentlich sind es mehrere Gärten, die Steffen Müller hier bewirtschaftet. Er hat Nachbargärten mit übernommen – sie würden sonst leer stehen.

Seine Parzellen sehen bewirtschaftet aus. Hier geht's nicht vordergründig um Schönheit. Zierrasen und akkurat geschnittene Büsche gibt es hier nicht. Rasen mache nur Arbeit, sagt er. Die Gemüsebeete machen hingegen Arbeit und bringen Ertrag.

Die eigene Ernte aus dem Garten ist Teil des Speiseplans. Frischer geht nicht, und mehr Bio geht eigentlich auch nicht. Wer die Gärtnerei ernsthaft betreibt, gut wirtschaftet und plant, muss weniger Gemüse oder Obst einkaufen. Das schont letztlich den Geldbeutel.

Kleingärten bleiben beliebt

Kleingärten sind in Sachsen-Anhalt nach wie vor beliebt. Rund 88.500 bewirtschaftete Parzellen hat der Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt zum Jahresanfang gezählt. Das sind zwar etwas weniger als im Jahr davor. Aber: Der Abwärtstrend stagniere, hieß es seinerzeit vom Verband.

Was sich aber auch beobachten lässt: die Beete werden größer. Und, dass manche Gartenbesitzer sogar zusätzliche Flächen bewirtschaften, ist auch nicht unüblich. In vielen Gartensparten gibt es genug Platz.

Beete blieben 2022 oft trocken

Die Ernte allerdings fällt dieses Jahr eher durchwachsen aus. Es hat an Regen gefehlt. Gießdienst war Pflicht.

Wer schöne Früchte ernten wollte, musste: Gießkannen schleppen. Dafür tragen die Obstbäume vielerorts ganz gut. Es war ja warm. Allerdings gab es stellenweise zu viel Sonne. So mancher Apfelbaum hat einen Sonnenbrand bekommen.

Alles, was in die Erde musste, ist nicht gut geworden. Alles, was aus der Erde gewachsen ist, schon besser, sagt einer der Gärtner in der Gartensparte.

Wer gärtnerische Fähigkeiten hat, der kann den Garten so einteilen, so dass er das ganze Jahr immer was zu essen hat.

Hans-Dieter Hoffmann Gärtner

Das ganze Jahr Nahrungsmittel aus dem Garten

Nebenan, in Nachterstedt in der Stadt Seeland im Garten von Hans-Dieter Hoffmann, wachsen die Herbst-Himbeeren. "Wer gärtnerische Fähigkeiten hat, der kann den Garten so einteilen, so dass er das ganze Jahr immer was zu essen hat", schätzt der Gärtner im Ruhestand ein. Und wer dann noch die Ernte konserviert oder eine Tiefkühltruhe besitzt, der hat Freude am Garten.

Das Gärtnerjahr aber hat noch einiges zu bieten: Herbst-Himbeeren, Tomaten, Äpfel, später Grünkohl.

Allerdings: So ein Gemüsegarten ist auch eine Verpflichtung. Zeitmanagement ist wichtig, sagt Steffen Müller in seinem Garten in Aschersleben noch: "Eine Stunde am Tag. Ansonsten alles nur am Wochenende." Und jetzt heißt es am Wochenende mehr tun – in der Woche wird's früher dunkel. Und dann ist die Gartenarbeit zu Ende. Zumindest für den Tag.

MDR (Tom Gräbe, Julia Heundorf)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 14. September 2022 | 17:40 Uhr

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