Zwei Frauen sitzen nebeneinander an einem Tisch beim Aktenstudium
Helene Schäfer-Betz (links) mit ihrer Anwältin Jana Neumann. Die Ex-Turnerin verlangt von ihrem ehemaligen Arzt Schmerzensgeld. Bildrechte: Harry Härtel

Landgericht Ehemalige Chemnitzer Turnerin verklagt Arzt auf Schmerzensgeld

06. März 2024, 16:03 Uhr

Die frühere Turnerin Helene Schäfer-Betz klagt in Chemnitz gegen einen Arzt wegen unerlaubter Medikamentenabgabe. Dazu hat sich nun ein Gutachter geäußert. Schäfer und weitere Turnerinnen hatten Ende 2020 auch schwere Vorwürfe gegen ihre Trainerin Gabriele Frehse erhoben.

Die frühere Kunstturnerin Helene Schäfer-Betz hat ihrem ehemaligen Arzt am Olympiastützpunkt Chemnitz Behandlungsfehler vorgeworfen und auf 30.000 Euro Schmerzensgeld verklagt. Dazu hat die Arzthaftungskammer des Landgerichts Chemnitz am Mittwoch einen Gutachter gehört.

Der Klägerin Schäfer-Betz geht es darum: Ihr wurde ihren Angaben zufolge nach monatelangen Hüftschmerzen als 16-Jährige mit Billigung des Orthopäden vor einem Wettkampf in Japan das Schmerzmittel Tilidin verabreicht. Ihre Eltern sollen davon nichts gewusst haben. Nach Einnahme der Medikamente sei sie benommen gewesen und bei dem Turnier 2017 vom Balken gestürzt. Vier Jahre nach dem Vorfall beendete sie ihre Karriere. Sie ist die Schwester der Ex-Weltmeisterin Pauline Schäfer-Betz.

Helene Schäfer
Helene Schäfer-Betz hat 2021 ihre Turnkarriere beendet. (Archivbild) Bildrechte: imago images / Camera 4

Gutachter bescheinigt fehlerfreie Behandlung

Der beklagte Arzt bestreitet die Vorwürfe und reklamiert für sich, dass die Behandlung fachgerecht gewesen sei. Auch das Expertengutachten bescheinigt eine fehlerfreie Behandlung. Der Direktor der orthopädischen Universitätsklinik Magdeburg, Christoph Lohmann, erklärte vor Gericht, dass der Arzt die Abgabe des Schmerzmittels nach einem Telefonat gebilligt habe, sei nicht zu beanstanden.

Er betonte, dass es in niedrigster Dosis verordnet wurde. Bei seiner Analyse stützte er sich auf die Patientenakte. Er verwies darauf, dass es zuvor Untersuchungen mittels MRT gegeben hatte und auch Gespräche zur Diagnostik geführt wurden. Außerdem würden die Sportler am Olympiastützpunkt intensiv von Physiotherapeuten und Sportpsychologen betreut. 

Das Landgericht Chemnitz will am 29. Mai nach einem weiteren Termin in dem Fall entscheiden.

Turnerinnen beklagten Missstände im Leistungszentrum Chemnitz

Mehrere Turnerinnen des Olympiastützpunktes, darunter WM-Mehrkampf-Finalistin Pauline Schäfer-Betz und ihre Schwester Helene, hatten ihrer damaligen Trainerin Gabriele Frehse psychische Übergriffe sowie die unerlaubte Abgabe von Medikamenten vorgeworfen.

Daraufhin hatte der Deutsche Turnerbund (DTB) eine Untersuchung eingeleitet und die Zusammenarbeit mit Frehse bendet. Ein von der Staatsanwaltschaft Chemnitz eingeleitetes Ermittlungsverfahren gegen Frehse und zwei Ärzte wurde später eingestellt. Seit Juli 2023 ist Gabriele Frehse Frauen-Nationaltrainerin in Österreich mit einem Vertrag bis 2025.

MDR (kbe)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 06. März 2024 | 09:30 Uhr

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