Eine Frau mit langen dunkelbraunen Haaren steht vor einer Kunstinstallation in Regenbogenform.
Selin Acarbas gehört zu den 29 Studierenden, die an der Hochschule für Bildende Künste Dresden ihr Diplom dieses Jahr erhalten haben. Sie stellen ihre Abschlussarbeiten erstmalig einer breiten Öffentlichkeit vor. Bildrechte: MDR/Adina Rieckmann

HfBK Dresden Vom Spirit einer Kunsthochschule und vom Erwachsenwerden

23. Juli 2023, 10:00 Uhr

Es ist vollbracht. 29 Absolventinnen der Dresdner Kunsthochschule haben ihr Diplom in der Tasche. Ihre Abschlusswerke sind bis September in der Kunsthalle der HfBK zu sehen. In diesem Jahr vereint die Ausstellung eine Vielzahl künstlerischer Werke, die sich den Schnittstellen zwischen Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft widmen. Die Arbeiten greifen nicht nur Märchen und Mythen, sondern auch die digitale Echtzeit auf. Bleibt die Frage: Was kommt jetzt? Können die Absolventen von Kunst leben?

Als Kind besuchte Selin Acarbas einmal Disneyland in Paris. Dort fuhr sie mit einer Wasserbahn durch eine hyperinszenierte Puppenwelt. So märchenhaft diese grelle, bunte Welt ausgesehen habe, so merkwürdig war sie auch, erzählt die 26-Jährige. "Eigentlich war das eine kinderfreundliche Mordkulisse, ich war gefangen zwischen Angst und Faszination."

An diese Gefangenheit erinnerte sie sich in Vorbereitung für ihr Kunstdiplom. Mit ihrer Installation "endegutallesgut" möchte die Studentin den Betrachtern Stimmungen wachrufen und Gedanken freisetzen.

 eine Vase steht auf einem runden Podest, dahinter hängt ein abstraktes Gemälde an der Wand.
Neben Skulputuren und Gemälden sind in der Ausstellung auch Video- und Klanginstallationen zu erleben. Bildrechte: MDR/Adina Reickmann

Lichtobjekte sollen Wünsche symbolisieren

Was sieht man auf dem ersten Blick? Hängende Lichtobjekte und Projektionen. Und dann hört man diesen Sound – einlullende Frequenzen. Die junge Künstlerin erklärt ihre Arbeit so: "Es geht viel um Wünsche und Sehnsüchte. Aber auch um Wirklichkeit, inwieweit man diesen Zuständen auch nahekommen kann." Und außerdem: "Es thematisiert auf jeden Fall den Verlust von kindlicher Naivität, den Schritt in die erwachsene Welt."

Ich habe in Dresden an der Hochschule für Bildende Künste eine wirklich gute Ausbildung genossen.

Selin Acarbas Diplomabsolventin an der Hochschule für Bildende Künste Dresden

Selin Acarbas ist eine der 29 Studierenden, die an der Hochschule für Bildende Künste Dresden ihr Diplom erhalten haben und sich mit ihren Abschlussarbeiten erstmalig einer breiten Öffentlichkeit vorstellen. Die Kunststudentin freue sich darauf, mit den Besuchern in Kontakt zu kommen. Acarbas wolle mit ihnen über ihre Installation reden: "Ich habe in Dresden an der Hochschule für Bildende Künste eine wirklich gute Ausbildung genossen."

