Zwei Männer reichen sich im Tonstudio die Hände und lachen.
Da herrscht gute Stimmung. In den vergangenen Monaten haben Daniel Müller (links) und Christopher Schiller ihr erstes Festival auf die Beine gestellt. Bildrechte: Philipp Brendel/MDR

Vorbereitungen für Festival "Antlitz" will in Regis-Breitingen harte Beats aufs Land bringen

14. Januar 2024, 13:09 Uhr

Mit ihrem poppigen bis hämmernden Sound hat die Band "Antlitz" aus Regis-Breitingen südlich von Leipzig bereits dreimal in Folge einen renommierten Musikpreis gewonnen - zuletzt im Dezember. Doch dieses Jahr soll es mit ihrem ersten Festival für Fans elektronischer Tanzmusik einen Schritt weiter gehen. Dafür waren Chris und Daniel in den vergangenen Monaten viele Klinken putzen.

Daniel steht am Mikrofon. Die Stimme ist frisch geölt. Jetzt kann losgeträllert werden. Chris kontrolliert am Computerbildschirm die Aufnahme des Songs "Still stehen". Das Video von Chris und Daniel - seit 2019 als "Antlitz" aktiv - kratzt bei Youtube bereits an der 300.000er Marke. Mit ihren ruhigen, poppigen Liedern, die mit Rockklängen und schrillen Technobeats abwechseln, haben die beiden Regis-Breitinger bereits dreimal in Folge Preise beim Deutschen Rock- und Poppreis abgeräumt.

Nun laufe der Countdown für das nächste Projekt der beiden Musiker, erklärt Daniel. Vergangenes Jahr seien beide Musiker auf die Idee gekommen, ein Festival nicht etwa in Leipzig, Dresden oder sonst einer größeren Stadt zu veranstalten. Nein! Im beschaulichen Regis-Breitingen soll ihr erstes Festival stattfinden. Denn in das verschlafene Nest soll mit "Regis wird laut - Open Air" ein bisschen mehr Leben kommen, sagt Daniel: "Hier gibt es ja leider bis auf das Stadtfest nichts weiter."

Innerhalb eines Jahres Musikevent organisiert

Daniel und Chris erzählen, wie die Organisation ablief und sitzen dabei lässig auf der Couch. Man merkt den beiden gar nicht an, das die vergangenen sechs Monate eine Heidenarbeit bedeutet haben. Doch von 0 auf 100 innerhalb eines Jahres ein Festival auf die Beine stellen? Das ist sicher nicht ohne, oder? Daniel atmet kurz tief aus: "Das war bisher schweineviel Arbeit." Die Musiker hatten die Aufgaben untereinander aufgeteilt. Chris sei Team Marketing und Künstler, Daniel Team Technik, Organisation und Ausstattung. "Ich habe endlose Stunden in Büros von Security- und Getränkeanbietern verbracht und hin und her gerechnet", schildert Daniel.

Wir haben uns Leute gesucht, die auch einfach Bock auf das Festival haben.

Daniel Müller hat sich um Vitamin B bei der Festivalorganisation gekümmert

Und er habe sich um eine wichtige Zutat gekümmert: Vitamin B. Denn Ton- und Lichttechniker, Getränkelieferanten und Sicherheitsleute seien viele Bekannte in und um Regis-Breitingen, erklärt Daniel. "Wir haben uns Leute gesucht, die auch einfach Bock auf das Festival haben. Sie machen das ehrenamtlich", sagt der 47-Jährige. Für sie sei wichtig: mit organisieren, Spaß haben, dabei sein. Und vor allem: Etwas in Regis-Breitingen bewegen.

Breite Unterstützung durch Stadt

Bei der Stadt hätten die beiden offene Türen eingerannt, erinnert sich Chris, der schon mit 14 Jahren anfing, Musik zu produzieren. "Das klang so wie: 'Endlich ist mal jemand da, der sich darum kümmert'", sagt der 28-Jährige. Die Unterstützung komme bei Wasser, Strom, und der Reinigung - da übernehme die Stadt die Kosten. Auch das Parkplatz-Management organisiere die Kommune. Trotzdem mussten Chris und Daniel für das Event schon in die eigene Tasche greifen. 6.000 Euro bezahlten sie bisher aus Eigenmitteln.

Festival soll kein Dorffest werden

Festivals gibt es viele. Doch "Regis wird laut - Open Air" soll kein 0815-Festival werden, sagt Chris. Für ihn geht das nicht: "Es soll auf keinen Fall wie Dorf- oder Stadtfest aussehen." Die obligatorische Bratwurstbude werde man auf dem Event auf der Freilichtbühne Regis vergeblich suchen. Jedem Gaumen solle was geboten werden. "Es soll Festivalstyle mit verschiedenen Buden und Trucks haben", erklärt Daniel. Auf dem Festivalgelände sollen Lichteffekte für Stimmung sorgen. So werden auf die Bruchsteine der Bühne Bilder projiziert und die Bäume der Umgebung angestrahlt.

Zwei Männer schauen  im Tonstudio auf Computerbildschirme.
Chris (sitzend) und Daniel arbeiten aktuell am Teasersong für das Musikevent. Innerhalb weniger Monate haben die beiden Musiker mit weiteren Helfern Techno- und Housepartys organisiert. Bildrechte: Philipp Brendel/MDR

Es soll auf keinen Fall wie Dorf- oder Stadtfest aussehen.

Christopher Schiller hat die Künstler organisiert

Zwei Leipziger DJ-Koryphäen dabei

Chris und Daniel schauen sich an und nicken zufrieden. Sie befänden sich auf der Zielgeraden, meint Daniel: "Wir haben alles in Sack und Tüten. Wir haben es so, wie wir uns es vorgestellt haben." Nur das Catering müsse geklärt werden. Chris klopft Daniel auf die Schultern: "80 Prozent sind geschafft. Wir sind guter Dinge, das alles geil wird." Verschiedene Künstler der Techno- und Houseszene seien gebucht und stünden bereits in den Startlöchern. Dabei seien auch zwei Leipziger DJ-Koryphäen. Wer am DJ-Pult spielt und mischt, werde aber noch nicht verraten, sagt Chris und grinst.

Wann ist es so weit?

Und was soll aus den Boxen hämmern? "Wir gehen es sachte an und gehen dann über zu: 'Es macht ordentlich Bumm!'", sagt Chris. House, Electro und Techno bis hin zu Harddance und Hardstyle sollen auf der Playlist stehen. Für die eintägige Party werde kein Eintritt verlangt. Damit läuft der Countdown bis zum ersten "Regis wird laut - Open Air" in Regis-Breitingen am 22. Juni.

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