Einkaufsmarkt in Zodel
Alter und neuer Betreiber: Jörg Schneider (li.) hat den Einkaufsmarkt in Zodel von Konrad Kuscher (re.) und seiner Frau übernommen. Bildrechte: MDR/Viola Simank

Nahversorgung Einkaufsglück in Zodel: Wie Zimmis Einkaufsmarkt gerettet wurde

10. Februar 2024, 07:00 Uhr

Der Dorfladen ist eine aussterbende Institution. In Sachsen sind in den vergangenen Jahren viele geschlossen worden, weil sich das Geschäft nicht mehr lohnt. Auch Zimmis Einkaufsmarkt in Zodel bei Rothenburg drohte das Aus. Das Betreiberehepaar wollte sich zur Ruhe setzen und fand keinen Nachfolger. Das ist aber nicht das Ende der Geschichte.

Wer in Zodel sein Einkaufsglück sucht, findet es in Zimmis Einkaufsmarkt an der Dorfstraße. Hier gibt es Gießkannen und Steckvasen, Butter und Bier, Briefmarken oder Radieschen-Samen. Alles vereint auf gut 150 Quadtratmetern Verkaufsfläche. Auf das große Sortiment ist Konrad Kuscher stolz. Seit 25 Jahren betreiben er und seine Frau Kerstin schon ihren Einkaufsmarkt, der nach ihrem Inzwischen ist es der einzige Dorfladen an der Neiße zwischen Rothenburg und Görlitz.

Einkaufsmarkt in Zodel
Gießkanne, Grabkerze, Kohlenanzünder: Das Sortiment in Zimmi's einkaufsmarkt umfasst niht nur Lebensmittel. Bildrechte: MDR/Viola Simank

Schwierige Nachfolgersuche

Ende 2023 wollten sie ihn endlich abgeben, erzählt Konrad Kuscher. Denn er sei ja schon Rentner und wolle nun auch Zeit für sich haben. Zunächst habe es Interessenten gegeben, aber die seien wieder abgesprungen. Auch Handelsketten hätten den Markt nicht übernehmen wollen, weil er zu klein sei und zu wenig Kundschaft habe. "Dann kam kurz vor Silvester, am 27. Dezember, Herr Schneider rein und sagte, er würde es übernehmen. Da waren wir natürlich überglücklich." So konnte der Laden gleich im Januar wieder öffnen.

Dann kam kurz vor Silvester Herr Schneider rein und sagte, er würde es übernehmen. Da waren wir natürlich überglücklich.

Konrad Kuscher

Geglückte Übernahme freut Einwohner

Der Görlitzer Unternehmer Jörg Schneider hatte per Zufall über einen gemeinsamen Bekannten von der Misere der Kuschers erfahren, ließ sich überzeugen und pachtete den Einkaufsmarkt. Er habe sich kurzfristig entschlossen, in die Bresche zu springen, erzählt Schneider. Denn: "Einen geschlossenen Laden kriegt man so schnell nicht wieder zum Laufen." Momentan unterstützt ihn noch täglich für ein paar Stunden Konrad Kuscher, der für einen reibungslosen Übergang sorgt. Vier Angestellte sorgen außerdem dafür, dass die Regale gefüllt und die Kasse besetzt ist.


Die geglückte Übernahme freut nicht nur das Ehepaar Kuscher. Auch die Zodeler sind froh, das Zimmi‘s Einkaufsmarkt bleibt. Er sei sehr dankbar, dass er weiter hier einkaufen könne, erzählt ein Kunde. Mit der Poststelle und der Fleischtheke gebe es hier auch einen super Service. "Das ist das Beste, was uns hier in Zodel passieren konnte", freut sich eine andere Kundin. Wen man auch fragt, alle sind erleichtert, dass es weitergeht.

Das ist das Beste, was uns hier in Zodel passieren konnte.

Kundin

Pläne für Weiterentwicklung des Dorfladens

Unternehmer Jörg Schneider hat mit dem Einkaufsmarkt auch schon Pläne. Denn eines seiner anderen Standbeine sind Warenautomaten. Die Idee des Unternehmers: Kleine Orte, in denen es keine Läden mehr gibt, könnten über automatische Systeme versorgt werden, die ohne Personal auskommen. "Das sind Minimärkte, die vom bestehenden Dorfladen beliefert werden. So wäre ein Grundsortiment auch wieder in den kleineren Gemeinden verfügbar."

Dorfladen steht auf einem Schild, das über einer Tür hängt 24 min
Bildrechte: Thomas Reimer/Adobe Stock

Dies könnten beispielsweise große Kühlschränke mit Bezahlsystem sein. Aber auch andere Lösungen seien denkbar, sagt Jörg Schneider: "Das gibt’s für den schnellen Aufbau in Containerbauweise, kann aber auch in bestehende Gebäude, wie ehemalige Dorfläden integriert werden." Ganz neu ist diese Idee nicht. Jörg Schneider will die automatischen Minimärkte aber mit bestehenden Dorfläden verknüpfen, sozusagen als deren "Automaten-Filiale". Das würde sie auch wirtschaftlich stärken, ist Schneider überzeugt. Er hofft, dass im kommenden Jahr die ersten Minimärkte öffnen können.

Einkaufsmarkt in Zodel bleibt

In Zodel soll aber alles beim Alten bleiben, betont Unternehmer Schneider. Das ist auch seinem Vorgänger Konrad Kuscher wichtig. Schließlich seien die Älteren froh, dass sie hier noch mit Portemonnaie bezahlen können. "Das wollen wir nicht umstellen. Automaten, bei denen keiner mehr da ist und die Tag und Nacht offen sind, brauchen wir auf dem Dorf nicht." Denn für Konrad Kuscher ist der Dorfladen mehr als ein Geschäft. Er ist auch Treffpunkt und Kommunikationszentrale.

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 07. Februar 2024 | 16:30 Uhr

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