Baustelle Grundschule Am Wiesenhügel Erfurt
Archivbild: Die Grundschule "Am Wiesenhügel Erfurt" wurde 2022 saniert. Bildrechte: MDR/Jonas Wölke

Bildung Schulbau in Erfurt soll durch Generalunternehmen schneller vorangehen

16. Juli 2023, 05:00 Uhr

Zu wenige Schulplätze und zahlreiche sanierungsbedürftige Gebäude: Die Stadt Erfurt hat beim Thema Schulen großen Nachholbedarf. Das Schulsanierungsprogramm ist zwar im Gange, aber auch hier gibt es Verzögerungen. Abhilfe soll nun die Auslagerung an Generalunternehmen schaffen.

Gerade so haben alle Erfurter Schüler für das kommende Schuljahr einen Platz bekommen. Dafür mussten unter anderem neue Klassenzüge geschaffen werden, obwohl die Schulen sowieso schon überfüllt sind. Für das kommende Schuljahr wird das nicht wieder funktionieren. Laut Werner Ungewiß, Leiter des Amtes für Bildung in Erfurt, braucht es 2024 wenigstens zwei neue Schulen beziehungsweise Schulgebäude.

Dabei steckt die Stadt aktuell noch voll in der Sanierung der bereits vorhandenen Schulen. Der Umzug der Grundschule Gispersleben hat sich bereits um ein Jahr - von diesem Sommer auf den Sommer 2024 - verschoben. Baudezernent Matthias Bärwolff (Linke) hat mit seinen Beschäftigten aber nun eine Möglichkeit gefunden, wie es schneller vorangehen kann: durch Ausschreibungen an Generalunternehmen.

So funktioniert das Bauen mit Generalunternehmen

Das bedeutet, dass nicht jede Leistung für ein Bauprojekt über das sogenannte Einzellosverfahren läuft, sondern ein Generalunternehmen ein gesamtes Projekt übernimmt. Die Stadt bleibt dennoch Bauherr. Man habe mit diesem Vorgehen bereits gute Erfahrungen beim Schulbau in Hochheim und Kerspleben gemacht, so Bärwolff. "Die Koordination auf der Baustelle wird für uns so deutlich einfacher, die Verwaltung wird entlastet", sagt der Baudezernent.

An einem großen Gebäude mit vielen Kindern davor wird eine Richtkrone aufgezogen.
Archivbild: Richtfest an der Gemeinschaftsschule in Hocheim (2021) Bildrechte: MDR/Stadtverwaltung Erfurt

Mit dem bisherigen Einzellosverfahren gebe es außerdem häufiger Probleme: "Wir bekommen häufig qualitativ niedrige Angebote, teilweise wurde nicht geliefert, dann waren Unternehmen insolvent", sagt Bärwolff. Das alles habe zu Verzögerungen auf den Baustellen geführt. Übernimmt ein Generalunternehmen das Bauprojekt, hafte auch der Generalunternehmer für etwaige Verzögerungen, erklärt der Dezernent.

Diese Schulen sollen von Generalunternehmen saniert werden

Aufgrund der überwiegenden Vorteile hat die Verwaltung nun gleich für mehrere Projekte Ausschreibungen an Generalunternehmen vorbereitet. Darunter sind das Ausweichobjekt in der Vilniuser Straße, die Gemeinschaftsschule 9 "Am Hirnzigenpark", die Astrid-Lindgren-Grundschule in Melchendorf, vier Schulsporthallen sowie die geplanten neuen Schulbauten in der Greifswalder Straße und in der Blumenstraße.

Der Neubau in der Blumenstraße ist wegen der dort lebenden Hamster-Population noch nicht abschließend geklärt. Ohne die Blumenstraße kommen die Ausschreibungen für die Generalunternehmen auf eine Gesamtsumme von rund 150 Millionen Euro. Das Geld dafür sei im Haushalt vorgesehen, so Bärwolff.

Projektstart 2024 - wenn der Bauausschuss zustimmt

Nun muss Ende Juli noch der zuständige Ausschuss dem Vergabeverfahren zustimmen. Das erste Projekt, der Bau des Ausweichobjekts in der Vilniuser Straße, könnte dann 2024 starten - wie im Schulsanierungsprogramm vorgesehen. Ohne die Generalunternehmen wäre es wohl nicht möglich, den Plan einzuhalten.

Matthias Bärwolff redet mit einem Mann.
Baudezernent Matthias Bärwlff (Linke): "Ich habe von Anfang an gesagt: Wir machen das so pragmatisch wie möglich". Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

"Ich habe von Anfang an gesagt: Wir machen das so pragmatisch wie möglich", sagt Bärwolff mit Blick auf das Sanierungsprogramm. Der pragmatische Weg seien nun die Generalunternehmen. Dass es damit erst jetzt losgeht, sei rechtlichen Hürden geschuldet, so der Dezernent. "Als Kommune sind wir an bestimmte Ausschreibungsmechanismen gebunden, der Weg mit den Generalunternehmen ist nur mit stichhaltigen Begründungen möglich", erklärt der Dezernent. Doch nun sehe es gut aus: "Ich bin sehr optimistisch, dass der Ausschuss zustimmt und wir in der zweiten Jahreshälfte ausschreiben können", sagt Bärwolff. Den betroffenen Schülern, Lehrern und Eltern wäre es jedenfalls zu wünschen.

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MDR (nis)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 15. Juli 2023 | 18:10 Uhr

10 Kommentare

martin vor 42 Wochen

Besten Dank. Wie erfährt die interessierte Öffentlichkeit die Antwort? Wird sie dann hier veröffentlicht oder bin nur ich die interessierte Öffentlichkeit und erfahre es per Mail oder .....?

martin vor 42 Wochen

@MDR: Ist der Redaktion bekannt, ob der GU "nur" mit den Ausführungsleistungen beauftragt werden soll oder ob er auch als Generalplaner eingesetzt wird?

martin vor 42 Wochen

Richtig ist, dass jeder GU mit einem Risikoaufschlag kalkuliert und sich die erbrachten zusätzlichen Dienstleistungen honorieren lässt und damit ist ein GU in der Regel teurer als die Vergabe in Einzellosen. Für die Bauverwaltung als Vertretung des Bauherrn ist ein GU allerdings eine deutliche Entlastung. Wenn es also darum geht, dass die Leistungen möglichst termingerecht bei unzureichenden personellen Ressourcen der Bauverwaltung erbracht werden sollen, ist ein GU m.M.n. eine sinnvolle Lösung. Auch das Personal in der Verwaltung kostet Geld und qualifiziertes zur (übergangsweisen) Aufstockung dürfte faktisch nicht zu bekommen sein.

Darüber hinaus ist ein GU i.d.R. auch schneller, da er die Subunternehmen nicht zwingend nach den Vergaberegeln des ÖD beauftragen muss.

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