Die ehemalige Kantine von Robotron. 7 min
Durch die geplanten Kürzungen im Kulturhaushalt der Stadt Dresden könnte auch die Zukunft der Robotron-Kantine in Gefahr sein, sagte Christiane Mennicke-Schwarz bei MDR KULTUR. Mehr dazu im Audio. Bildrechte: imago/Sven Ellger
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Das Bündnis Weltoffenes Dresden warnt mit einer Kampagne vor den geplanten Kürzungen im Dresdner Kulturhaushalt. Ein Gespräch über #KulturistZukunft mit Christiane Mennicke-Schwarz, Leiterin Kunsthaus Dresden.

MDR KULTUR - Das Radio Di 05.11.2024 12:33Uhr 07:20 min

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#KulturistZukunft Dresden: Kampagne warnt vor geplanten Kürzungen in der Kultur

05. November 2024, 16:24 Uhr

Die Stadt Dresden hat Kürzungen im Bereich der Kultur angekündigt. Nun wehrt sich das Bündnis Weltoffenes Dresden mit einer Kampagne dagegen. Unter dem Hashtag #KulturIstZukunft beteiligen sich daran 15 Intendanten und Leiterinnen von Kulturinstitutionen wie der Semperoper, dem Staatsschauspiel oder der Frauenkirche. Auch die Leiterin des Kunsthaus Dresden, Christiane Mennicke-Schwarz, warnt bei MDR KULTUR vor den fatalen Folgen für städtische Kultureinrichtungen sowie die freie Szene.

MDR KULTUR: Frau Mennicke-Schwarz, was wollen Sie mit der Kampagne #KulturIstZukunft erreichen? Was ist das Ziel?

Christiane Mennicke-Schwarz: Es ist uns unglaublich wichtig, zu diesem Zeitpunkt für die ganz konkreten Probleme zu sensibilisieren, die die Kürzungen – gerade in diesem massiven Ausmaß – in der Kultur bedeuten könnten. Denn noch ist ja nichts entschieden. Aber es ist sehr wichtig für alle Beteiligten zu wissen, dass die Kultur einen insgesamt verschwindenden Anteil am Gesamthaushalt hat.

Während der Bedarf in der Gesellschaft eigentlich größer wird, müssen wir jetzt über die Verringerung von Öffnungszeiten und das Streichen von Programmen nachdenken.

Christiane Mennicke-Schwarz, Leiterin des Kunsthaus Dresden

Die Kultur ist durch die Kürzungen der vergangenen Jahre, durch die Pandemie und durch die Inflation massiv geschwächt. Das heißt, wenn da jetzt noch mehr wegbricht, dann lassen sich ganze Bereiche nicht mehr halten. Das sollten wir unbedingt gemeinsam verhindern.

Menschen unterhalten sich in einer Ausstellung, in der Mitte Christiane Mennicke-Schwarz (Leiterin Kunsthaus Dresden)
Die Leiterin des Kunsthauses Dresden, Christiane Mennicke-Schwarz (Mitte), hat die Kampagne #KulturIstZukunft mit initiiert. Bildrechte: Anja Schneider

Kann man die Kampagne irgendwie unterstützen?

Ja, unbedingt. Man kann die Kampagne und die Statements teilen. Wichtig ist, dass uns allen klar ist, dass wir Kultur im Auftrag für die Gesellschaft machen. Das heißt also nicht nur für einen Inner Circle, sondern für Bürgerinnen und Bürger. Und die sind natürlich ganz herzlich eingeladen, sich zu beteiligen und gemeinsam diese Gespräche zu führen, wohin wir in Zukunft wollen.

15 Intendantinnen und Leiter beteiligen sich an der Kampagne. Sogar die Semperoper mit ihrer neuen Intendantin Nora Schmid macht mit. War es schwer, dass hier freie Szene und klassische städtische Kultur zusammen agieren? Eine solche breite Front ist selten.

