Bleicherode Leichtes Erdbeben in Thüringen: Die wichtigsten Infos

01. März 2023, 22:28 Uhr

Am Wochenende hat es in Bleicherode in Nordthüringen ein leichtes Erdbeben gegeben. Es war das stärkste Beben in Thüringen seit über einem Jahr. Was bisher zu den Hintergründen bekannt ist.

In Bleicherode im Kreis Nordhausen hat am Wochenende die Erde leicht gebebt. Wie die "Thüringer Allgemeine" berichtet, war am Samstag gegen 1:51 Uhr eine relativ deutliche Erschütterung zu spüren.

Die Universität Jena stellte zunächst einen Wert von 1,6 auf der Richterskala zur Stärke von Erdbeben fest und zeichnete die seismischen Aktivitäten auf. Schon damit war das Erdbeben das stärkste in ganz Thüringen seit Dezember 2021. Später wurde das Beben auf eine Stärke von 2,0 heraufgestuft.

Zum Ausklappen: Wie wird die Stärke eines Erdbebens gemessen?

Mit der Richterskala wird die Stärke von Erdbeben gemessen. Diese Stufen gibt es:

  • Stärke 1 bis 2: "Mikro" oder "extrem leicht" - schwaches Beben, nur mit Instrumenten nachzuweisen
  • Stärke 3: "sehr leicht" - Erdbeben nur in der Nähe des Epizentrums spürbar
  • Stärke 4 bis 5: "leicht" und "mittelstark" - 30 Kilometer um das Zentrum spürbar, leichte Schäden
  • Stärke 6: "stark" - Tote und schwere Schäden in dicht besiedelten Regionen
  • Stärke 7: "groß" - in weiten Gebieten stürzen durch das Erdbeben Häuser ein, viele Tote
  • Stärke 8: "sehr groß" - Verwüstung im Umkreis Hunderter Kilometer, sehr viele Tote
  • Stärke 9: "extrem groß" - Zerstörung in Bereichen von Tausenden Kilometern
  • Stärke 10: "globale Katastrophe" - noch nie registriert

Erdbeben fand 300 Meter unter Grubengebäude statt

Professor Ulrich Wegler von der Universität Jena erklärte MDR THÜRINGEN, dass solch ein Wert noch eine relativ geringe Erschütterung sei. Jedoch ist auch die Herdtiefe ein wichtiger Faktor. So muss zwischen flachen und tiefen Erdbeben unterschieden werden. Das Beben in Bleicherode habe in einer Tiefe von einem Kilometer stattgefunden - und damit etwa 300 Meter unterhalb des Grubengebäudes, schreibt Peter Davids, Geschäftsführer des Bergbau-Unternehmen Deusa, auf MDR THÜRINGEN-Nachfrage. 

Zusammenhang mit Kalibergbau?

Derzeit wird geprüft, ob es einen Zusammenhang mit dem Kalibergbau in der Region gibt. Ein Zusammenhang mit dem Salzabbau liege aufgrund der räumlichen Nähe zum Erdbebenherd nahe, heißt es beim zuständigen Thüringer Landesbergamt. Frühere Sprengungen im Bergwerk sind in der Region bemerkt worden. Dennoch sei das Beben am Samstag anders gewesen, teilte Björn Degenhardt, Steiger im Bergwerk Bleicherode, mit, weil das Beben im liegenden Gestein stattfand. Das ist der Bereich unter dem Bergwerk.

Keine Beschädigungen bei Nordthüringer Erdbeben

Geplant ist jetzt, die Beobachtungen der Anwohner mit Fragebögen zu dokumentieren. Am Wochenende hatte es keine Zerstörungen in Bleicherode gegeben. Bei manchen haben jedoch Gläser im Schrank geklirrt oder Möbel gewackelt, heißt es auf dem Portal Internetportal Erdbebennews. Zudem habe es einen lauten Knall gegeben, dem Portal nach ebenfalls ein Hinweis auf ein kleineres, sehr nahe an der Oberfläche liegendes Erdbeben.

Das Empfinden des Bebens nahe der Oberfläche wird mit einer eigenen Skala abgefragt. Bei dem Erdbeben am Wochenende war dies im Bereich der Stufe 4. Bereits bei einem Wert von 5 kann es zu kleineren Schäden am Häuserputz kommen. Diese Skala verläuft ab einer Intensität von 1 (keine Auswirkungen) bis zur 12 (vollständige Verwüstung).

In Mitteldeutschland bebt die Erde dabei immer wieder: Allein seit dem Januar 2021 bis Ende Februar wurden in Mitteldeutschland 90 Erdbeben mit einer Stärke zwischen 1,4 und 2,0 aufgezeichnet.

Wo werden Erdbeben in Thüringen registriert

Die Erdbebenaktivität im Thüringer Südharz und im Werra-Kaligebiet in Westthüringen ist nach Angaben des Landesbergamtes an den Kalibergbau gebunden. Allgemein konzentrieren sich Erdbeben demnach jedoch vor allem auf Ostthüringen.

Im Grenzbereich zu Sachsen und Sachsen-Anhalt würden immer wieder schwache Erdbeben unterhalb der Fühlbarkeitsschwelle registriert. Kleinere Erdbeben ereignen sich jedoch vor allem im sogenannten "Vogtländischen Schwarmbebengebiet", also im thüringisch-sächsischen Vogtland sowie im tschechischen Westböhmen. Schwach fühlbare Beben gibt es in Thüringen dabei vor allem in dem Gebiet um Gera, Ronneburg, Weida, Seelingstädt. Zuletzt wurde am Dienstag ein sehr kleines Beben bei Oelsnitz in Westsachsen registriert.

Anmerkung der Redaktion: Einige Tage nach dem Beben wurde es mit 2,0 statt wie zunächst angegeben mit 1,6 auf der Richterskala bewertet. Wir haben diese Stelle im Text ergänzt.

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MDR (mch/TK/rom)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten Nordthüringen | 27. Februar 2023 | 13:30 Uhr

7 Kommentare

Tschingis1 am 01.03.2023

@Jedimeister Joda
Ich empfehle die Seite des BGR

"Der Erdbebenkatalog für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland mit Randgebieten in computerlesbarem Format wurde erstmals 1978 von der BGR vorgestellt. Seither ist der Katalog ständig verbessert und erweitert worden und enthält jetzt 12.667 Erdbeben für den Zeitraum 800 bis 2008."

Damit wäre ihre Grundaussage widerlegt.

Erichs Rache am 28.02.2023

@JJ

Mir deucht zwischen "Bei manchen haben jedoch Gläser im Schrank geklirrt oder Möbel gewackelt" und "unsere Infrastruktur schädigt unsere Autos zerstört und unsere Böden unfruchtbarer macht" liegen WELTEN. :-)))

Monazit am 28.02.2023

Ehe sie über den Bergbau an sich herziehen, sollten sie schon unterscheiden:

Kalibergbau: Förderung von Kalisalzen zur Düngerherstellung
Steinsalzbergbau: Förderung von Streu- und Speisesalz.

So und was meinen sie jetzt mit "Kaum 130 Jahre Bergbau nach Salz das unsere Infrastruktur schädigt unsere Autos zerstört und unsere Böden unfruchtbarer macht" Nur meckern kann jeder.

Das Erdbeben wird wohl durch veränderte Spannungszustände im Gebirge in Folge der geschaffenen Hohlräume im Hangenden entstanden sein. Solche Beben werden in Anzahl und Intensität bei der Planung, dem Betrieb und der Verwahrung von Bergwerken mit einkalkuliert und da es offensichtlich keine Schäden gab, ist doch alles gut.

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