Demonstration auf dem Leipziger Naschmarkt.
Die Demonstration gegen eine AfD-Veranstaltung in Leipzig verlief laut MDR SACHSEN-Reporter friedlich und ohne Zwischenfälle. Bildrechte: Leven Wortmann

Stimmungsbild Wer sind die Menschen hinter dem Protest gegen eine AfD-Veranstaltung in Leipzig?

27. März 2024, 12:15 Uhr

Am Leipziger Naschmarkt protestierten rund 150 Menschen gegen eine AfD-Veranstaltung in der Alten Börse. Zur Demo aufgerufen hatte das Bündnis "Hand in Hand für Demokratie und Menschenrechte". Der Protest verlief nach Reporterangaben friedlich und ohne Zwischenfälle. Einige Teilnehmende schilderten MDR SACHSEN, dass sie Angst vor dem Erstarken der AfD hätten.

Am Dienstagabend um 18:30 füllt sich der Platz vor dem Naschmarkt: teils mit Demonstranten, teils mit neugierigen Passanten. Der Veranstalter, die "Omas gegen Rechts" und der Betriebsratsvorsitzende von BMW Leipzig, halten Reden. Abgesehen von einzelnen Parolen bleibt die Demonstration ruhig und wird nach einer Dreiviertelstunde wieder beendet.

Der Veranstalter hatte mit 50 Teilnehmern gerechnet, am Ende waren rund 150 Menschen da. Viele schilderten MDR SACHSEN, dass sie ein Zeichen gegen die AfD setzen wollten. Einige sagten aber auch, sie seien gekommen, weil sie Angst vor den Plänen der Partei hätten, die in Sachsen vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistische Bestrebung gilt.

Demonstrationsteilnehmer stehen um den Redner versammelt.
Klare Ansage in Wort und Kostüm in Leipzig. Bildrechte: Leven Wortmann

AfD und Frauenrechte

Eine Teilnehmerin schilderte, dass ihre Frau sie auf die Demonstration aufmerksam gemacht habe. Sie seien hergekommen, weil sie gegen das Menschen- und Frauenbild der AfD seien. Die 32-Jährige dazu: "Ich könnte mit meiner Frau nicht so zusammen sein, wie ich es möchte, wenn die AfD an der Macht wäre. Das ist eines der großen emotionalen Themen für mich, warum ich auch sage, dass die AfD einfach nicht sein darf."

Sibille und Regina wollen kämpfen

Zu dem neu gegründeten Bündnis "Hand in Hand für Demokratie und Menschenrechte" gehörte auch die Leipziger Initiative der "Omas gegen Rechts". Die Frauen waren mit einer größeren Gruppe gekommen, unter ihnen auch Sibille S. und Regina J. Beide sagten, dass sie gegen Nazis, gegen die AfD seien: "Da müssen wir jetzt alle aufstehen und ganz viel kämpfen."

Bei der Gruppe stand auch Gert Reichel. Er sagte, er habe Angst vor dem Erstarken der AfD in Sachsen. Seine große Befürchtung ist, "dass, wenn die AfD an die Macht kommt, es dann losgeht wie im Dritten Reich." Deswegen wolle er auch in Zukunft immer wieder zu Demonstrationen gehen.

Ärztinnen und Ärzte gegen Antisemitismus

Barbara Ettrich und Enrico Ullmann sind Psychotherapeuten und führen eine gemeinsame Praxis in Leipzig. Sie haben im Oktober die Initiative "Ärztinnen und Ärzte gegen Antisemitismus" mitgegründet. Ettrich sei es wichtig gewesen zum Protest zu kommen, weil nach den großen Demonstrationen gegen die AfD das Interesse am Thema zurück gegangen sei. "Deshalb finde ich es um so wichtiger, jede Möglichkeit zu nutzen und seine Stimme zu erheben."

Enrico Ullmann war aus dem gleichen Grund wie die Psychotherapeuten da. Darüber hinaus bewege ihn aber auch ein persönliches Thema: Er sei Jude und wollte eigentlich gerne den AfD-Landtagsabgeordneten Carsten Hütter, der bei der Veranstaltung in der Alten Börse sei, mit einer Frage konfrontieren. "Hütter hat im Landtag eine Kleine Anfrage zum Thema Beschneidungen gestellt. Als Jude in Leipzig interessiert es mich, warum Herr Hütter wissen möchte, wie viele Fälle es von medizinisch- oder religiösmotivierten Beschneidungen gab." Leider habe er nicht die Möglichkeit gehabt, sagt Ullmann, dass er Hütter fragen konnte.

MDR (lev)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 27. März 2024 | 06:30 Uhr

17 Kommentare

hier und da vor 4 Wochen

Ich habe keine Defizite im Umgang mit Zahlen offenbart. Sie nachweislich schon. Herr Wanderwitz ist kein Ostbeauftragter mehr und das ist gut so. Der Grund fur seine Abberufung waren eben auch diese Aussagen. Schauen Sie sich doch die Zahlen in Thüringen und Sachsen an.... Ach so mit Zahlen haperts ja bei Ihnen.

Fakt vor 4 Wochen

@hier und da:

Na ja, Sie geben jedenfalls zu, dass Sie eine rechtsextreme Truppe gut finden. Und zu den Umfrgen zur afd im Osten: es hat ja schon ein früherer Ostbeauftragter der Bundesregierung seinerzeit festgestellt, dass viele im Osten es mit der Demokratie nicht so haben. Wobei man allerdings feststellen muss, dass auch das Gros der Ostdeutschen die Blaubraunen nicht wählt.
Die Zahlen stammen übrigens nicht von mir, sondern von den relevantesten Umfrageinstituten. Und die Defizite gebe ich gern an Sie zurück, da sind sie wohl besser aufgehoben.

hier und da vor 4 Wochen

Ich bin am Ossi und da sieht es mit dem Zuspruch für die AfD schon ganz anders aus, und das werter Fakt ist auch gut so ! Und was Ihre Zahlen betrifft.... hatten Sie ja schon Ihre Defizite offenbart.
Trotz allem wünsche ich Ihnen ein frohes Osterfest (sofern Sie dies feiern) und bleiben Sie gesund.

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