Friedrich Melchior Grimm 7 min
Friedrich Melchior Grimm war ein literarischer Influencer des 18. Jahrhunderts. In Gotha widmet sich eine internationale Tagung seinem Leben und Werk. Bildrechte: IMAGO / UIG
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Eine Tagung in Gotha widmet sich Friedrich Melchior Grimm, einem literarischen Influencer des 18. Jahrhunderts. Anlässlich seines 300. Geburtstages wollen die Forschenden die Rolle Gothas in seinem Schaffen erkunden.

MDR KULTUR - Das Radio Mi 27.09.2023 15:30Uhr 06:49 min

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Internationale Tagung Influencer des 18. Jahrhunderts - Friedrich Melchior Grimm in Gotha

27. September 2023, 18:13 Uhr

Friedrich Melchior Grimm war der wohl wichtigste Vermittler von französischer Literatur und Kultur nach Deutschland im 18. Jahrhundert. Er war mit Diderot und Rousseau befreundet, ein Förderer Mozarts und Kunsteinkäufer für Katharina die Große. Er verbrachte die letzten 15 Jahre seines Lebens in Gotha, wo er auch starb. Anlässlich seines 300. Geburtstages widmet sich eine internationale Tagung bis 30. September dem Wirken und Leben Grimms. Teilnehmende aus Paris, Oxford und Montréal sind zu "Grimm in Gotha und Paris" angereist.

Was er schrieb, hatte Gewicht. "Friedrich Melchior Grimm ist sehr bedeutend, weil er der wahrscheinlich wichtigste Vermittler französischer Literatur und Kultur nach Deutschland im 18. Jahrhundert war", sagt Markus Meumann, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Forschungszentrums Gotha. Friedrich Melchior, nicht näher verwandt mit den Gebrüdern Grimm, berichtete von 1753 bis 1792 aus Paris über das künstlerische Leben, die Kunstszene sowie Trends und später auch über das soziale und politische Geschehen in ganz Frankreich. Zu seinen Freunden zählten die Philosophen Diderot und Rousseau.

Seine handgeschriebenen Korrespondenzen (im Original: "Correspondance littéraire, philosophique et critique") waren äußerst beliebt und einflussreich - vom Hofe des Herzogspaares in Gotha bis zur Zarin Katharina der Großen. Bis zu 15 verschiedene deutsche und europäische Höfe verfolgten regelmäßig Grimms Neuigkeiten aus den Pariser Salons.

Gebäude des Forschungszentrums in Gotha, ein mehrstöckiges Gebäude mit gräulicher Fassade und weiß verzierten Fenstern.
Das Forschungszentrum Gotha richtet die internationale Tagung zu Friedrich Melchior Grimm aus. Bildrechte: Marcus Glahn

Herzogliche Bibliothek in Gotha kauft Grimms Empfehlungen

Grimm kann durchaus als Influencer seiner Zeit beschrieben werden, sagt Meumann. "Unter anderem hat er Bücher besprochen und wir wissen hier aus Gotha, dass etwas mehr als die Hälfte von diesen Büchern dann auch für die herzogliche Bibliothek angekauft wurde." So hätten sich die Gothaer von den rund 300 Buchbesprechungen der Correspondance pro Jahr etwa 170 aus Paris schicken lassen, erklärt der Wissenschaftler. Ähnliches gilt für die Kunst – auch hier hat Grimm den Pariser Geschmack an die deutschen und europäischen Höfe gebracht, selbst an die russische Zarin Katharina die Große vermittelte er Kunstwerke.

Friedrich Melchior Grimm, schwarz-weiß Zeichnung eines Mannes im langen Frack, mit Perücke.
Friedrich Melchior Grimm war zur Zeit der Aufklärung ein Experte für französische Literatur. Mit den Brüdern Grimm ist er nicht verwandt. Bildrechte: IMAGO / UIG

Internationales wissenschaftliches Interesse an Grimm

Seine Aufzeichnungen zählen in ihrer Dichte und Überlieferung zu wichtigen, unentbehrlichen Dokumenten für die frühere Sozialgeschichte Frankreichs. Die internationale Tagung "Grimm in Gotha und Paris" will zunächst eine Bestandsaufnahme der Grimm-Forschung vornehmen, die sehr international aufgestellt ist. "Unser zweiter Fokus ist die Rolle Gothas herauszufiltern", so Meumann, "denn Grimm hat nicht nur die letzten 15 Jahre seines Lebens im Wesentlichen in Gotha verbracht, sondern er wurde eben auch in seiner Pariser Zeit von Gotha aus gefördert und auch bezahlt."

An der Tagung in Gotha nehmen unter anderem Forschende aus Montréal, Paris und Oxford teil. Meumanns Ziel ist es über französische Literaturwissenschaft hinaus, die bedeutende Rolle von Friedrich Melchior Grimm allgemein in der Aufklärungsforschung in Deutschland bekannter zu machen.

Redaktionelle Bearbeitung: lig

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Nachmittag | 27. September 2023 | 17:10 Uhr

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