Blick in eine Ausstellungshalle, in der eine Skulptur in der Luft hängt.
Thematisch widmen sich viele Arbeiten der diesjährigen Diplomaustellung den Schnittstellen zwischen Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft. Es geht auch darum, wie sich das Individuum in der digitalisierten Welt zurechtfinden kann. Bildrechte: MDR/Adina Rieckmann

Meisterschülerin lernt viel von Professorin

Fragt man sie nach Zukunftsplänen, erzählt sie, dass sie noch für zwei Jahre an der Hochschule als Meisterschülerin bei ihrer Professorin bleiben werde. Selin genoss die Lehre in der Klasse der Installations- und Performancekünstlerin Nevin Aladağ. "Nevin Aladağ ist eine großartige Lehrerin. Ich liebe sie. Sie hat mir so viel beigebracht, mich fokussiert auf das, was mich ausmacht und ich wirklich bin", sagt Diplomabsolventin Acarbas und fügt hinzu: "Sie hat mich auch auf mein Leben als Künstlerin nach dem Studium vorbereitet. Ich gehe jedenfalls nicht blauäugig daran."

Wieviel ist ein Diplom wert?

Wenn man zielstrebig arbeite und ein Netzwerk knüpfe, dann nütze das Diplom sehr viel, sagt Wiebke Herrmann. Blauäugig jedenfalls sei sie 2018 nicht gewesen, als sie an der Kunsthochschule bei Professor Christian Macketanz ihr Meisterdiplom gemacht hat. Sie wusste sehr genau, was sie will. Malen, immer wieder nur malen.

Eine Frau mit halblangen, braunen Haaren steht vor in der Luft hängenden Lampions.
Wiebke Herrmann konnte schon während des Studiums erste Kunstwerke verkaufen. Derzeit hat sie einen kleinen Lehrauftrag an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Bildrechte: MDR/Adina Rieckmann

Unsicher war sie nur im ersten Semester, als sie vom damaligen Rektor mit den Worten begrüßt wurde: "Schaut euch um, nur einer von euch wird es schaffen und davon leben können. Das so zu hören, das war schon wirklich hart", erinnert sie sich. Schon im Studium aber zeichnete sich ab, dass sie mit ihrer Kunst Erfolg haben könnte.

Ich hatte das Glück, schon als Studentin Bilder verkaufen zu können.

Wiebke Herrmann Diplomabsolventin an der Hochschule für Bildende Künste Dresden

Erste Sammler fanden den Weg ins Atelier, erzählt Herrmann. "Ich hatte das Glück, schon als Studentin Bilder verkaufen zu können." Und dann kam das Diplom, sagt sie: "Das gab einen richtigen Push. Danach kamen Leute ganz gezielt zu mir ins Atelier und boten mir auch interessante Projekte an." Heute hat Wiebke Herrmann an der Hochschule für Bildende Künste selbst einen kleinen Lehrauftrag. Auch sonst kann sie gut von ihrer Kunst leben.

Die neuen Wilden an der Kunstakademie

Mehrere Frauen stehen auf einer Treppe
Sechs neue junge Professorinnen ergänzen das Team an der Dresdner Kunsthochschule. Bildrechte: HfBK Dresden/Katja Zehrfeld

Inzwischen kommen aber noch mehr Interessierte als zu ihrer Zeit als Studentin. Das liegt auch an den sechs jungen Professorinnen, die alles international namhafte Künstlerinnen sind: Nevin Aladağ, Anne Neukamp, Alicja Kwade, Nicole Vögele, Susan Philipsz oder auch Helen Verhoeven.

Die Niederländerin ist erst seit April in Dresden. Sie lehrt hier Malerei und sagt: "Ich habe sofort gespürt, dass die Energie hier auf einem hohen Level ist und das echt viel Enthusiasmus herrscht." Das liege an der jungen Mannschaft, sagt Verhoeven und fügt hinzu: "Wir sind noch nicht müde und haben Lust darauf, etwas Neues zu machen, etwas ganz Wildes."

Fragt man Selin Acarbas, ob sie diesen Enthusiasmus auch spürt, lacht sie und sagt: "Deswegen mache ich doch noch meinen Meister hier! Es geht hier echt ab. Diese neue Energie tut der Hochschule gut. Sehr gut sogar!" Bis zum 3. September kann man sich davon ein eigenes Bild in der Kunstakademie in Dresden machen.

MDR (phb)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 21. Juli 2023 | 19:00 Uhr

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