Ein Transparent mit der Aufschrift "Alarmstufe Tot: Krankenhäuser in Not!" bei einer Kundgebung
Nach dem Motto "Alarmstufe Rot, Krankenhäuser in Not" haben am Mittwoch bundesweit Beschäftigte an Kliniken höhere Finanzhilfen gefordert, darunter auch in Sachsen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Joerg Carstensen

Finanznot Sächsische Krankenhäuser leuchten rot

20. September 2023, 17:08 Uhr

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von mehreren Kliniken in Sachsen haben am Mittwoch für mehr Finanzhilfen demonstriert. Dazu war bundesweit ein Protesttag von der Deutschen Krankenhausgesellschaft organisiert worden. Die Teilnehmer wiesen auf die schwierige finanzielle Lage vieler Kliniken hin und forderten finanzielle Hilfen von Bund und Ländern. In Dresden beteiligten sich daran auch kirchliche Krankenhäuser mit besonderen Aktionen.

Am St. Joseph-Stift in Dresden forderten Beschäftigte am Mittwoch kurz vor 12 Uhr lautstark mit Trillerpfeifen einen Inflationsausgleich. Gemeinsam mit dem Evangelischen Diakonissenkrankenhaus in Dresden schaltete der St. Joseph Stift eine Videobotschaft und wies auf die prekäre Lage hin. "Unsere Kosten sind bei Energie und Verbrauchsmaterialien explodiert", sagte Victor Franke, Sprecher der Diankonissenanstalt, MDR SACHSEN.

Unsere Kosten sind bei Energie und Verbrauchsmaterialien explodiert. Da die Einnahmen der Krankenhäuser in Deutschland streng von den Krankenkassen geregelt sind, sind sie weit davon entfernt, kostendeckend zu arbeiten. Das führt zu einem Krankenhaussterben, das dem Staat nicht egal sein kann.

Victor Franke Pressesprecher Diakonissenkrankenhaus Dresden

Da ihre Einnahmen streng von den Krankenkassen geregelt werden, sind die Krankenhäuser Franke zufolge weit davon entfernt, kostendeckend zu arbeiten. "Das führt zu einem Krankenhaussterben, das dem Staat nicht egal sein kann. Denn die Krankenhäuser erfüllen einen Versorgungsauftrag für den Staat", so Franke.

Ein Wegweiser mit der Aufschrift "Städtisches Klinikum Dresden Friedrichstadt".
Das Städtische Klinikum in Dresden-Friedrichstadt lässt sein Portal im Zuge der Protestaktionen rot anstrahlen. (Symbolbild) Bildrechte: MDR/Dan Hirschfeld

Das Städtische Klinikum Dresden-Friedrichstadt untermalt die Proteste nach eigenen Angaben mit einem Videocountdown. Dabei wird am Mittwochabend der Haupteingang rot angestrahlt: Bis zum Sächsischen Krankenhaustag am 28. September.

Die Lage der Krankenhäuser in Sachsen

  • Mehr als zwei Drittel von 66 Krankenhäusern hätten ohne staatliche Zuschüsse das Jahr 2022 mit einem Defizit abgeschlossen.
  • 70 Prozent der Kliniken erwarten auch 2023 einen Jahresfehlbetrag.
  • 87 Prozent der Krankenhäuser rechnen mit einer weiteren Verschlechterung des Jahresergebnisses für das Jahr 2023 im Vergleich zum Jahr 2022.
  • Durch die inflationsbedingten Kostensteigerungen rechnen die Krankenhäuser in Deutschland bis Ende des Jahres 2023 mit einem Defizit von rund 10 Milliarden Euro. Die drastische Zahl in Sachsen ist mit der laufenden Defizit-Uhr auf der Homepage der KGS einzusehen.
  • Quelle: Krankenhausgesellschaft Sachsen

Bei Kundgebungen an mehreren Kliniken in Sachsen wurde die Bundesregierung aufgefordert, den inflationsbedingten Kostenanstieg durch höhere Zuschüsse auszugleichen. Zu dem bundesweiten Protesttag hatte die Deutsche Krankenhaus-Gesellschaft (DKG) aufgerufen. Er stand unter dem Motto "Fünf vor Zwölf" und "Alarmstufe Rot, Krankenhäuser in Not". Laut DKG kann fast keine Klinik die Ausgaben durch die laufenden Einnahmen decken. In Sachsen betrage das Defizit aller Kliniken fast 460 Millionen Euro.

Protest auch in der Lausitz

Auch das Seenland-Klinikum in Hoyerswerda wird seinen Eingang am Mittwoch rot anstrahlen lassen. Wie das Klinikum mitteilte, richtet sich sein Protest gegen die geplante Krankenhaus-Reform und ihre angestrebte Klinik-Konzentration. In zahlreichen Regionen hätten Patienten dann kein Krankenhaus mehr in ihrer Nähe. Auch der Fachkräftemangel werde verschärft, da Ausbildungsplätze verloren gingen und viele Krankenhausmitarbeiter längere Arbeitswege in Kauf nehmen müssten.

Verbandschef will Insolvenzen vermeiden

Eine "bedrohliche Situation" an den Klinken sieht der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Sachsen, Friedrich München. Ihm zufolge droht als schlimmste Variante eine Insolvenz wie im Fall der Paracelsus-Klinik in Reichenbach im Vogtland. Das wolle man vermeiden. München forderte eine Regelfinanzierung, wonach gestiegene Energie- und Inflationskosten vollständig refinanziert werden, ebenso wie die erwarteten zwölf bis 13 Prozent Tarifsteigerungen ab 2024.

MDR (wim)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 20. September 2023 | 19:00 Uhr

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