Energiekrise Gießereien in Sachsen kämpfen mit hohen Energiepreisen

13. September 2022, 14:47 Uhr

Hier geht es nicht ohne große Mengen an Strom und hohe Temperaturen: Sachsens Gießereien brauchen viel Energie, aber die Preise dafür schießen weiter in die Höhe und bereiten den Betrieben ernsthafte Sorgen: "Die Menge an Energie ist etwa gleich", sagt Holger Kappelt, Geschäftsführer der Gießerei Schmiedeberg in Dippoldiswalde. "Aber die Kosten dafür sind dreifach so hoch." Die Produktion gehe dennoch erstmal weiter.

Die sächsischen Gießereien stehen angesichts der aktuellen Energiekrise unter Druck, so auch die Schmiedeberger Gießerei in Dippoldiswalde. Die gestiegenen Kosten müsse man an die Kunden weitergeben, so Geschäftsführer Holger Kappelt, immerhin gehe es um Millionenbeträge. Laut Kappelt kauften die Kunden trotz höherer Preise weiter - vielleicht aus Sorge, dass es morgen nicht mehr ginge.

Bedeutung der Gießereien "Aus Alt mach' Neu": Gießen gilt als vergleichsweise schnelle Möglichkeit, um alten Metallen zu neuem Leben zu verhelfen. Metallschrott wird geschmolzen und anschließend neu geformt. Dafür werden enorme Mengen Energie benötigt.

Die Bauteile werden unter anderem für Windräder, Fahrzeuge und Maschinen gegossen und ganz unterschiedliche Branchen beliefert.

Gießerei kämpft mit "gewaltigen Kosten"

Sein Betrieb in Dippoldiswalde gehört zur DIHAG Holding GmbH, einem Zusammenschluss von elf Gießereien in Deutschland, Ungarn und Polen. Zusammen werden hier nach Angaben der Holding jährlich ca. 170.000 Tonnen Gusserzeugnisse hergestellt. Am Standort in Sachsen komme zwar vor allem Elektroenergie zum Einsatz, Gas spiele aber eine wichtige Rolle beim Vorwärmen von Gießpfannen. "Das sind gewaltige Kosten", sagt Kappelt.

Erheblicher Energiebedarf: 17 Millionen Kilowattstunden jährlich

Max Jankowsky, Chef der Gießerei Lößnitz GmbH im Erzgebirge befürchtet: Die Industrie wandert aus. Seine Gießerei gibt es seit 1849, der Familienbetrieb fertigt Karosserien für die Autoindustrie. Die Produktion verbraucht dabei eine Menge Energie, ganze 17 Millionen Kilowattstunden jährlich. Zum Vergleich: Damit könnte man den Kölner Dom 68 Jahre lang beleuchten.

Enorme Mengen Energie für Schmelzprozesse nötig

In Lößnitz wird Eisen verarbeitet, der Grund für den enormen Energiebedarf. "Wir sprechen hier über knapp 1.400 Grad Temperatur. Früher hat man das ausschließlich in speziellen Öfen, sogenannten Kupolöfen, gemacht, die Koks-befeuert waren", so Martin Vogt, Sprecher des Bundesverbands der Deutschen Gießerei-Industrie. Zunehmend werde elektrisch geschmolzen, mit grünem Strom ein klimaschonendes und vermeintlich günstiges Verfahren – bis die Strompreise in die Höhe gingen.

Mit den Energiepreisen können wir auf lange Sicht in diesem Land mit dieser Industrie nicht produzieren.

Max Jankowsky Gießerei Lößnitz GmbH

Gießerei-Chef warnt vor drohendem Standortproblem

Gießerei-Chef Jankowsky macht die Lage Sorgen: "Bei den Hochrechnungen - Stand heute - liegen wir bei 10.000 Euro Energiekosten pro Tag." Vorher seien es um die 500 Euro pro Tag gewesen. "Mit den Energiepreisen können wir auf lange Sicht in diesem Land mit dieser Industrie nicht produzieren." Trotz Rücklagen habe Lankowsky ab 2024 Mehrkosten von zwei Millionen Euro im Jahr. Aus seiner Sicht kann Deutschland dadurch ein Standortproblem bekommen: Seine Kunden wie Volkswagen, BMW oder Daimler könnten sich kostengünsterige Produktionsstandorte suchen - weg von Deutschland, so Jankowsky.

Wir hoffen, dass der Kelch an uns vorübergeht. Ohne Guss geht nichts.

Holger Kappelt Geschäftsführer der Gießerei Schmiedeberg in Dippoldiswalde

Gießerei-Chef setzt auf Prinzip Hoffnung

Trotz hoher Kosten werde derzeit aber weiterproduziert, auch in der Gießerei Schmiedeberg in Dippoldiswalde mussten noch keine Teile der Produktion zurückgefahren werden. "Wir hoffen, dass der Kelch an uns vorübergeht", sagt Gießerei-Chef Kappelt. "Ohne Guss geht nichts."

MDR (lst)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Radioreport | 06. September 2022 | 18:00 Uhr

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