Gil Ofarim
Eine weitere Anklage gegen den Sänger Gil Ofarim wurde zugelassen. (Archivbild) Bildrechte: imago images/Future Image

Antisemitismus-Vorwürfe Weitere Anklage gegen Sänger Gil Ofarim

12. September 2023, 14:41 Uhr

Es war ein Video, das deutschlandweit für Schlagzeilen sorgte: Der Sänger Gil Ofarim steht vor dem Leipziger Westin-Hotel und berichtet von antisemitischen Äußerungen eines Hotelmitarbeiters. Die Aufregung ist groß, doch es finden sich keine Zeugen für die Aussage. Danach gerät der Musiker selbst unter Druck - ihm wird Verleumdung vorgeworfen. Am Montag kam eine weitere Anklage hinzu. Insgesamt zehn Termine hat das Landgericht Leipzig vorgesehen.

In Leipzig beginnt am 7. November vor der 6. Strafkammer des Landgerichts der Prozess gegen Gil Ofarim. Der Musiker muss sich gut zwei Jahre nach einem Vorfall in einem Leipziger Hotel wegen mutmaßlicher falscher Verdächtigung und Verleumdung verantworten, wie das Landgericht am Montag in Leipzig mitteilte. Zudem ließ es eine weitere Anklage der Staatsanwaltschaft vom 19. August 2022 zu. Dabei geht es um den Vorwurf einer falschen Versicherung an Eides statt in zwei Fällen. Einmal geht es um Betrug und einmal um versuchten Betrug.

Hintergrund sind zwei Anträge zum Erlass von einstweiligen Verfügungen bei den Landgerichten Köln und Leipzig, mit denen Presseveröffentlichungen untersagt werden sollten. In Sachsen sei nur die "Leipziger Volkszeitung" betroffen, so Pressesprecher Johann Jagenlauf auf Anfrage von MDR SACHSEN.

Der Anwalt von Gil Ofarim, Alexander Stevens, sagte t-online am Dienstag: "Sie betrifft den gleichen Sachverhalt und ist die Kehrseite ein und derselben Medaille." Eine gemeinsame Verhandlung aller strafrechtlich relevanten Vorgänge bezeichnete er als konsequent. Insgesamt bestätigte das Gericht den im Sommer angekündigten Verhandlungsbeginn am 7. November.

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Zehn Termine vom 7. November bis zum 7. Dezember

Bis zum 7. Dezember sind weitere neun Termine angesetzt. Vorgesehen ist der Sitzungssaal 115 - der Schwurgerichtssaal mit rund 100 Plätzen. Die stellvertretende Pressesprecherin für Strafsachen am Landgericht, Katrin Seidel, sagte MDR SACHSEN, man werde "so viel Presse wie möglich" zulassen. Dabei wolle man auch technische Möglichkeiten nutzen.

Ofarim hatte Anfang Oktober 2021 einem Leipziger Hotelmitarbeiter antisemitische Äußerungen vorgeworfen und damit eine deutschlandweite Diskussion ausgelöst. Die Ermittlungen gegen den Mitarbeiter wurden eingestellt. Er ist nun Nebenkläger im Prozess.

Gerichtsprozess schon für 2022 geplant

Der Gerichtsprozess sollte bereits vorigen Herbst stattfinden, platzte jedoch. Nach Angaben des Landgerichts hatte die Verteidigung von Ofarim den Vorsitzenden der Kammer wegen des Verdachts der Befangenheit abgelehnt. Das Oberlandesgericht Dresden lehnte die Beschwerde ab. Dennoch wird der Prozess von einem anderen Vorsitzenden eröffnet, da sich die Geschäftsverteilung innerhalb des Gerichtes geändert habe. Darüber entschied nach Auskunft von Katrin Seidel das Präsidium des Landgerichts Leipzig.

Staatsanwaltschaft zweifelt Ofarims Aussagen an

Bekannt wurde Gil Ofarims Fall durch ein viral gegangenes Video. Am 4. Oktober 2021 schilderte er, dass ein Mitarbeiter des Leipziger Luxus-Hotels Westin ihn aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen. Vorher habe er nicht einchecken dürfen, erklärt Ofarim im Video. Er erstattete später Anzeige.

Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Leipzig hat sich der Vorfall aber so nicht zugetragen. Es wurden zahlreiche Zeugen befragt und die Aufnahmen von Überwachungskameras im Hotelbereich ausgewertet. Der betroffene Mitarbeiter hatte Anzeige erstattet und tritt laut Gericht als Nebenkläger auf. Dem Musiker wird falsche Verdächtigung und Verleumdung vorgeworfen. Für Ofarim gilt laut Gericht bis zum Abschluss des Verfahrens die Unschuldsvermutung.

Gil Ofarim wurde in München geboren, er ist der Sohn des 2018 gestorbenen israelischen Sängers Abi Ofarim.

MDR (cke/phb)/dpa/epd

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 14. Juli 2023 | 19:00 Uhr

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