Museumsmacher in der AUsstellung
Lasse Eggers, Museumsdirektor der Stadt Olbernhau, möchte mit der Ausstellung "Das zweite Leben der Dinge" Mut machen. Bildrechte: MDR/Roland Kühnke

Museum Ausstellung in Olbernhau zeigt wie aus Waffen Alltagsgegenstände wurden

24. Februar 2024, 15:30 Uhr

Die Erfahrungen aus Kriegen zeigen: Not macht erfinderisch. Und diese Not war nach dem Zweiten Weltkrieg unbeschreiblich groß. Viele hatten beinahe gar nichts mehr. Im Überfluss dagegen gab es die Reste des Krieges: Waffen, Munition, Ausrüstungsgegenstände. In ihrer Not haben die Menschen diese Dinge umfunktioniert. In Olbernhau gibt es dazu nun eine Sonderausstellung.

Die Not in der Zeit direkt nach dem Krieg machte die Menschen erfinderisch. Selbst aus todbringenden Panzerfäusten wurden Dinge gemacht, die das Leben erleichterten: Alltagsgegenstände wie Kannen, Trichter und ähnliche Küchenutensilien. Im Stadtmuseum Olbernhau werden diese Dinge nun in der Sonderausstellung "Das zweite Leben der Dinge" gezeigt.

"Objekte, die eigentlich für Tod und Zerstörung gebaut wurden, die haben nach Kriegsende ein zweites Leben bekommen", erklärt Lasse Eggers, Museumsdirektor der Stadt Olbernhau. "Eines das viel länger war. Das unheimlich vielfältig ist."

Gasmasken werden zu Strumpfhaltern und Babyrasseln

Besonders vielfältig nachnutzbar: die Gasmasken. Aus den Transportbehältern wurden Kannen und ähnliches, aus den Kopfriemen Strumpfhalter und aus bestimmten Filterteilen Messgeräte oder auch Babyrasseln. "Aus der Sicht eines fischilanten Bastlers besteht das Leben voller Chancen. Und das sieht man auch hier in der Ausstellung", sagt Eggers. "Auch die Objekte, die nach Kriegsende unnütz geworden waren, die waren Material, haben Kreativität angeregt und wurden vielfältig umgebaut."

Genutzt wurden die Dinge von privaten Bastlern wie von Unternehmen. In den Chemnitzer Hartmann-Werken zum Beispiel wurden aus Torpedos praktische, handliche Kanonenöfen gemacht. Ein anderes Ausstellungsstück ist ein Brautkleid aus Fallschirmseide. Getragen hat es 1956 Inge Ullrich, geborene Seifert, aus Olbernhau.

Austellungsstück - Tunika in einer Vitrine
Das Brautkleid von Inge Ullrich aus Olbernhau wurde aus Fallschirmseide genäht. Bildrechte: MDR/Roland Kühnke

Ausstellung soll Mut machen

Die Ausstellung erzählt viele solcher spannenden Geschichten. Sie öffnet am Sonnabend. An diesem Tag vor zwei Jahren begann der russische Angriff gegen die Ukraine. "Dass das Thema Krieg, das Thema Rüstungsproduktion deutlich präsenter ist, als das in den vergangenen Jahren der Fall war, das ist offenkundig", sagt Eggers. Es gebe auch Menschen, die Ängste damit verbinden. "Was wir zeigen mit dieser Ausstellung ist, es gibt ein nach dem Krieg, es gibt ein zweites Leben der Dinge. Wir wollen mit dieser Ausstellung Mut machen." Die Sonderausstellung läuft bis zum 30. September.

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MDR (ali)

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