Cathrin Schauer-Kelpin, Chefin des Vereins KARO in Plauen, vor einer geöffneten Babyklappe
Cathrin Schauer-Kelpin, Chefin des Vereins KARO in Plauen, zeigt die Babyklappe, die vor 15 Jahren vom KARO e.V. in Plauen eingerichtet wurde. Bildrechte: MDR/Bernd Schädlich

15 Jahre Babyklappe in Plauen hat bereits 13 Kinder gerettet

23. Dezember 2023, 17:18 Uhr

Es gibt Jubiläen, die werden mit viel Aufwand gefeiert. Und es gibt Jubiläen, die im Stillen begangen werden. Leise aber stolz begeht der KARO e.V. in Plauen den 15. Geburtstag seiner Babyklappe. Dort können Eltern ihr Neugeborenes anonym abgeben, aus welchem Grund auch immer. In den vergangenen Jahren sind 13 Kinder so schon gerettet worden.

Kurz vor Weihnachten gibt es in einer Nebenstraße im Plauener Stadtzentrum einen wichtigen Jahrestag. Die Chefin des Plauener Vereins KARO, Cathrin Schauer-Kelpin, blickt auf 15 Jahre Babyklappe zurück. "Es ist schon ergreifend. Wir sind stolz darauf, dass wir die Babyklappe diese 15 Jahre auch finanziell erhalten konnten." In dieser Zeit seien 13 Kinder gerettet worden.

Cathrin Schauer-Kelpin, Chefin des Vereins KARO in Plauen, blickt in eine geöffnete Babyklappe
Cathrin Schauer-Kelpin hofft, auch in den kommenden Jahren mit dem KARO e.V. die Babyklappe in Plauen erhalten zu können. Bildrechte: MDR/Bernd Schädlich

In dieser Zeit konnten wir 13 Kindern das Leben retten.

Cathrin Schauer-Kelpin Geschäftsführender Vorstand KARO e.V. Plauen

Babyklappe: Ausweg in Notsituation

Hinter jedem dieser 13 Kinder stehe vermutlich auch das ausweglose Schicksal einer Frau, sagt Schauer-Kelpin. "Es ist davon auszugehen, dass sich diese Mütter in akuten Notsituationen befinden - warum auch immer. Deswegen ist es wichtig, dass sie die Möglichkeit haben, ihr Kind an einem sicheren Ort abzugeben."

Dieser sichere Ort ist ein Wärmebett, das rund um die Uhr auf 37 Grand Celsius beheizt wird. Warm und weich ist es dort für die Säuglinge, ein kleines Kuscheltier wartet bereits auf das Neugeborene. Die Klappe wird rund um die Uhr überwacht, allerdings wird nicht beobachtet, wer das Baby hineinlegt.

Professionalität und Emotionalität gehen Hand in Hand

Sieben Minuten nachdem die Babyklappe geöffnet wird, klingelt das Notfallhandy des Vereins. Eileen Schönheit hat diese emotionale Situation bereits miterlebt und schon zwei Neugeborene in dem kleinen Wärmebett gefunden. "Da bekommt man erst einmal eine Gänsehaut. Wir gehen dann runter, dürfen das Kind aber nicht anfassen, weil es ja verletzt sein könnte. Aber man steht dann da und sieht es. Das ist ein Moment, den vergisst man nicht."

Die Babys werden kurz darauf an den Rettungsdienst und anschließend in die Obhut des Jugendamtes übergeben, erklärt Schönheit den Ablauf. "Das kleine Plüschtier, das in der Babyklappe ist, packen wir zusammen, schreiben eine liebe Karte an das Kind und geben das ans Jugendamt." Sie hoffe, dass das Kind die Dinge irgendwann bekommt. "Man hofft einfach, dass es dem Kind den Rest des Lebens besser ergeht."

Man hofft einfach, dass es dem Kind den Rest des Lebens besser ergeht.

Eileen Schönheit KARO e.V. Plauen

Auf einer geöffneten Tür ist "Käferle - Babyklappe Plauen" zu lesen, im Raum sind Signets mit Marienkäfern zu sehen
Sieben Minuten nach der Öffnung der Babyklappe wird eine Mitarbeiterin des Vereins per Notfallhandy informiert. Bildrechte: MDR/Bernd Schädlich

Finanzierung der Babyklappe muss gestemmt werden

Auch wenn man keines der Menschenleben mit Geld aufrechnen kann: Der Verein, der sich allein durch Spenden finanziert, hatte es nicht leicht, das Angebot aufzubauen und über die Jahre zu betreiben, sagt Schauer-Kelpin.

"Wir konnten die Babyklappe nur errichten, weil wir private Spender zur Verfügung hatten, die das alles finanziert haben." Es gebe kleine Stiftungen und Einzelspender und ein paar Klubs, die das Projekt unterstützten. "Aber wir müssen das ganze Jahr schauen, wie wir das Geld zum Erhalt der Babyklappe zusammenbekommen." Denn der Betrieb der Babyklappe koste rund 7.000 Euro pro Jahr.

Engagement gegen sexualisierte Gewalt und Zwangsprostitution

Die Babyklappe ist bei weitem nicht das einzige Arbeitsfeld des Vereins, der sich seit 1994 für Opfer sexualisierter Gewalt und gegen Zwangsprostitution engagiert. Es gibt Streetworker, eine Beratungsstelle für Betroffene sexueller und ritueller Gewalt und ein Schutzhaus für Frauen und Kinder.

Gerald Kelpin weiß, dass die Sozialarbeit von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lebt. "Hauptamtlich haben wir 15 Angestellte, wobei nicht alle in Vollzeit arbeiten. Ein Teil arbeitet in Tschechien und dann haben wir noch eine Vielzahl von Ehrenamtlichen, die uns unterstützen."

Gerald Kelpin, Cathrin Schauer-Kelpin und Eileen Schönheit vom Verein KARO stehen neben einer Babyklappe
Gerald Kelpin, Cathrin Schauer-Kelpin und Eileen Schönheit (v.l.) vom Verein KARO setzen auch auf die Mitarbeit vieler ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer. Bildrechte: MDR/Bernd Schädlich

Verein: Babyklappe wird weiter gebraucht

Auch nach 15 Jahren Babyklappe sieht Vereins-Chefin Schauer-Kelpin Bedarf für die kommenden Jahre. "Ich bin da ganz optimistisch, dass wir es die nächsten 15 Jahre oder auch länger schaffen werden."

Ein Schild an einer Hauswand mit einem Pfeil und der Aufschrift "Babyklappe"
Seit 15 Jahren weist in Plauen dieses Schild auf die Babyklappe des Vereins KARO hin. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

MDR (tfr/bsc)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 23. Dezember 2023 | 19:00 Uhr

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