Der Nordhäuser Oberbürgermeister Kai Buchmann lächelt nach der gewonnenen Wahl
Nach den Oberbürgermeister-Stichwahlen in Nordhausen: Sieger Kai Buchmann. Bildrechte: MDR/Armin Kung

Alle Infos zur Wahl Oberbürgermeister-Stichwahl in Nordhausen: Buchmann gewinnt gegen AfD-Herausforderer

25. September 2023, 08:32 Uhr

Der parteilose Kai Buchmann kann Oberbürgermeister in Nordhausen bleiben. Er gewann am Sonntag überraschend die Stichwahl gegen seinen Herausforderer Jörg Prophet von der AfD. Die Thüringer Spitzen von CDU, Linke und Grünen sowie der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora reagierten erleichtert. AfD-Landeschef Höcke räumte eine Niederlage ein.

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Der parteilose Kai Buchmann kann Oberbürgermeister in Nordhausen bleiben. Er setzte sich am Sonntag in der Stichwahl gegen Jörg Prophet von der AfD durch. Buchmann kam nach dem vorläufigem Ergebnis auf 54,9 Prozent der Stimmen, Prophet auf 45,1 Prozent. Damit verliert die AfD die Oberbürgermeister-Wahl, obwohl deren Kandidat nach dem ersten Wahlgang noch deutlich vor dessen Mitbewerbern lag.

Keine Fortsetzung von AfD-Erfolgsserie

Die AfD hatte sich das Ziel gesetzt, in Nordhausen den ersten Oberbürgermeister-Posten Deutschlands zu besetzen. Mit der Niederlage kann die AfD ihre Erfolgsserie bei Kommunalwahlen in Ostdeutschland nicht fortsetzen.

Kopf-an-Kopf-Rennen während Stimmenauszählung

Während der Stimmenauszählung hatten sich die beiden Kandidaten über lange Zeit ein äußerst enges Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert, lagen zeitweise beide bei exakt 50 Prozent.

Die Auszählung der Stimmen wurde im Rathaus immer dann mit Applaus begleitet, wenn Amtsinhaber Buchmann vorn lag. Favorit Prophet räumte dann am Abend bereits vor der Bekanntgabe des Endergebnisses seine Niederlage ein und gratulierte dem Wahlsieger. In der Innenstadt gab es kleinere Freudenkundgebungen.

Buchmann für weitere sechs Jahre gewählt

Buchmann ist seit Oktober 2017 Oberbürgermeister in Nordhausen, das mehr als 41.000 Einwohner hat. Er wurde nun für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt. Buchmann bezeichnete den Ausgang der Stichwahl als "gutes Ergebnis". Es gehe jetzt darum, die Spaltung in der Stadt zu überwinden, sagte er.

Die Wahlbeteiligung lag bei 59,3 Prozent. Insgesamt waren 33.000 Nordhäuser wahlberechtigt. Zuweilen mussten Nordhäuser vor der Abgabe ihrer Stimmen auch für kürzere Zeit anstehen.

Thüringer Parteispitzen und Gedenkstätte reagieren erleichtert

Vertreter von Linkspartei, SPD, Grünen und CDU zeigten sich erleichtert über den Wahlausgang. Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) gratulierte Buchmann zu seiner Wiederwahl und erklärte: "Danke Nordhausen." CDU-Landeschef Mario Voigt sagte nach der Wahl, Nordhausen und seine Bürger hätten ein wichtiges Zeichen gesetzt. Das Wahlergebnis sei eine Niederlage für die gesamte AfD.

Die Landesvorsitzenden der Linken, Christian Schaft und Ulrike Grosse-Röthig, sehen in dem Wahlausgang "eine Absage der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Nordhausen an nationalistische und rechte Ideologien und damit auch eine Absage an die AfD." Die Linke bot Wahlsieger Buchmann im Nordhäuser Stadtrat eine konstruktive Zusammenarbeit an. SPD-Chef Georg Maier sprach von einer "guten Nachricht aus Nordhausen". Die "klare Haltung vieler Akteure und eine laute Zivilgesellschaft" hätten das Ergebnis des ersten Wahlgangs gedreht, sagte Maier. 