Ja, das freut uns auch wahnsinnig, dass es gelungen ist, dass die freie Szene, die klassischen städtischen Kultureinrichtungen und auch die Landeseinrichtungen hier ganz fest beieinander stehen. Das ist etwas sehr Besonderes. Aber das ist tatsächlich auch der Situation geschuldet, dass diese Bereiche untrennbar zusammengehören. Denn alle unsere Häuser arbeiten ganz eng mit freien Kulturschaffenden zusammen.

Frau mit braunen Haaren in der Semperoper
Auch die Intendantin der Semperoper Dresden, Nora Schmid, beteiligt sich an der Kampagne #KulturIstZukunft. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Robert Michael

Wenn bei uns die Budgets weiter gekürzt werden, dann können wir auch die freie Szene, die in allen Produktionen – seien es Ausstellungen oder Inszenierungen – eine ganz wichtige Rolle spielt, nicht länger einbinden. Dadurch ist diese Solidarität eine, die sehr stark von Herzen kommt und die die großen Häuser wie auch die kleinen teilen.

Diese Solidarität ist aber auch strukturell bedingt. Es gibt das eine ohne das andere gar nicht. Stücke, die entwickelt werden, können nicht aufgeführt werden. Vermittlungsangebote und Ausstellungen finden nicht statt, wenn die Häuser die Mittel nicht haben, um das zu finanzieren, was zum sehr großen Teil in der freien Szene erarbeitet wird.

Wenn bei uns die Budgets weiter gekürzt werden, dann können wir auch die freie Szene, die in allen Produktionen eine ganz wichtige Rolle spielt, nicht länger einbinden.

Christiane Mennicke-Schwarz, Leiterin des Kunsthaus Dresden

#KulturIstZukunft heißt die Kampagne. Wie sieht denn konkret die Zukunft für das Kunsthaus Dresden in der Robotron-Kantine in Dresden aus? Sind Sie zum letzten Mal Veranstaltungsort beim Fast Forward Festival für junge Regie, das aktuell stattfindet?

Das wollen wir nicht hoffen. Aber ich würde gerne noch mal einen Schritt zurückgehen. Ich denke, da sind wir uns alle einig, dass Kultur eine ganz wichtige Investition in die Gesellschaft ist, in die Zukunft junger Menschen und in die Weiterentwicklung, in der alle Generationen mitgenommen werden müssen.

Menschen stehen in Gruppen vor einem besprühten Flachbau in Abenstimmung.
Die Stadt Dresden hat die Robotron-Kantine 2024 gekauft. Das sanierungsbedürftige Gebäude soll künftig das Kunsthaus Dresden beheimaten. Bildrechte: Anja Schneider

Für uns im Besonderen mit der Robotron-Kantine als Spielort löst sich da ein Wunsch von ganz vielen gesellschaftlichen Akteuren ein. Und das Projekt wird jetzt auch vom Bund gefördert. Wir hoffen sehr, dass der Stadtrat diese konkrete Zukunft nicht verbaut, denn ohne die Sanierung des Gebäudes wird die Nutzung nicht mehr sehr lange möglich sein. Da sind die Strukturen schon ganz schön am Rande dessen, was machbar ist.

Aber natürlich gilt in der Robotron-Kantine eigentlich das, was uns in allen Kultureinrichtungen betrifft: Die Strukturen sind prekär und während der Bedarf in der Gesellschaft eigentlich größer wird und wir quasi ausbauen müssten, hineingehen müssten in die gesellschaftlichen Räume, müssen wir jetzt über die Verringerung von Öffnungszeiten und das Streichen von Programmen nachdenken. Und das kann eigentlich kein gemeinsames politisches Ziel einer Demokratie sein.

Quelle: MDR KULTUR (Annett Mautner); redaktionelle Bearbeitung: vp

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Mittag | 05. November 2024 | 12:10 Uhr

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