Teaser Kurz mal weg - Menschen wandern
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Sommertour Heidelbeeren und Laserbiathlon: Altenberger Wanderung auf den Spuren des Wintersports

05. August 2023, 20:18 Uhr

Im Sommer ins Wintersportgebiet? Altenberg im Osterzgebirge ist auf jeden Fall auch im August einen Ausflug wert. Unser Autor hat sich einer Gruppe bei den Altenberger Wandertagen angeschlossen. Vom Stadtkern ging es hinauf bis zur Biathlonarena. Eine Entdeckungsreise zwischen Vergangenheit und Zukunft.

Die Sturmwarnung hat sich zum Glück in wolkiges Sommerwetter aufgelöst, als ich am Freitag in Altenberg aus dem Auto steige. Die Altenberger Touristeninformation hat zu den Wanderwochen geladen - und es wandert sich deutlich besser, wenn man keinen Gegenwind hat oder Ästen ausweichen muss.

Wanderer schauen auf eine Biathlon-Arena. 1 min
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Sa 05.08.2023 20:10Uhr 01:19 min

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Altenberg lädt zu Wanderwoche

Die Wanderwochen finden hier in regelmäßigen Abständen durch alle Jahreszeiten hinweg statt. Kerstin Wachmann von der Touristeninformation sagt, damit sollen Höhepunkte in der Wandersaison geschaffen werden. "Wir wollen die Urlaubsregion noch ein bisschen bekannter machen und Routen und Ziele zeigen, die vielleicht noch ein bisschen unbekannt sind."

Eine Gruppe Leute steht am Rand einer Landstraße und betrachtet die Landschaft.
Neue Wege entdecken bei einer geführten Wanderung in Altenberg. Bildrechte: MDR/Benjamin Jakob

Auf durch den Wald

Eines dieser Ziele: Die Biathlon-Arena, etwas außerhalb der Bergstadt. Dahin soll es an diesem Tag gehen. Gemeinsam mit Wanderleiter Rolf Friebel und Familie Kopp aus Karlsruhe mach ich mich auf den Weg. Der führt am Abfahrtshang und der Sommerrodelbahn vorbei aus der Stadt hinaus. Das erste Highlight: Der alte Schießstand.

Eine Gruppe Leute versammelt sich vor einem Schild umgeben von grüner Natur.
Der alte Schießstand der ersten Biathlonanlage ist inzwischen eine grüne Wiese. Bildrechte: MDR/Benjamin Jakob

Der ist mittlerweile irgendwas zwischen Wiese, Sumpf und Biotop und wirklich nur noch anhand der Bilder zu erkennen, die Wanderleiter Friebel herumreicht. Und Friebel - früher selbst Biathlet - kommt ins Schwärmen. Zu DDR-Zeiten seien der Wintersportstandort Altenberg und der Verein Dynamo Zinnwald ein Aushängeschild des Skisports gewesen, erzählt er. "Biathlongrößen wie Frank-Peter Roetsch und Eberhard Rösch legten hier die Grundlagen für Weltcup- und Olympiasiege." Mittlerweile ist Altenberg vor allem für Bob- und Rodelathleten ein Anlaufpunkt. Doch die Legenden und Geschichten halten sich. Stadt und Bewohner sind stolz auf die Erfolge von einst.

Eine Gruppe Leute steht in der Natur und schaut auf ein Blatt Papier.
Familie Knopp aus Karlsruhe lässt sich von Rolf Friebel zeigen, wie die alte Biathlonstrecke aussah. Bildrechte: MDR/Benjamin Jakob

Hat Wintersport noch Zukunft?

Nach dem Ausflug in die Vergangenheit - es sollte nicht der letzte gewesen sein - geht es weiter in Richtung der neuen Arena. Wir laufen am Ufer des Galgenteichs vorbei weiter hinaus aus der Stadt. Dabei kommen wir ins Gespräch: über den Wald, die dicken Heidelbeeren, die in diesem Jahr wachsen (es ist feucht genug) und über den Wintersport.

Nach dem ausführlichen Blick in vergangene Zeiten fragen wir uns, ob der Wald hier noch Zukunft hat. Friebel überlegt nach der Frage kurz. "Wir merken, dass wir umdenken müssen. Das Ziel ist, für die Besucherinnen und Besucher ein ganzjähriges Angebot zu schaffen", sagt er. Auf den Schnee allein sei kein Verlass mehr. "Es kann sein, dass wir hier an einem Tag 50 Zentimeter Schnee haben und am nächsten Tag sind Plusgrade, Regen und alles ist weg." Und Kunstschnee allein reiche nicht.

Dichter Pflanzenwuchs
Die Heidelbeeren freut der etwas feuchtere Sommer in diesem Jahr. Bildrechte: MDR/Benjamin Jakob

Neue Wege für die Region

Man merkt, dass sich die Region Gedanken macht - Gedanken machen muss - wie sie auch außerhalb des Winters Gäste anlocken kann. Wanderungen und Events, wie an diesem Tag, sind ein Teil davon. Neue Mountainbike-Strecken, Sommerbiathlon und andere Aktivitäten ein anderer.

Da hilft es wahrscheinlich, einen Wanderführer wie Rolf Friebel an der Hand zu haben, der zu jedem Baum und jedem Olympiasieger eine Geschichte zu erzählen hat. Das wird auch am Ziel unserer Tour deutlich. Wir bekommen eine ausführliche Führung durch die Arena. Friebel erzählt von alten Wettkämpfen und wie sich der Biathlonsport über die Jahrzehnte entwickelt hat. Wussten Sie, dass die Scheiben früher aus Glas waren und von Hand schwarz bemalt wurden? Ich auch nicht!

Wanderer schauen von einer Erhöhung herab.
Blick über den Schießstand: Wanderführer Friebel hat viel zu erzählen. Bildrechte: MDR/Benjamin Jakob

Doch noch zu Olympia?

Zum Schluss der Wandertour gibt es noch eine handfeste Biathlon-Einführung. Stehend Schießen mit dem Lasergewehr. Ich bin sehr dankbar, dass ich vorher nur ein paar Kilometer gemächlich gewandert bin. Nach fünf Kilometer Langlauf durch den Wald in vollem Tempo könnte ich wahrscheinlich nicht mal das Gewehr heben.

Ein Mann ziehlt mit einem Luftgewehr.
Zielen, ausatmen, abdrücken: Was im Fernsehen so leicht aussieht, ist komplizierter als gedacht. Bildrechte: MDR/Benjamin Jakob

Zu Treffen ist so schon schwer genug - aber nach ein paar Versuchen geht es dann ganz gut. Auch wenn ich mich noch nicht bei den nächsten Olympischen Spielen sehe. Na ja, vielleicht als Zuschauer. Immerhin kann ich jetzt sehr schlau mitreden - zumindest bei der Altenberger Biathlongeschichte.

Altenberger Wanderwochen Die Wanderwochen im August finden noch bis zum 13.8. statt. Die nächsten dann Mitte September. Informationen und die Anmeldung gibt es über die Altenberger Touristeninformation und auf www.altenberg.de.

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