Die Landessprecher der Thüringer Grünen, Ann-Sophie Bohm und Max Reschke, dankten der "engagierten Zivilgesellschaft" in Nordhausen. Mit der Wiederwahl Buchmanns würden viele Menschen "eine echte Erleichterung" verspüren. "Es macht Mut, dass die AfD nicht ohne Weiteres ein Amt nach dem anderen erobern kann."

Die Leitung der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora reagierte erleichtert auf den Wahlausgang. Stiftungsdirektor Jens-Christian Wagner sagte: "Die Nordhäuserinnen und Nordhäuser haben sich am Sonntag in ihrer Mehrheit für eine weltoffene, vielfältige Stadt entschieden, die sich ihrer historischen Verantwortung bewusst ist." Die Gedenkstätte werde sich weiterhin dafür einsetzen, "dass Nordhausen eine weltoffene Stadt bleibt, die sich kritisch mit ihrer Geschichte im Nationalsozialismus auseinandersetzt und die Opfer des NS-Terrors würdigt."

Wagner hatte dem AfD-Kandidaten Prophet im Vorfeld eine "geschichtsrevisionistische Ideologie" vorgeworfen. Er diskreditiere die demokratische Erinnerungskultur unter anderem "Schuldkult" und setze den britischen Luftangriff auf Dresden, den er als "Morde von Dresden" bezeichne, mit dem Vernichtungslager Auschwitz gleich.

Thüringer AfD-Vorsitzender Höcke gesteht Niederlage ein

Ganz anders dagegen fiel die Reaktion des Thüringer AfD-Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke aus. "In der Politik liegen Sieg und Niederlage ganz eng beisammen", schrieb er bei X. Allerdings solle diese Niederlage seine Partei "nicht zu sehr schmerzen, denn auch sie zeigt, dass Thüringen und Deutschland auf Kurs 'Normalisierung' sind". Später äußerte Höcke "ganz subjektiv" Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Briefwahlen, ohne die Gründe dafür weiter zu belegen.

Bei der Oberbürgermeisterwahl am 10. September hatte keiner der sechs Kandidaten die erforderliche 50-Prozent-Marke geschafft. Prophet hatte mit 42,1 Prozent die meisten Stimmen geholt, gefolgt von Buchmann mit 23,7 Prozent. Damals gab es laut Stadt eine Wahlbeteiligung von 56,4 Prozent.

Alle Hintergründe zur Stichwahl in Nordhausen

MDR (kung/dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 24. September 2023 | 12:00 Uhr

107 Kommentare

Ilse vor 31 Wochen

knarf

Man könnte mal öffentliche Leute kennenlernen, die sonst nicht von den Medien hofiert werden u. doch die letzte Hoffnung der sogenannten Demokraten sind.

emlo vor 31 Wochen

@W.Merseburger: Diese Straßenbahn-Schmierer, die ich übrigens völlig abartig finde, standen aber nicht zur Wahl zum Oberbürgermeister. Warum sollte also in Artikeln zur Oberbürgermeisterwahl in Nordhausen über Linksextremismus berichtet werden?
Ihr übriges Opferrollen-Geschwafel (die bösen Medien berichten negativ über die AfD und deshalb hat der AfD-Mann nicht gewonnen) können Sie getrost stecken lassen! Die Wähler sind sehr wohl in der Lage, sich ihre eigene Meinung zu bilden.

emlo vor 31 Wochen

@Dermbacher: Auch wenn ich glaube, dass Sie sich mit Absicht unwissend stellen: "g" steht für "gegen". Den Rest dieser "Denksportaufgabe" überlasse ich Ihnen.

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