Beschwerden über Schülerverkehr Landkreis Görlitz will Busfahrplan nachbessern

20. Januar 2023, 05:30 Uhr

Seit gut zwei Wochen ist der neue Busfahrplan im Norden des Landkreises Görlitz in Kraft. An vielen Stellen bringt er Verbesserungen – mit mehr Verbindungen an den Wochenenden und in kleinere Orte. Doch das Positive wird von Problemen im Schülerverkehr überlagert: Verspätungen, schlechte Anschlüsse, volle Busse, zu enger Takt. Jetzt will der Landkreis nachsteuern.

Es ist kurz nach 7 Uhr an der neuen Haltestelle "Mitte" in Halbendorf. Die Kinder warten auf dem Gehweg an der viel befahrenen Hauptstraße auf ihren Bus, der sie in die Grundschule nach Schleife bringt. Die Eltern warten mit ihnen, denn sie fürchten um die Sicherheit ihrer Kinder.

Eltern beklagen überfüllte, unpünktliche Busse

"Es sind viele Baufahrzeuge unterwegs und große Lastzüge", erklärt eine Mutter. "Der Straßenverkehr ist schon besorgniserregend, da bekommt man Angst", stimmt ihr eine andere zu. Auch seien die Busse überfüllt und Kinder müssten stehen, sagt die Frau.

Um den Schulbusverkehr in ihrer Region zu verbessern, hat die Halbendorferin Janine Maßnick eine Bürgerinitiative gegründet. Gerade die Verspätungen seien ein Problem. Wenn es darauf ankomme, zum Beispiel eine Mathearbeit anstehe, würden einige Eltern ihre Kinder auch schon mal mit dem Auto fahren. "Es ist momentan wirklich keine vernünftige Buslinie vorhanden, die die Kinder nutzen können, damit sie pünktlich da sind", begründet das Maßnick.

Es ist momentan wirklich keine vernünftige Buslinie vorhanden, die die Kinder nutzen können, damit sie pünktlich da sind.

Janine Maßnick Halbendorferin

So hat sich die Fahrtzeit für ihren beiden Söhne ins sieben Kilometer entfernte Landau-Gymnasium in Weißwasser von zehn auf 45 Minuten verlängert, beklagt die Halbendorferin Judith Stuck. Damit die Kinder aus dem Umland pünktlich ankommen, habe die Schule den Unterrichtsbeginn von 7:45 Uhr auf 8:15 Uhr verschoben. Auch seien Pausenzeiten verkürzt worden, damit es am Nachmittag für die Kinder nicht so spät werde.

Moveas ist neues Busunternehmen im Landkreis

Seit Januar 2023 betreibt die Moveas GmbH mit 60 Bussen den Linienverkehr im nördlichen und mittleren Teil des Landkreises. Das Nahverkehrsunternehmen mit Stammsitz in Arnstadt in Thüringen hat unter der Marke Omnibusverkehr Oberlausitz seit diesem Jahr in Niesky, Weißwasser und Görlitz drei neue Standorte. Der Dienstleister kaufte auch das Nieskyer Bahnhofsgebäude, um dort den sächsischen Hauptstandort einzurichten.

Derzeit ist Moveas-Geschäftsführer Knut Gräbedünkel fast täglich an den Haltestellen unterwegs, um zu sehen, wie der Busverkehr rollt. Und er hat selbst einige Verspätungen erlebt. Wegen vieler Beschwerden schaute er sich auch die Situation in Halbendorf an.

Der Moveas-Chef will den Fahrplan entzerren: "Wir müssen versuchen, Luft reinzukriegen, damit die Busse pünktlicher werden. Das bedeutet aber, dass andere Linien aufgrund von Anschlusssituationen auch angepasst werden müssen." Das ziehe einen ganzen Rattenschwanz nach sich, so Gräbedünkel.

Landratsamt will prüfen und nachbessern

Im Görlitzer Landratsamt sind die Probleme mit dem Schülerverkehr bekannt. Landrat Stephan Meyer (CDU) verspricht im Gespräch mit MDR SACHSEN, noch einmal nachzujustieren. Man wolle sich das Liniennetz gemeinsam mit dem Busunternehmen bis zu den Winterferien anschauen, um dann zu entscheiden, ob Haltestellen oder Fahrzeiten geändert werden. "Dabei werden wir natürlich versuchen, das in ein System zu bringen, mit dem die meisten zumindest zufrieden sind", so Meyer.

Wir werden versuchen, das in ein System zu bringen, mit dem die meisten zumindest zufrieden sind.

Stephan Meyer Landrat von Görlitz

Landrat des Landkreises Görlitz,  Stephan Meyer (CDU)
Um die Probleme zu lösen, will das Landratsamt die Fahrpläne noch einmal anpassen, sagt Landrat Stephan Meyer. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Jedoch sei die Sachlage kompliziert und der Landkreis habe nicht alles in der Hand. Bei größeren Fahrplanänderungen sei man auch an gesetzliche Vorgaben des Freistaates gebunden, sagt Meyer und nennt als Beispiel die sogenannten Plus- und Taktbusse, die in einem festen Rhythmus fahren. Hier wolle man versuchen, die Fahrzeiten früh, wenn viele Schülerinnen und Schüler unterwegs sind, etwas flexibler zu gestalten.

Alte Haltestelle soll wieder in den Fahrplan

Es ist also ein bisschen Geduld gefragt. Auch bei den Halbendorfern. Dort ist inzwischen der Bus angekommen. Und zwar pünktlich, wie der Moveas-Chef zufrieden feststellt. Den an der Haltestelle vorbeibrausenden Verkehr sieht er allerdings auch kritisch. Die Halbendorfer wünschen sich, dass wieder die alte Bushaltestelle bedient wird, die mit dem neuen Taktfahrplan aufgegeben worden war. "Die Bushaltestelle ist nicht weit von hier weg in einer Seitenstraße, wo man die Kinder ruhigen Gewissens selbstständig hinschicken konnte", sagt Mutter Judith Stuck. Moveas-Chef Gräbedünkel sichert zu, sich für eine schnelle Wiederinbetriebnahme der alten Haltestelle in Halbendorf einzusetzen.

MDR (vis/ama)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 19. Januar 2023 | 16:30 Uhr

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